Als Wimbern im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stand

Ein Krankenwagen, vermummte Personen: Pockenlarm in Wimbern
Ein Pockenkranker wird zur Isolierstation des Landes Nordrhein-Westfalen in Wimbern gebracht.

Als am 12. Februar 1969 die Pockenstation des Landes Nordrhein-Westfalen am Herz-Mariä-Krankenhaus in Wimbern an die Schwestern des Steyler Missionsordens übergeben wurde, äußerten die anwesenden Geistlichen, aber auch zahlreiche Behördenvertreter, den Wunsch, „dass das Haus doch nie dem eigentlichen Zwecke zu dienen brauche“.

Es sollten keine zwölf Monate vergehen, bis klar war, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde. Am 15. Januar 1970 erfolgte der erste Pockenalarm. Tags darauf wurde der erste Infizierte aus Meschede kommend eingeliefert – das kleine Dorf Wimbern rückte über Nacht in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Schwester Ewaldina Funke, die selbst im Versorgungsbereich der Pockenstation tätig war, hat vor vielen Jahren die Ereignisse zusammengefasst; alle nicht namentlich gekennzeichneten Textpassagen im nachfolgenden Bericht stammen von ihr.

Ende Dezember 1969

Der 20jährige B. K. aus Meschede kehrte von einer Reise aus Pakistan zurück. Laut „Der Spiegel” reiste er am 30. Dezember über den Frankfurter Rhein-Main-Flughafen wieder nach Deutschland ein, die Steyler Missionsschwestern notierten als Rückkehrdatum den Silvestertag. Ein Grenzschutzbeamter des Flughafens ließ ihn

… anstandslos passieren […], obwohl in K.s Impfpass die offizielle Pocken-Impfbescheinigung fehlte.

N.N.: „Durchs Fenster“, in: Der Spiegel 7/1970, S. 83

Dr. Josef Posch aus dem Düsseldorfer Innenministerium, Nordrhein-Westfalens oberster Seuchenbekämpfer, erklärte später:

Hätte der Beamte aufgepasst, wäre K. sofort in Quarantäne gekommen.

N.N.: „Durchs Fenster“, in: Der Spiegel 7/1970, S. 83

9. Januar 1970

Bei B. K. trat Fieber auf, weitere Symptome wurden nicht notiert.

11. Januar 1970

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ notierte für diesen Tag:

K. kam am 11. Januar in Quarantäne: wegen Typhusverdachts. Er wurde in die Mescheder Klinik zu den Grippekranken in der Isolierstation im Haus Rochus gelegt. Erst nach vier Tagen korrigierten die Ärzte ihren Irrtum und gaben Pocken-Alarm.

N.N.: „Durchs Fenster“, in: Der Spiegel 7/1970, S. 83

15. Januar 1970

Der Anruf aus dem Düsseldorfer Innenministerium erfolgte gegen 15 Uhr. Dr. Posch teilte den Schwestern des Steyler Missionsordens mit, dass es im Kreis Meschede höchstwahrscheinlich einen Pockenfall gäbe. Bis 10 Uhr am nächsten Morgen gäbe es Gewissheit. Schwester Ewaldina Funke notierte:

Inzwischen möchten wir uns wenigstens schon darauf einstellen, jedoch Stillschweigen bewahren.

16. Januar 1970

Beim ersten Morgenkaffee teilte Oberin Schwester Adalgaris Nagel mit, dass der Test positiv ausgefallen sei.

Bis 11 Uhr ist die Pockenbehandlungsstelle für einen schwer an Pocken erkrankten jungen Mann zur Aufnahme bereit zu halten. […] Daraufhin räumten die Schwestern die Zimmer, welche sie in der Pockenstation bewohnten, boten dann noch eifrig Hilfe an, um die Betten mit Einwegwäsche zu überziehen, putzen die Räume, schlossen die Fenster ab, und zur gegebenen Zeit war alles einzugsbereit.

Zwischenzeitlich erschien auch Dr. Patten vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, um die Behandlung der Pockenkranken zu übernehmen. Gemeinsam mit Schwester Elidia Klein ließ er sich in die Isolierabteilung einschleusen, während Schwester Caritalis Heiden zur Quarantänestation ging, um die Kontaktpersonen ersten Grades zu versorgen, die ebenfalls kurze Zeit später eintreffen sollten. Schwester Monigunde Rempel war für die Vorisolierstation vorgesehen.

Schwester Paschasia Elfers und Schwester Ewaldina übernahmen den Versorgungsbereich auf dem umzäunten Gelände der Pockenstation, den sie ebenfalls nicht verlassen durften. Ihre Aufgaben waren:

Das Öffnen und Schließen der Tore nach Eintreffen der Kranken und Kontaktpersonen, das Desinfizieren der Kleidungsstücke und Decken, das Desinfizieren des Krankenwagens nach jeder Einfahrt und das Ausschleusen der Verstorbenen. Ferner nahmen wir die Wünsche der Ärzte und Schwestern aus den verschiedenen Abteilungen entgegen und suchten denen zu entsprechen. Die Mittagsmahlzeit wurde in der Küche des Krankenhauses auf Einwegplatten hergerichtet und am Privateingang der Umzäu­nung abgegeben, wonach wir dieselbe gleich in Abteilungen einschleusten. Alle anderen Mahlzeiten wurden auf den Abteilungen hergerichtet, wozu die Nahrungsmittel eingeschleust wurden. Bei den Kranken wurde Einweg-Essgeschirr und Einweg-Wäsche verwandt. All das verbrennbare Gut wurde von der Isolier- und Vorisolierstation in Plastiksäcken gesammelt und in den Verbrennungsofen abgeworfen. Aus der Quarantänestation wurden die Säcke mit dem gesammelten Verbrennungsgut mittels des Desinfektionswagens in die Isolierstation eingeschleust und dann in den Verbrennungsofen abgeworfen. Auf diese Weise wurde eine evtl. Ansteckungsgefahr durch infizierte Wäsche ausgeschlossen.

Zurück zur Aufnahme des ersten Patienten, dessen Ankunft sich verzögerte – erst um 14 Uhr traf er ein.

Ein Auto mit zwei Polizeibeamten fuhr dem Krankenwagen voraus. Wir öffneten das Einfahrts­tor, und der Wagen fuhr vor. Alsdann legten die beiden Fahrer über ihre Schutzkleidung die vorgeschriebene Polyglocke mit Mundschutz an, trugen die Trage mit dem Kranken, der auch Mundschutz trug, zum bereitgestellten Bett in die Eingangsschleuse, kehrten um und schlossen die Türe. Dann legten sie die Polyglocke ab und warfen sie in den bereitgestellten Plastiksack zur sofortigen Verbrennung. Der Krankenwagen wurde anschließend in der luftdicht verschlossenen Garage auf dem Pockengelände im Formalin-Dampf-Verfahren desinfiziert, um anderentags wieder einsatzfähig zu sein.

Zwei Personen im Schutzanzug: Pockenlarm in Wimbern
Die Helfer trugen Schutzkleidung, die anschließend sofort verbrannt wurde. Die Krankenwagen wurden nach jedem Einsatz desinfiziert.

Zwischenzeitlich hatte Schwester Elidia den Kranken ins Zimmer gerollt.

Es begannen für Dr. Patten und Schwester Elidia arbeitsreiche und vor allem besorgte Tage, denn, wie sie uns mitteilten, trat bei dem Erkrankten die Krankheit in ihrer ganzen Schwere auf. […] Als Kontaktpersonen wurden am ersten Abend desselben Tages die beiden Eltern, der Bruder, die Schwester und Freundin des Kranken aufgenommen.

In den folgenden Stunden wurden weitere Kontaktpersonen des Erkrankten aufgenommen:

Prälat B., Dr. E. und Frau Dr. E., letztere waren als Stationsärzte in Meschede tätig, zwei Ordensschwestern, Labor- und Pflegeschwester des Erkrankten, zwei freie Schwestern und die Stationshilfe M. A.. Dreizehn Personen waren nun der Obhut von Schwester Caritalis anvertraut. Unsere gute Schwester Oberin Adalgaris war von Anfang an sehr besorgt um die Pockenbehandlungsstelle. Sie gab der Küche Anweisungen, besondere Sorgfalt auf ein vitaminreiches Essen zu verwenden und für reichlich Obst und Getränke zu sorgen. Auch Unterhaltungsspiele ließ sie in die Quarantäne-Station einschleusen.

19. Januar 1970

Der Patient B. K. ist sehr schlimm dran, telefonierte Dr. Patten heute aus der Isolierstation zum Versorgungshaus. Er befindet sich in einem schweren Fieber-Delirium. Der Pockenausschlag bedeckt nun seinen ganzen Körper. Die Augen sind durch die starken Gesichtsschwellungen nicht mehr zu sehen. Auch die Schleimhäute von Mund und Rachen sind mit Pusteln übersät. Dadurch hat der Kranke mit großer Luftnot zu ringen. Er ist ein Bild des Jammers! Wir befürchten das Schlimmste für ihn.

22. Januar 1970

Seit einigen Tagen ist auch die Vorisolierung mit einigen Patienten, die leichtes Fieber haben und pockenverdächtig sind, belegt. Sie haben sich ebenfalls auf der Rochusstation in Meschede, wo sie krank lagen, infiziert. […] So waren nun alle drei Abteilungen in Betrieb genommen. Schwester Oberin und der Kommunität wussten wir uns aber in unserer Abgeschlossenheit sehr verbunden, besonders auch im Gebete. Telefonisch sagte man uns, dass bei der Eucharistiefeier allmorgendlich Fürbitten für uns und unsere Kranken gesprochen würden. Wohl feierte Prälat B. seit gestern in der Quarantäne-Station hl. Messe. Das zu wissen allein schon gab uns Schwestern Mut und Vertrauen. Doch der Herr ließ uns in der Abgeschlossenheit persönlich auch nicht allein.

Jeden Nachmittag […] brachte uns unser Hausgeistlicher Pater Kopiets SVD die hl. Kommunion bis zum Privateingang der Umzäunung, wo Schwester Paschasia und ich abwechselnd die hl. Hostien in einer Schale entgegennahmen. Wir schleusten sie dann unseren Schwestern, dazu meldeten sich auch immer wieder einige Kranke, ein. Die Schwestern hatten in der Schleuse zu den einzelnen Abteilungen eine Schale mit einer brennenden Kerze zurechtgestellt und nahmen […] die hl. Hostien entgegen. So war es für uns Schwestern eine besondere Freude, den Herrn im Sakrament nicht nur zu empfangen, sondern ihn auch zu den anderen tragen zu dürfen.

26. Januar 1970

Heute wurde P. K., Benediktinermönch der Abtei Königsmünster in Meschede, in die Vorisolierstation mit Fieber und einem positiven Befund aufgenommen. Er hatte sich bei seinen seelsorglichen Arbeiten im Rochus-Pavillon Meschede, noch vor Feststellung der Pocken, infiziert. Auch er feierte täglich die hl. Messe in der Vorisolierung.

Anschließend holte der Krankenwagen nachts um ein Uhr noch zwei schwer Infizierte vom Mescheder Krankenhaus. Es waren das fünfjährige Kind einer griechischen Gastarbeiterfamilie und die 17jährige Schwesternschülerin B. B.. Sie wurden gleich in die Isolierstation eingeschleust. Am folgenden Morgen teilte uns Dr. Patten mit, dass es sich um zwei sehr ernste Erkrankungen handele. Patient B[ernd] K[lein] befinde sich ebenfalls trotz sorgfältiger Behandlung noch in akuter Lebensgefahr.

Darüber hinaus erschienen zweimal wöchentlich zwei Ärzte der Landes-Impfanstalt Düsseldorf,

… die sich bei Dr. Patten über den Zustand der Kranken informierten, diese auch selbst untersuchten und nachprüften, ob die ganze Anlage gut funktioniere.

28. Januar 1970

Die Familie von B. K. sowie weitere Kontaktpersonen wurden von der Wimberner Quarantäne-Station entlassen.

Sie wurden dem Matthias-Claudius-Heim in Eversberg überwiesen, um dort noch die restlichen der vorgeschriebenen 18 Tage, in denen eine eventuelle Erkrankung auftreten könne, abzuwarten. Wie später verlautete, konnten alle das Haus gesund verlassen.

Unsere nun leer gewordene Quarantäne-Station wurde zur Vorisolierung bestimmt, denn wie wir erfuhren, war man um weitere Krankheitsfälle besorgt. Der Zustand unserer Schwesternschülerin B. verschlimmerte sich zusehends […]. Es zeigten sich laut Dr. Patten die ersten Hämorrhagie-Pusteln. Ihr Zustand entwickelte sich sehr besorgniserregend. […] Abends traf Professor Brüster, unter Begleitung von zwei Polizeiautos, von Düsseldorf hier ein, brachte Blutplasma und spezielle Medikamente für die Kranke. […]

Es war ein Ringen mit dem Tode, das anfänglich auch etwas Besserung gezeigt habe, doch gegen Mittag des 29. Januar verschied die liebe Kranke ziemlich plötzlich.
Sie war das erste Pockenopfer. Es war erschütternd! Die Leiche wurde anderentags zum Krematorium nach Dortmund überführt. Die Asche wurde in ihrem Heimatort Duis­burg-Hamborn beigesetzt. […]

Schon seit Ausbruch der Pocken war die Bevölkerung unruhig. Nachdem aber der erste Todesfall bekannt wurde, breitete sich eine panikartige Unruhe aus, die weitere Kreise zog. So blieben […] Sonderzüge aus dem Ruhrgebiet ins Hochsauerland, die für Wintersportler eingesetzt waren, leer. Die Geschäftshäuser hatten wenig Kauflustige. Selbst den Autobesitzern mit dem Kennzeichen Meschede verweigerte man die Tankstelle. Flugzeug­reisende aus dem östlichen Westfalen und dem Lippekreis mussten Impfscheine jüngeren Datums vorlegen. Das Land rief zu großen Impfaktionen auf. […].

Abends wurden Herr H., 56 Jahre, und Herr H., 80 Jahre alt, in unsere Isolierstation aufgenommen. Bei beiden war die Krankheit bereits voll ausgebrochen.

30. Januar 1970

Verschiedene Kontaktpersonen wurden von hier nach dem Matthias-Claudius-Heim überwiesen. An ihrer Stelle wurde nachmittags Frau A. mit positivem Befund und abends […] Herr F. aus Suttrop […] mit hohem Fieber und Pockenpusteln in die Isolierstation aufgenommen. Der letztgenannte Krankheitsfall löste unter der Bevölkerung neue Unruhe aus. Herr F. hatte seine Schwiegermutter, die wegen eines Leberleidens im Rochus-Haus in Meschede lag, besucht, noch bevor bei B[ernd] K[lein] die Pocken festgestellt waren, und hatte sich dort infiziert. Er ist Steinbruch-Besitzer und hatte der Belegschaft noch Anweisungen gegeben, bevor er seinen Hausarzt aufsuchte, weil er sich fiebrig fühlte. Seinen Hausarzt konsultierten an diesem Morgen 70 Personen. Alle diese mussten nun in Quarantäne gehen, nebst seiner großen Familie.

In dem Krankheitsverlauf von B[ernd] K[lein] trat in diesen Tagen eine Wendung zum Besseren ein. Bei der kleinen fünfjährigen R. und der Schwesternschülerin M. G. war der Zustand noch sehr ernst.

Vor einem Gebäude steht ein Leichenwagen: Pockenalarm in Wimbern
Trauriges Bild: Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens sowie der Gemeinde Wickede (Ruhr) warten an der Wimberner Isolierstation.

31. Januar 1970

Bei dem 80jährigen Patienten H. hatte sich der Zustand sehr verschlechtert. Eine schon vorhandene Herzschwäche, ausgelöst durch einen vor Wochen durchstandenen Herzinfarkt, führte am Nachmittag zum Tode.

1. Februar 1970

Auch heute hatten wir wiederum einige Aufnahmen, und zwar Herrn G., 21 Jahre, und Herrn Sch., 50 Jahre alt.

3. Februar 1970

Vier Herren Ärzte von der Weltgesundheits-Organisation hatten heute in Meschede und Umgebung die Quarantäne-Stationen besucht und zugleich Einsicht genommen in die gesamte Organisation daselbst. Es waren Herr Dr. Studth aus Düsseldorf, ein Arzt aus den USA, aus der Schweiz und aus Holland. Gegen 16 Uhr kamen sie zu uns, um sich zu vergewissern, ob die Pockenbehandlungsstelle gut funktioniere. Die Herren sprachen sich löblich aus über die geleistete Arbeit und erkundigten sich per Telefon bei Dr. Patten über den Zustand der Kranken. […]

Dr. Richter sagte uns noch, dass höchstwahrscheinlich heute Abend noch zwei infizierte
Ordensschwestern kämen. […] Das Krankenauto brachte Schwester S. und Schwester P.. Beide hatten
Fieber und wurden in die Vorisolierung aufgenommen.

4. Februar 1970

Morgens rief Frau Dr. Vieth vom Gesundheitsamt Meschede an, dass ab heute die beiden Krankenfahrer, die alle positiven Patienten transportiert hatten, auch in Quarantäne gehen sollten. Ihr Auftrag lautete jetzt: Alle positiven Fälle, die noch etwa anfielen, möchten von Wimbern aus geholt werden. Die Quarantäne-Zeit müsste dann für sie jeweils verlängert werden. Schon am selben Abend kam
ein Anruf, dass Frau Sch. aus dem Rochus-Haus in Meschede abgeholt werden müsse. Frau Sch. lag wegen eines schweren Leberleidens dort und hatte noch die Pockeninfizierung dazu. Ihr Zustand blieb längere Zeit bedenklich, sehr, sehr langsam besserte sie sich aber.

6. Februar 1970

Heute verließen uns Herr M. und Herr Sch.. Weil ihre Befunde bisher negativ waren, sollten sie die Quarantäne-Zeit im Matthias-Claudius-Heim verbringen. Hingegen kam in unsere Vorisolierstation Herr K., der einen positiven Befund hatte. Von Beruf war er Tippelbruder und stammte aus Köln.

9. Februar 1970

Dieser Tag war erneut aufregend. Bei den beiden Heizern des Mescheder Krankenhauses war ein dubioser Hautaus­schlag mit Fieber aufgetreten. Weil beide infiziertes Verbrennungsgut nachlässig behandelt haben sollten, wurden sie vorsichtshalber in die Quarantäne-Station aufgenommen. Gott Dank, fielen die Untersuchungen negativ aus […].

12. Februar 1970

Gott rief den Tippelbruder Herrn K. gegen Abend heim in seinen ewigen Frieden.

13. Februar 1970

Abends holten die Fahrer von Meschede noch die beiden Zimmergenossen von Herrn K., und zwar Herrn L., einen 75jährigen Mann mit positivem Befund, und Herrn G., der in die Quarantäne-Station aufgenommen wurde. Wir waren mit dem Pflegepersonal und den Ärzten nun mit 29 Personen, darunter schwer und leicht Erkrankte. Prof. Ippen und Dr. Richter sagten uns heute, sie glaubten, die Pockensache doch nun in Händen zu haben. […] Es traf in diesen Wochen ein Anerkennungsschreiben mit bischöflichem Segen und Gruß von Weihbischof Nordhues, Paderborn, ein. […] Allen voran schickte unser Herr Pfarrvikar Agethen aus Barge einige Flaschen Rotwein für die Schwestern, die, wie er schrieb, in schwerem Einsatz für die Pockenkranken sich mühten.

17. Februar 1970

Wider Erwarten kam heute die Nachricht von Meschede, dass eine 81jährige Ordensschwester mit positivem Befund abzuholen sei. Sie traf nachmittags […] hier ein. Bald teilte uns Herr Dr. Patten mit, dass es sich um einen leichten Pockenfall handele. Ein allgemeiner Schwächezustand ließe jedoch das Schlimmste befürchten. Am 19. Februar holte sie der Herr bereits heim. R.i.P.

Doch eine große Freude erlebten wir noch an diesem Tage. Herr G. konnte entlassen werden. Herr Prof. Ippen, der wegen Kontrolle der Kranken hier weilte, nahm ihn in seinem Wagen mit in seine Heimat Meschede.

20. Februar 1970

Der heutige Tag brachte drei Entlassungen: Frau A., Herr K. und Herr A.. Alle anderen Patienten waren und blieben von nun an auf dem Weg der Besserung.

25. Februar 1970

Heute konnte auch Pater K. wieder gesund in seine Abtei Königsmünster zurückkehren.

6. März 1970

Heute wurden Herr Dr. L. und der Patient F. entlassen.

Zum Abschluss ihrer Aufzeichnungen notierte Schwester Ewaldina:

Schwester Caritalis konnte nach durchstandener Quarantäne-Zeit wieder zur Kommunität zurückkehren, wo sie stürmisch und mit großer Freude empfangen wurde. […] Nach und nach wurden Herr H., Herr G., Frau Sch., Herr Sch. und die kleine R. entlassen.

Schwester Monigunde kehrte am 21. März in die Kommunität zurück. Auch Patient B[ernd] K[lein], der die Pocken eingeschleppt hatte, wurde heute […] abgeholt. Als letzte ging am 23. März die Schwesternschülerin M. G.. Am folgenden Tag verließen Herr Dr. Patten, der Krankenpfleger Kostrewa und Schwester Elidia die Isolierstation und siedelten bis 26. März in die Quarantäne-Station über. […]

8. April 1972

Den Schwestern des Steyler Missionsordens wurde

… in Würdigung ihres selbstlosen Einsatzes während der Pockenepidemie vom Januar bis März 1970 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.