Mit alten Chroniken in die Vergangenheit reisen

Eine Kapelle
Die Michaelskapelle wurde vermutlich ab 1655 erbaut. Laut Schulchronik soll aber schon im 15. Jahrhundert an gleicher Stelle eine Kapelle existiert haben.

Die Ausführungen in der Werringser Schulchronik geben einen interessanten Einblick in die Geschichte des Dorfes und der Schule. Dort heißt es:

Das Dorf Werringsen ist schon alten Ursprunges. Es konnte natürlich von einem Dorfe in jetziger Gestalt und Größe sowie seiner jetzigen Verfassung keine Rede sein. Es waren vielmehr einige Bauernsitze, welche mehr oder weniger einem adeligen Hause oder Stifte – Kloster – zugehörig waren und auch an diese ihre Abgaben entrichten mußten. Dies ist ersichtlich aus einem Erbteilungsprozess der Familie Freimuth, die zur Abtei Scheda gehörte. Dagegen ist Schulten Hof von je her Freihof gewesen.

Der ursprüngliche Name des Ortes ist Wehringhausen. In einer Urkunde über die Vormundschaft des Twentmann – jetzt Quenter – über die Kinder des Rihse – jetzt Hans – aus dem Jahre 1656 heißt es „Weringhausen im ambte Menden.“ Im Verlaufe der Zeit ist der jetzige Name entstanden. Man kann also sagen, daß Werringsen die plattdeutsche Bezeichnung für Wehringhausen ist. Anzunehmen ist, daß in früheren Zeiten hier mehrere adelige Güter gelegen haben.

Fahne nennt in seiner „Geschichte der westfälischen Geschlechter“ die Herren vom „Homberg und zur Bredden.“ Erstere Bezeichnung ist der Name für den Berg westlich von Werringsen, letztere die eines Landstriches nordw. des Dorfes. (Plahsbredde).

Der Schutzpatron der Ritter, Adligen und Schulgemeinde ist der hl. Michael. Ihm zu Ehren erbauten erstere oft Kapellen. Die hiesige St.-Michaels-Kapelle weist darauf hin, daß ehemals fromme Ritter ihre Burgen hier erbaut haben.

Im Jahre 1447 wurde Werringsen und Umgegend von den Soestern und Lippstädtern verwüstet und ausgeplündert.

Während des dreißigjährigen Krieges 1632-1634 herrschte hier die Pest.

Zur Zeit des siebenjährigen Krieges lagen in Werringsen und Umgegend abwechselnd Franzosen und Braunschweiger in Quartier. Im Jahre 1760 wollten die Franzosen zwischen Wimbern und Wickede die Ruhr überschreiten; sie wurden jedoch von Friedrichs Verbündeten zurückgeschlagen. Noch heute sieht man an der Außenwand des in den Ruhr W. gelegenen Linhofschen Wohnhauses im eichenen Balken eine Kanonenkugel aus jener Zeit stecken.

Nach der fran­zösischen Revolution beunruhigten durchziehende französische Truppen die hiesige Gegend. Am Fuße des Homberges stand ein altes Kreuz mit dem Bilde des Erlösers. Ein ungläubiger Offizier zerstörte das Kreuz, indem er den Korpus mit seinem Säbel in zwei Teile teilte. Aber die Strafe Gottes folgte ihm auf dem Fuße. Kaum war er einige Schritte in den Wald herein geritten, als sein Pferd stürzte. Er selbst aber fiel so unglücklich, daß er den Hals brach. Von dem Kreuze steht nur noch der Längsbalken, an dem noch heute jener fürchterliche Säbelhieb zu sehen ist.

Die schon erwähnte St. Michaels-Kapelle zu Werringsen stammt jedenfalls aus dem 15. Jahrhundert. Sie besaß lange keinen Turm und in folgedessen auch keine Glocke. Im Jahre 1660 ist die Glocke gegossen worden unter dem Pfarrer Antonius Haustadt in Menden. Sie trägt die Inschrift: (Anmerkung der Redaktion: Die Inschrift der Glocke ist nicht eingetragen, vielmehr ist Platz für eine nachträgliche Eintragung gelassen worden.)

Lange Zeit hat die Glocke in einem Baum vor der Kapelle gehangen, bis ihr endlich ein Platz in dem neu erbauten Turme angewiesen wurde. Im Innern der Kapelle befinden sich drei Bildwerke. Es sind die Statuen des Patrons aus dem Jahre 1699 und der hl. Maria aus dem Jahre 1702. Auf dem Altare befindet sich die Darstellung der hl. Katharina, wie sie den Götzen opfern soll. Die Orgelbühne ist im Jahre 1754 von den Stephansknechten erbaut worden. Im Jahre 1898 erhielt die Kapelle ein kleines Harmonium und 1902 ein Choralb. welche durch freiwillige Gaben der Gemeinde eingesessenen gekauft wurden.

In der Nähe des Dorfes Werringsen liegt ein hoher Berg­kegel, genannt der „Nolten-Topp“. Auf demselben befand sich bis zum Jahre 1848 ein optischer Telegraph. Auf einem hohen Turme, der zugleich Wohnung war, stand ein starker Mast. An demselben waren mehrere Hebel-Flügel. Der Telegraphist beobachtete durch starke Fernrohre die nächstliegenden Telegraphen und ahmte die Stellungen der Flügel nach. Auf diese Weise war es möglich, da die verschiedenen Stellungen verschiedene Buchstaben-­Worte bedeuten, eine Nachricht weiter zu befördern. Die Telegraphenlinie ging von Berlin bis Cöln. Der nächste Telegraph stand bei Iserlohn. Der letzte Telegraphist heißt Schramme. Durch die elektrischen Telegraphen wurden die optischen vertrieben und das Gebäude war zwecklos. Es wurde abgebrochen und die hiesige Schule daraus erbaut. Dies geschah im Jahre 1858.

Die Schülerzahl nahm aber immer mehr zu, sodaß aus dem ursprünglichen einklassigen Gebäude ein zweiklassisches Gebäude eingerichtet werden mußte. Von 1874 bis 1893 waren zwei Lehrkräfte in Werringsen (1 Lehrer und 1 Lehrerin.) Herbst 1893 bekam Wimbern eine eigene Schule. Für Werringsen blieb nur noch 1 Lehrerstelle.

Ostern 1897 bekam die Filialgemeinde Barge einen eigenen Geistlichen. Dieser Herr Vikar Wilh. Klapphecke aus Hamm bekleidete die Stelle bis zum 1. Okt. 1900. Sein Nachfolger im Amte war Herr V. Joseph Scheele aus Arnsberg. Herr J. Scheele war bis zum 1. April 1903 Inhaber der Vikariestelle in Barge. Sein Nachfolger wurde Herr V. Carl Lippe aus Rudolfstadt.

Chronik der Schule Werringsen, ab 1939 Barge

Die Chronik wird im Folgenden über Jahrzehnte weitergeführt und gibt Auskunft über politische Vorkommnisse, alltägliche Nachrichten und recht umfangreich auch zur Pfarrkirche Barge. Der letzte Eintrag dazu ist aus dem Jahre 1959.

Darüber hinaus beschäftigt sich die Niederschrift auch mit der Schulgemeinde. Diese

umfaßt folgende Ortschaften: Werringsen, Oberoesbern, Niederoesbern, Lütkenheide, Barge, Niederbarge, Korbe, Lahr, Kühlsen, Wimbern. Die Kinder von Wimbern u. Niederbarge besuchen die Schule zu Wimbern, die zum Schulverband Werringsen gehört. 1893 wurde die Schule zu Wimbern errichtet.

Chronik der Schule Werringsen, ab 1939 Barge