Ein Stürmerkasten für Wimbern

„Im Kampf gegen das Judentum“ ist ein Artikel in der „Mendener Zeitung“ vom 10. Oktober 1935 überschrieben. Er berichtet von einer „Entschließung der Gemeindebürgermeister, Gemeinderäte und Amtsältesten, … die für das öffentliche Leben im Amt Menden von entscheidender Bedeutung sein wird.“

Der Artikel enthält extrem rassistische Aussagen:

Ein Volk, das Leben will, muss seine Rasse erhalten. Der schlimmste Gegensatz zum Arier ist der Jude. … Der vom Frankenführer Streicher herausgegeben „Stürmer“ hat sich die Aufklärung der Bevölkerung über die jüdischen Lehren und Ziele zur Hauptaufgabe gemacht. Der „Stürmer“ ist das geeignete Schriftwerk, das in verständlicher Weise der Allgemeinheit die nötige Aufklärung über die verderbliche Auswirkung des jüdischen Treibens gibt. Aus diesem Grunde wird in jeder Gemeinde ein Stürmerkasten beschafft und an geeigneter Stelle zur Aufstellung gebracht; er wird den Volksgenossen zur genauesten Beachtung empfohlen.

„Mendener Zeitung“ vom 10. Oktober 1935

Einen solchen „Stürmerkasten“ gab es nach übereinstimmender Aussage mehrerer Zeitzeugen auch in Wimbern. Er stand am Beginn der Straße Richtung Oesbern.

Die antijüdische Hetzkampagne ist in der „Mendener Zeitung“ während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes häufig zu finden, und zwar nicht nur im Hauptteil, sondern auch unter der Rubrik „Stadt und Amt Menden“, die auch für Wimbern galt. An dieser Stelle sollen keine weiteren antijüdischen Aussagen aus der Zeitung dargestellt oder zitiert werden. Es wird verwiesen auf drei Artikel der „Mendener Zeitung“: „Ein kleiner Judenspiegel“1; „Juden als Devisenschieber“2 oder „Entjudung im Gau Westfalen-Süd“3.

Von 1932 bis 1945 wohnten in Menden und Lendringsen 51 jüdische Bürger in 19 Familien4. Durch Emigration in die USA oder Israel retteten sich bis Kriegsbeginn 11 Mendener Juden. Nach Kriegsbeginn war eine Emigration kaum noch möglich.5 In zwei großen Schüben (28. April und 27. Juli) wurden 1942 die Mendener Juden abtransportiert, ein Teil von ihnen starb in den Konzentrationslagern, nur wenige kehrten 1945 zurück.

Im Jahr 1939 gab es in Wimbern insgesamt 228 Einwohner, unter ihnen keine Juden. Aber auf Grund öffentlicher rassistischer Hetzkampagnen in den Zeitungen und den November-Progromen 1938 (Reichskristallnacht), bei der auch die Mendener Synagoge zerstört wurde, sowie den Deportationen, ist davon auszugehen, dass die Bevölkerung um das Schicksal der Juden wusste.

  1. „Mendener Zeitung“, 02.11.1938 ↩︎
  2. „Mendener Zeitung“, 01.03.1939 ↩︎
  3. „Mendener Zeitung“, 29.09.1939 ↩︎
  4. Schulte, 1989 ↩︎
  5. 20. Januar 1942: Wannseekonferenz zur Lösung der Judenfrage. ↩︎