Josef Sartorius wurde am 4. September 1889 als ältestes von elf Geschwistern geboren. Er stammte aus Voßwinkel und lebte einige Jahre in Wickede, bevor er in Wimbern Fuß fasste. Nachdem er das Schlosser- und Schmiedehandwerk erlernt hatte, legte er in diesem Handwerk die Meisterprüfung ab. Im Ersten Weltkrieg verlor er seine rechte Hand, sodass er das Schmiedehandwerk nicht mehr ausüben konnte. Daraufhin erlernte er den Beruf des Ingenieurs und absolvierte 1920 erfolgreich die Prüfung.
Am 15. Februar 1921 heiratete Sartorius Grete Paß in Wuppertal. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. 1971 konnte das Ehepaar Sartorius Goldene Hochzeit feiern.
Sartorius war von Jugend an im Dienst der Bürger tätig. Dies wurde nicht zuletzt durch die Bekleidung politischer Ämter deutlich. Schon vor 1933 gehörte er dem Zentrum an und war nach dem Krieg einer der Gründer der Wickeder Ortsunion der CDU. Des Weiteren war Sartorius Mitglied der Amtsvertretung Menden und über eine Legislaturperiode hinweg Kreistagsabgeordneter in Iserlohn. Er kandidierte im Wahlbezirk 26, zu dem die Gemeinden Oesbern, Schwitten, Wimbern und ein Stimmbezirk in der Gemeinde Lendringsen gehörten, welchen er für sich entscheiden konnte. Seit 1956 bekleidete Sartorius das Amt des Fraktionssprechers in Amtsvertretung der CDU. Des Weiteren war Josef Sartorius von 1948 bis zum 30. Juni 1969 ununterbrochen Bürgermeister der Gemeinde Wimbern. Im Zuge der kommunalen Neuordnung musste er sein Amt aufgeben.
Bis zu seiner Pensionierung war Sartorius bei den Union-Werken Fröndenberg als technischer Angestellter tätig. Im Zuge seiner Tätigkeiten besuchte er im Januar 1938 mit weiteren Ingenieuren eine Messe in den USA.
Während seiner Amtszeit als Bürgermeister setzte Sartorius sich in besonderer Art und Weise für die Gemeinde Wimbern und ihre Einwohner ein. Sein Hauptanliegen nach dem Krieg war der Straßen- und Wohnungsbau (Bebauung der Gemeinde Wimbern). Im Mittelpunkt seiner Bemühungen stand in dieser Zeit aber auch der Mensch an sich. So sorgte Sartorius sich um die Ostvertriebenen und Evakuierten in Wimbern, die mehr als die Hälfte der Einwohner der Gemeinde Wimbern ausmachten. Er kümmerte sich um die Bereitstellung von Siedlungsgelände, wodurch der Anfang der Nachtigall-Siedlung gemacht wurde, welche unter Sartorius noch weiter ausgeweitet werden konnte. Des Weiteren ist der Brückenneubau zwischen Wimbern und Wickede für die B63 auf seine Initiative zurückzuführen. Unter seiner Regie wurde ein Feuerwehrgerätehaus erbaut, ein Feuerwehrfahrzeug angeschafft, und weitere neue Wohngebiete wurden erschlossen. Darüber hinaus wurden das Straßennetz sowie die Wasserversorgung ausgebaut. Sartorius setzte sich darüber hinaus für die Kanalisation des Krankenhauses und des Klosters ein. Eine Herzensangelegenheit war für ihn der Neubau des Herz-Mariä-Krankenhauses in Wimbern. Sartorius bemühte sich um den Verbleib des Krankenhauses in Wimbern. Dafür nahm er Kontakt zum Bundespräsidenten und zur Generaloberin der Steyler Missionsschwestern in Rom auf. Dabei verdeutlichte er die Vorteile eines Neubaus des Krankenhauses in Wimbern. Seine Bemühungen sollten schließlich Früchte tragen, das Krankenhaus konnte 1971 in Wimbern eröffnet werden.
In den 60er Jahren verfolgte Sartorius das Ziel, Baugelände in Wimbern für die eigene Industrie bereitzuhalten, sodass sich Industriebetriebe in Wimbern ansiedeln konnten. In einem Leserbrief vom 1. Februar 1960 in der „Westfalenpost“ schrieb Sartorius folgendes:
Wimbern hat Land, Wickede hat Geld und Baulustige in Scharen. Wir Wimberner verkaufen unsere Erstgeburt nicht für ein Linsengericht … Daß wir für Wickeder Baulustige das Bauland stellen sollen, ist uns doch gewiß nicht zumutbar. Unsere Aufgabe ist es, für unsere eigene Industrie Baugelände zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Fachkräfte im Ort seßhaft machen kann.
Leserbrief vom Josef Sartoius in der „Westfalenpost“ vom 1. Februar 1960
In seiner Amtszeit wurde das an der Wiesenstraße gelegene Grundstück zum Bau einer neuen Schützenhalle durch einen notariellen Schenkungsvertrag vom 19. Januar 1968 der St. Johannes Schützenbruderschaft zu Eigen. Während der kommunalen Neuordnung war es Sartorius gelegen, im Kreis Iserlohn und im Amt Menden zu verbleiben. Der „Beobachter“ vom 15. Februar 1971 beschreibt Sartorius wie folgt:
… mit adenauerscher Standhaftigkeit und dem Elan eines jungen Mannes bäumte sich der fast 80jährige gegen die Eingemeindung Wimberns nach Wickede auf.
„Werler Beobachter“ vom 15. Februar 1971
Aus dieser Zeit stammt der Name „Löwe von Wimbern“. Wie die „Mendener Zeitung“ vom 28. Juni 1969 schrieb, wurde beim Verfassungsgericht des Landes NRW gegen die Maßnahme der Neuordnung Verfassungsbeschwerde eingelegt. Dem Gesetzgeber wurde Ermessensmissbrauch vorgeworfen, weil der Wille der Bevölkerung ohne Notwendigkeit missachtet worden war.
1966 wurde Sartorius schließlich das Bundesverdienstkreuz für seinen unermüdlichen Einsatz für die Belange der Kommunalpolitik von Landrat Dr. Wilmes im Auftrag des Bundespräsidenten verliehen. Die Urkunde beginnt mit diesen Worten: „In Anerkennung der um Staat und Volk erworbenen besonderen Verdienste“.
Am 8. November 1971 verstarb Josef Sartorius im Alter von 82 Jahren.