Viele kleinere Städte und Ortschaften im Deutschen Reich, besonders auch in Westfalen, litten vor allem in den letzten Kriegstagen unter den Einwirkungen heftiger Gefechte zwischen zurückweichenden deutschen und den vordringenden amerikanischen Truppenverbänden.
Insbesondere im April 1945, wenige Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai, kam es im heimischen Raum zu erwähnenswerten Kampfhandlungen, die noch zahlreichen Menschen das Leben kostete. Die Alliierten versuchten zu diesem Zeitpunkt, den Kessel um das Ruhrgebiet, die deutsche Waffenschmiede, zu schließen.
Noch am 7. April 1945 versuchten deutsche Einheiten ihren Widerstand gegen die Amerikaner zu bündeln, indem sie sich vor den südlich des Haarstrangs vorrückenden Gegnern nach Wimbern zurückzogen, um in Wickede einen Meldekopf für versprengte Truppenteile zu bilden. Willi Mues berichtet in seiner Dokumentation über das Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen Lippe und Ruhr/Sieg und Lenne:
April: Während der Nacht ging die 116. Panzerdivision auf folgende Linie zurück: Ruhrabschnitt von Neheim bis westlich Wickede-Bausenhagen-Lünern. Ein bei Wimbern an der Front der Division liegendes Krankenhaus wurde noch in der Nacht mit Krankenkraftwagen der Division geräumt und der Raum um das Krankenhaus von der kämpfenden Truppe ausgespart. Der Tag begann mit direktem Beschuß durch amerikanische Panzer auf den Divisionsgefechtstand von den Höhen bei Wiehagen.
Willi Mues: Der große Kessel, S. 328
Die Kämpfe in der unmittelbaren Nachbarschaft Wimberns im östlichen Teil des Ruhrkessels gingen noch bis zum Waffenstillstand am Morgen des 16. April. Zuvor waren am 13. April Voßwinkel und nach dreitägigem Artilleriefeuer Echthausen besetzt worden. Bei dem Einmarsch der Amerikaner in Wimbern wehte aus jedem Haus ein weißes Tuch als Zeichen der Kapitulation und Friedfertigkeit der Bürger.
Die amerikanischen Soldaten kamen zu zweit und mit vorgehaltenem Gewehr praktisch in jedes Haus und durchsuchten jeden Raum. Auch bei ihnen war die Angst groß, plötzlich in einen Hinterhalt zu geraten oder auf versteckte deutsche Soldaten zu treffen. Dergleichen Vorfälle gab es in Wimbern aber nicht.
Auf größere Vorräte konnten die Amerikaner nicht stoßen, denn die Bewohner hatten ihre noch vorhandenen Lebensmittel entsprechend verpackt in Einkochkesseln im Garten vergraben oder im Heu versteckt. Man musste ja auch für die Zeit nach dem Kriegsende noch etwas zu essen haben.
Das Ende des Krieges bedeutete aber auch den Anfang der „Hamsterfahrten“. Der Hunger bestimmte Denken und Handeln der Menschen in den Nachkriegsjahren. Die auf Lebensmittelkarten zu kaufende Nahrung reichte bei weitem nicht aus. Nur Tausch- und „Kompensationsgeschäfte“ konnten das Überleben sichern.
Kurz nach Kriegsende setzten die „Hamsterfahrten“ ein. Massenhaft begaben sich die Städter aufs Land, denn hier war die Versorgungslage weitaus besser. In überfüllten Zügen, in Güterwaggons, zu Fuß und mit dem Fahrrad, oft tagelang ohne zu rasten und zu schlafen, durchstreiften sie Dörfer wie zum Beispiel Wimbern, um Hausrat, Kleidung oder Wertgegenstände gegen Butter, Speck und Kartoffeln zu tauschen.
Häufig wurde das mühsam „Gehamsterte“ auf dem Weg nach Hause beschlagnahmt. An Bahnhöfen und Ausfallstraßen fanden Kontrollen statt, denn „Hamstern“ war offiziell verboten. Doch Kontrollen wie Appelle, das „Hamstern“ zu unterlassen, zeigten keinerlei Wirkung.
Nach und nach wurden die strengen Regelungen gegen das „Hamsterungswesen“ entschärft, Lebensmittel in bestimmten, festgelegten Mengen, die der Selbstversorgung dienten, wurden nicht mehr eingezogen.
Nach der Währungsreform 1948 füllten sich die Geschäfte wieder mit Waren, und die „Hamsterfahrten“ gingen zurück.