Der Bombenkrieg erreichte auch die Gegend um den Möhnesee. Erste Luftangriffe auf Neheim erfolgten bereits 1940.
Unter der Möhnekatastrophe versteht man die Folgen der Zerstörung der Möhnetalsperre durch die Royal Air Force in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943. Die Flut wälzte sich durch das Möhnetal und später durch das Ruhrtal flussabwärts. Sie tötete zahlreiche Menschen (rund 1400) und richtete große Zerstörungen an.
In Wickede kam die Flut etwa um zwei Uhr an. Die Gemeinde wurde völlig überflutet und etwa zwanzig Häuser und die neue massiv gebaute Ruhrbrücke wurden zerstört. Dort kam die offizielle Warnung der Leitstelle zu spät, obwohl seit der Zerstörung der Sperrmauer etwa eineinhalb Stunden vergangen waren. Mit 118 Toten war Wickede gemessen an der Einwohnerzahl die am schwersten betroffene Gemeinde. Von der Flut geschädigt wurden etwa 1200 Einwohner, und es gab 900 Obdachlose.
Die gleichgeschaltete Presse versuchte zunächst die Katastrophe herunterzuspielen. Erst am 11. Juni 1943 – fast drei Wochen danach – erfolgte eine offizielle Stellungnahme der Gauleitung in der „Mendener Zeitung“. Auch hier spiegelt der Originalwortlaut die damalige Denk-und Verhaltensweise des nationalsozialistischen Regimes wider:
An die Bevölkerung im Möhne- und Ruhrtal
Dank des Gauleiter-Stellvertreters
Nach den Angriffen auf Dortmund und Bochum ist in der Nacht zum 17. Mai die Möhnetalsperre das Ziel eines britischen Angriffs gewesen. Durch das durch die Beschädigung der Sperrmauer auftretende Hochwasser sind in der Stadt Neheim-Hüsten und in zahlreichen Gemeinden des Möhne- und Ruhrtales mehrere hundert deutsche Volksgenossen zu Tode gekommen. Viele hundert Wohnhäuser sind vernichtet oder stark beschädigt worden. Durch diesen schweren Verfall an Gut und Blut sind Leid und Schmerz über viele Familien gebracht worden. Die Schwere dieses Leides und Schmerzes für Euch bedarf keiner Betonung.
Aus dieser schweren Katastrophe sind aber nicht nur Trauer über den Verlust eines lieben Angehörigen und der Schmerz über den Verlust Eures Heimes erwachsen, sondern auch viele Beispiele einer tapferen Bewährung und unerschütterlichen Haltung. Größer als die Not sind Euer Widerstandswille, Eure Opferbereitschaft und die gegenseitige Hilfe gewesen. Ihr habt wie die Dortmunder und Bochumer gezeigt, daß Ihr Euch nicht unterkriegen laßt.
In einer großen Kameradschaft und als eine wehrhaft nationalsozialistische Volksgemeinschaft hat die gesamte Bevölkerung des Katastrophengebietes in den Bemühungen um die Beseitigung der Notstände Vorbildliches gezeigt. Dafür spreche ich allen Dank und Anerkennung aus.
„Mendener Zeitung“ vom 11. Juni 1943
V
olksgenossen! Die Kriegsverbrecher in Amerika und England hoffen, durch die Gangstermethoden ihrer Terrorangriffe uns schwach und mutlos machen zu können. Sie irren sich! Wir wissen, was für uns auf dem Spiele steht und werden deshalb durch solche Terrorangriffe noch härter. Ernst aber unbeugsam stehen wir Schulter an Schulter zusammen, in der Gewissheit, daß der Führer eines Tages den Befehl gibt, den Terror mit Gegenterror zu beantworten, der die feigen Mörder wehrloser deutscher Menschen dann um so vernichtender treffen wird.
Die Wimberner Wehr kam im Rahmen der Möhnekatastrophe zum Einsatz. Im Protokollbuch heißt es:
Am 17. Mai 1943 wurde unser Löschzug bei der Hochwasserkatastrophe zur Leichenbergung an der Grenze Wimbern – Wickede – Echthausen eingesetzt. Aus der Ruhr wurden mehrere Kadaver von Kühen und Pferden gezogen. Die Keller von Korte und Fabry, sowie das Haus der Gemeinde Echthausen wurden von Schlamm und Wasser gesäubert. Die Leichenbergung wurde von der Brücke bei Kosack durchgeführt.
Protokollbuch der Wimberner Wehr