Gut fünf Wochen nach der sogenannten Machtergreifung Hitlers, das heißt seiner Ernennung durch Hindenburg zum Reichskanzler am 30. Januar 1933, fand die Reichstagswahl am 5. März 1933 statt. Sie war die Wahl zum achten Deutschen Reichstag in der Weimarer Republik und die letzte Reichstagswahl, an der mehr als eine Partei teilnahm und stand bereits unter dem Eindruck der beginnenden Diktatur des Nationalsozialismus. Der Wahlkampf war von Übergriffen von Mitgliedern der NSDAP auf politische Gegner insbesondere von KPD und SPD geprägt. Bei der Wahl selbst konnte die NSDAP stark zulegen, erhielt aber nicht die erhoffte absolute Mehrheit. Zusammen mit der KSWR (Kampffront Schwarz Weiß Rot), einem nationalkonservativen Wahlbündnis, hatte die Regierung nach der Wahl eine parlamentarische Mehrheit und konnte damit den Weg in die Diktatur ebnen.
Ergebnis der Reichstagswahl vom 5. März 19331
Partei | Deutsches Reich | Wimbern |
NSDAP | 43,9 % | 24,76 % |
SPD | 18,3 % | 0,95 |
KPD | 12,3 % | |
Zentrum | 11,3 % | 71,43 |
KSWR | 8,0 % | 2,86 % |
Sonstige | 6,2 % |
Interessant ist nun der Vergleich der Ergebnisse dieser Wahl für das gesamte deutsche Reich mit denen für Wimbern (siehe Tabelle). Das Wahlergebnis zeigt, dass Wimbern recht stabil gegen die nationalsozialistische Propaganda geblieben war. Es hatte mit der überwältigenden Wahl dem Zentrum, einer Partei der politischen Mitte, den Vorzug gegeben, die in etwa mit der heutigen CDU vergleichbar ist. Die NSDAP landete 1933 in Wimbern weit abgeschlagen. Die Wähler in Wimbern – wie übrigens auch die Wähler der Stadt Menden –
… waren also keineswegs durch das Trommelfeuer der NS-Wahlpropaganda eingeschüchtert worden und in großen Scharen zu den Nationalsozialisten übergelaufen, sondern verhielten sich in abwartender Distanz gegenüber der Partei Hitlers. Es war ihre letzte freie Entscheidung in der nationalsozialistischen Ära.
Schulte, 1989
Politisch folgten das Ermächtigungsgesetz und das Verbot aller politischen Parteien außer der
NSDAP, was im Juli 1933 abgeschlossen war.
Das Ermächtigungsgesetz vom 23. März 1933 hob die demokratische Gewaltenteilung auf und besiegelte die Selbstentmachtung der Parteien.
Wer jetzt noch abseits stand, lief Gefahr, zum Verräter an der Volksgemeinschaft erklärt zu werden.
Schulte, 1989
Die nächste Wahl im November 1933 sah nur noch eine NSDAP-Einheitsliste in Verbindung mit einer Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund vor. Die Einheitsliste der NSDAP belegte – wie vorgegeben – alle 661 Sitze im Reichstag. Die Zustimmung für die Einheitsliste lag bei 92,1 Prozent. In Wimbern stimmten bei der Wahl im November 115 Wahlberechtigte der Liste zu, elf Personen stimmten mit Nein, damit entsprach Wimbern – wie nicht anders zu erwarten – den Ergebnissen für das gesamte Reich.2
Alle späteren Abstimmungen (1934, 1936 und 1938) brachten der NSDAP eine Zustimmung zwischen 92 und 99 Prozent, eben typisch für Diktaturen.