Eine für alle

Weniger ergiebig sind die Chroniken der Schulen in Werringsen und Wimbern, wenn es um die neu erbaute Schule Barge geht, die 1938 eingeweiht wurde. In den Werring­ser Aufzeichnungen ist lediglich vermerkt:

Ein neu erbautes Gebäude steht allein auf weiter Flur
Der Schulneubau an der Grenze zwischen Wimbern und Barge wenige Tage vor der offiziellen Einweihung im Jahr 1938.

Zu der am 1. Nov. 1938 eingeweihten Schule in Barge gehören die Kinder aus Werringsen, Barge, Nie­derbarge, Korbe, Rohaus, Wimbern, Lütgenheide, die beiden Schulen zu Werringsen und Wimbern sind aufgehoben worden.

Chronik der Schule Werringsen, ab 1939 Barge

Wesentlich informativer sind hier zwei Zeitungsberichte, die der Chronik beiliegen. Anlässlich der Grundsteinlegung schrieb die „Mendener Zeitung“ am 12. November 1937:

In schöner Landschaft zwischen Barge und Wimbern, etwa 250 m von dem schmucken Dorfkirchlein entfernt, soll die neue zweiklassige Schule mit Lehrer- und Schulwärterwohnung errichtet werden. Bauherr ist der Schulverband Oesbern-Wimbern.

Am 9. November d. J., 10 Uhr morgens erfolgte im Beisein von Vertretern der Regierung und des Landratsamts, des Amtsbeigeordneten, der Bürgermeister, Gemeinde- und Schulbeiräte der Gemeinden Oesbern und Wimbern, des Ortspfarrvikars, Vertretern der Presse u.a. die Grundsteinlegung.

Tannengrün und Flaggenschmuck umrahmte die Baustelle. Die Schulkinder aus Oesbern, Werringsen und Wimbern standen mit ihren Lehrern in Reih und Glied und warteten mit blanken Augen der Dinge, die da kommen sollten.

Pünktlich trafen trotz des Regens die Gäste ein, freudig begrüßt von dem Vorsitzenden des Schulverbandes, Amtsbürgermeister Friderici.

Er führte aus, daß er mit Absicht die Feier der Grundsteinlegung auf den für die deutschen Menschen so bedeutungsvollen 9. November gelegt habe. Er gab, sich besonders an die Jugend wendend, in kurzen Umrissen eine Schilderung der Vorgänge am 9. November 19231 und gedachte in bewegten Worten der 16 Helden, die für das Dritte Reich ihr Leben ließen. Jetzt gelte es, uns ihrer Opfer dankbar und würdig zu erweisen und das Dritte Reich aufzubauen. Das Fundament sei unsere Jugend. Sie würde die Zukunft Deutschlands gestalten. Voraussetzung für die entsprechende Erziehung sei die Schaffung gesunder Schulverhältnisse und er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß es mit Hilfe der Regierung und des Herrn Landrats möglich gemacht worden sei, auch hier in Wimbern eine neue Schule erstellen zu lassen. Er dankte allen, die dazu beigetragen, den Plan zu verwirklichen und sprach den Wunsch aus, daß der Bau rüstig voranschreiten und die Schule alle an sie gestellten Erwartungen erfüllen möge.

Sodann verlas Amtsbürgermeister Friderici die Urkunde. Sie hat folgenden Wortlaut:

„Im vierten Jahre des Dritten Reiches, des Jahres 1937 nach christl. Zeitrechnung unter der Regierung des großen Führers und Reichkanzlers Adolf Hitler wurde, dem Zuge der Zeit folgend, unter der Devise „Ohne gute Schulen keine gesunden Kinder“ die zweiklassige Schule mit Lehrer- und Schulwärterwohnung errichtet.

Der Platz, auf dem der Bau erstellt wird, wurde bei der im Jahre 1930/31 durchgeführten Separation in der Gemeinde Wimbern als Schulland des gesamten Schulverbandes Oesbern-Wimbern ausgewiesen. Am heutigen Tag – an dem vor 14 Jahren 16 Deutsche Freiheitskämpfer der Nationalsozialistischen Bewegung vor der Feldherrnhalle in München durch die Kugeln der Reaktion im treuen Glauben an die Wiederauferstehung ihres Volkes ihr Leben ließen – erfolgte die Grundsteinlegung dieser Schule und gleichzeitig die feierliche Übergabe und Eröffnung der fertiggestellten neuen Schule in Sümmern. Durch den Bau dieser Schule soll die seit dem Jahre 1851 in Werringsen bestehende einklassige Schule aufgehoben werden, um ein Mehrklassensystem einzuführen, wodurch eine bessere Ausbildung der Kinder gewährleistet ist.

Die Baukosten für das Gebäude einschließlich der Herrichtung des Schulplatzes sind auf rund 60000 R. M. veranschlagt. Etwa 80 Prozent der Gesamtkosten sind vom Staate zur Verfügung gestellt worden. Der Bau wird nach dem vom Amtsbauamt in Menden aufgestellten Entwurf unter Leitung des Amtsbaumeisters Wilhelm Heymann und dessen Mitarbeiter Franz Treese aus Menden ausgeführt.

In der neuen Schule werden die Kinder aus Wimbern, Werringsen, Barge und Niederbarge untergebracht, deren Zahl gegenwärtig 76 beträgt. Zur Zeit ist Oberpräsident der Provinz Westfalen Freiherr von Lünink; Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg: Dr. Runte, Landrat des Kreises Iserlohn: von Rumohr, Vorsitzender des Schulverbandes Oesbern-Wimbern: der Amtsbürgermeister in Menden, Arthur Fride-
rici.“

Der Urkunde wurden einige Zeitungen beigefügt, die den Geist der neuen Zeit widerspiegeln, insbesondere Berichte über die Verleihung von Wappen an das Amt Menden und seine 7 Gemeinden, sowie über die vom Amtsbürgermeister ausgeführten kommunalpolitischen Tagungen.

Nachdem die Urkunde in einem kupfernen Kasten verschlossen dem Grundstein einverleibt und vermauert worden war, tat Amtsbaumeister Heymann die üblichen 3 Hammerschläge mit dem Spruch: „Richten, Pflanzen, Werden hat seinen Gang bis daß wir sterben“.

Dann nahmen nacheinander das Wort: Regierungsrat Dr. Zacher als Vertreter der Regierung, Dr. Kobelt als Vertreter des Herrn Landrats, Schulrat Daßmann als Vertreter der Lehrerschaft, um innige Anteilnahme an dem vorgenommenen Akt der Grundsteinlegung zu bekunden und der Schulgemeinde Oesbern-Wimbern ihren Glückwunsch auszusprechen.

Die Schulkinder sangen darauf unter Leitung von Lehrer Stude (Oesbern) das Kampflied: Vorwärts, vorwärts, schmettern die hellen Fanfaren… Dann gedachte Amtsbürgermeister Friderici unse-
res Führers und mit einem Sieg-Heil, sowie dem gemeinsamen Gesang der Nationalhymnen wurde die bedeutungsvolle Handlung beschlossen.

„Mendener Zeitung“ vom 12. November 1937
Ein großes Haus
Das ehemalige Gebäude der Barger Schule beheimatet heute die Ruhrtalklinik.

Fast genau ein Jahr später war es dann soweit. Unter dem Titel „Feierliche Eröffnung der Dietrich-Eckart-Schule in Wimbern“ schrieb die „Mendener Zeitung“ am 11. November 1938:

In unmittelbarer Nähe der Ortschaft Barge steht als hervorragende Zierde der schönen Landschaft der schmucke Neubau, zu dem am 9. November vorigen Jahres der Grundstein gelegt worden ist. Das einstöckig gehaltene Gebäude steht in seiner Längsrichtung (es hat eine Länge von 31 m) parallel zu dem Wege der zur Ortschaft Wimbern führt. Der Baustil paßt sich vortrefflich dem ländlichen Charakter der Umgebung an.

Das Gebäude enthält zwei Schulklassen, von denen eine nach Osten und die andere nach Süden gelegen ist, ferner eine Lehrer- und eine Lehrerinnenwohnung, sowie eine Schulwärterwohnung. Im Kellergeschoß befinden sich u.a. die neuzeitlich eingerichteten Abortanlagen für Knaben und Mädchen, gemeinschaftliche Brauseanlagen für die Kinder, sowie Einzelbrausen und Wannenbäder für die Erwachsenen. Außerdem befindet sich im Keller die Zentralheizungs- und Wasserpumpenanlage.

Ein schöner großer Schulhof, umsäumt von gärtnerischen Anlagen, gibt den Kindern Gelegenheit, sich in den Pausen auszutoben.

In dem mit freundlich gemusterten Steinplatten ausgelegten, geräumigen Schulflur befinden sich außer einem schönen Trinkwasserbrunnen, die Garderoben- und Kleidertrocknungsanlagen. Die Böden der Schulzimmer sind mit Buchenparkett belegt. Um die Akkustik vorteilhaft zu unterstützen, wurde eine Holztafeldecke nach niedersächsischer Art eingebaut. Die Schulklassen sind mit neuzeitlichen Bänken, in denen nur 2 Schüler nebeneinandersitzen, und vielseitig verwendbaren Wandklapptafeln ausgestattet. Die Wände selbst sind mit marmorähnlichem Waschputz versehen, so daß ein Beschädigen derselben ausgeschlossen ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das Gebäude solide gebaut ist und Einrichtungen enthält, die in eine neuzeitliche Erziehungsstätte gehören, die aber – leider – vornehmlich auf dem Lande nur selten anzutreffen sind.

Am Mittwochnachmittag, genau ein Jahr nach der Grundsteinlegung, fand die feierliche Eröffnung dieser neuen Schule statt. In Reih und Glied standen die Schulkinder mit ihren Lehrern Dechene und Guntermann angetreten, um mit leuchtenden Augen den Ehrengästen einen Willkommensgruß mit einem deutschen Liede zu entbieten. Dann erfolgte die feierliche Schlüsselübergabe von Amtsbaumeister Heymann an den Vorsitzenden des Schulverbandes Oesbern-Wimbern, Amtsbürgermeister Friderici. Dieser gab nach einem kurzen Rundgang durch das Gebäudeeine Schilderung über die Notwendigkeit des Schulneubaus und einen kurzen Rückblick über das Zustandekommen des Bauvorhabens. Er dankte bei dieser Gelegenheit der Regierung in Arnsberg, dem Herrn Landrat und dem Staatshochbauamt in Hagen für ihre tatkräftige Unterstützung. Die Verdienste des Amtsbaumeisters Heymann fanden bei dieser Gelegenheit ebenfalls besondere Anerkennung.

Dann gab er dem Neubau feierlich den Namen

„Dietrich-Eckart-Schule“2

Mit den Wünschen, daß die Kinder im Geiste dieses dichterischen Vorkämpfers für den Nationalsozialismus und treuen Gefolgsmannes Adolf Hitlers zu guten Deutschen herangebildet würden.

Dem ihm überreichten Schlüssel übergab der Amtsbürgermeister weiter an Kreisschulrat Reckert (Iserlohn), der ihn mit Worten des Dankes entgegennahm. Er lobte das vorbildliche Haus der Erziehung und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß das Amt Menden den schulischen Belangen so überaus große Aufmerksamkeit widme. Der Jugend vermittelte er dann ein Lebensbild Dietrich Eckarts*, dem Präger des Wortes: „Deutschland erwache“, sie gemahnend, sich das Gedankengut dieses kerndeutschen Mannes als Richtschnur zu eigen zu machen.

Kreisleiter Menze, Landrat v. Rumohr, Regierungsrat Dr. Zacher und Lehrer Guntermann gaben sodann in kurzen Ansprachen ihrer Freude über das gute Gelingen dieses Werkes Ausdruck. Es wurde dabei hervorgehoben, daß eine Schule nie zu gut gebaut werden könnte, da durch sie das ganze deutsche Volk hindurch müßte. Heute gälte das Wort „Schönheit der Arbeit“, hier könnte man sagen: Schönheit der Schulräume“. Ganz besonders wurde von den Rednern der Weihe und des Ernstes des 9. November gedacht. Immer wieder wurde aufs neue zum Ausdruck gebracht, daß der Heldentod dieser 16 deutschen Männer nicht vergeblich gewesen ist, sondern eine neue starke Jugend aus ihrem Blute emporwächst.

Mit einem Gedenken des Führers schloß die eindrucksvolle Weihestunde.

„Mendener Zeitung“ vom 11. November 1938
  1. Am Morgen des 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler mit einem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle zum ersten Mal, politische Macht zu erlangen und die Staatsgewalt an sich zu reißen. Sein Putschversuch wurde blutig niedergeschlagen Der Aufstand endete im Kugelhagel der Polizei. Vierzehn Aufständische und zwei Polizisten wurden getötet. Hitler entkam leicht verletzt, wurde aber am 11. November festgenommen. Ende 1924 wurde Hitler vorzeitig aus der Haft entlassen. ↩︎
  2. Dietrich Eckart (* 23. März 1868, † 26. Dezember 1923) war Schriftsteller, Publizist, Verleger und früher Anhänger des Nationalsozialismus. 21 Jahre älter als Adolf Hitler, gilt er als Mentor und Ideengeber Adolf Hitlers. 1919 Mitbegründer der NSDAP. Eckart nannte 1921 Hitler erstmals „Führer“ und prägte auch den Begriff „Drittes Reich“. Dichter des Sturmliedes der SA, Erfinder des NS-Schlachtrufes „Deutschland erwache!“ ↩︎