Otto Liebiger wurde am 25. Mai 1903 in Kiritein (Kreis Brünn, Mähren, heute Tschechische Republik) geboren. Er entstammte einer Arztfamilie – sowohl sein Vater als auch sein Großvater gingen diesem Beruf nach.
Sein Studium absolvierte er an den Universitäten Prag, Wien und Berlin. Dort, in Berlin, arbeitete er in den 20er Jahren des vorheringen Jahrhunderts unter anderem bei dem weltberühmten Professor Dr. Ferdinand Sauerbruch (* 3. Juli 1875; † 2. Juli 1951).
Im Zweiten Weltkrieg leitete Liebiger ein Lazarett an der Ostfront mit 400 Betten. Nach der bedingslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht kam Liebiger 1945 nach Wimbern und arbeitete zunächst als Arzt in der Krankenanstalt „Ruhr-Sauerland“. 1951, nachdem die Steyler Missionsschwestern das Haus übernommen und unter dem Namen „Herz-Mariä-Krankenhaus“ wieder eröffnet hatten, übernahm er die ärztliche Leitung.
In kurzer Zeit schaffte er es gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen, den bis dahin durch die Kriegszeit und Nachkriegszeit geprägten schlechten Ruf des Krankenhauses vergessen zu lassen. Liebiger war weit über die Grenzen Wimberns hinaus als exzellenter Chrirurg bekannt, der auch durch große Menschlichkeit und Nächstenliebe geprägt war.
So ist heute noch bei älteren Bewohnern der umliegenden Dörfer bekannt, dass er des öfteren Behandlungen oder auch Operationen nicht abrechnete. In diesen Jahren war es insbesondere bei Landwirten noch nicht üblich, eine Krankenversicherung zu haben. Diese Finanzprobleme waren ihm bekannt und er half wie ein Samariter. In den ersten Jahren fuhr er teilweise mit dem Fahrrad zu Patienten auf dem Land.
Sein Hobby war die Musik. In seiner knappen Freizeit, zeitweise auch während des Bereitschaftsdienstes im Krankenhaus, spielte er Geige aus Leidenschaft. Im Jahre 1971, mit der Eröffnung des Marienkrankenhauses, legte er das Skalpell aus der Hand und ging in den Ruhestand. Er hinterließ ein überregional bekanntes und geachtetes Krankenhaus.
Am 29. April 1993 verstarb er in Dillingen an der Saar.