Das Licht muss aus

Zeitungsausriss
Die Verdunkelungszeiten wurden konkret und verbindlich vorgeschrieben.

Schon 1935 – also vier Jahre vor Kriegsbeginn – rief das NS-Regime zu umfassenden und großen Verdunkelungsübungen auf. Ausdrücklich wurde der gesamte Regierungsbezirk Arnsberg, das Amt Menden und damit auch Wimbern zur Verdunkelungsübung aufgefordert, wie der nachfolgende Originaltext verdeutlicht.

Stadt und Amt Menden werden verdunkelt

Wir berichteten bereits vor einiger Zeit von einer Luftschutzübung riesigen Ausmaßes, die auf Veranlassung des Reichsministers der Luftfahrt am 23. Oktober in Teilen der Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster durchgeführt wird. Auch Stadt und Amt Menden sowie der ganze Kreis Iserlohn sind in diese Uebung einbezogen.

Das Ausmaß der Uebung bekundet die Einbeziehung der großen Städte und Industriezentren der drei Regierungsbezirke.

Diese Großübung soll eine Generalprobe sein, wieweit die gewaltige Selbstschutzorganisation der Bevölkerung, der Reichsluftschutzbund in seiner Arbeit gediehen ist, und die Bevölkerung wird praktisch geschult, wie sie sich in einem Ernstfall zu verhalten haben würde. Das ist ja die Idee all der Arbeit des Luftschutzbundes wie auch dieser großen Uebung: Im tiefsten Frieden in Ruhe und gediegener Sorgfalt all die Schutzmöglichkeiten ausprobieren und einzuüben, die für den Ernstfall von so ungeheurer Bedeutung werden können. Auch das dient dem Frieden, denn ein Volk, das nicht wehrlos ist und das sich durch geeignete Maßnahmen Schutz verschafft für den Ernstfall, ist ein weit undankbares Objekt für Angriffsgelüste irgendeines Gegners, als ein zur Ohnmacht verurteiltes, wehrloses und ungeschütztes Volk.

„Mendener Zeitung“ vom 28. September 1935

Für die Verdunkelung wurden Richtlinien herausgegeben, die zum Teil bis in die kleinsten persönlichen Verhaltensweisen einzugreifen versuchten und damit den Einzelnen wie unmündig erscheinen ließen:

10 Gebote für Verdunkelungsübungen

  1. Verdunkelungsübungen dienen der Landesverteidigung. Sie können nur Erfolge haben, wenn alle Hausbewohner gern und gewissenhaft arbeiten.
  2. Jeder Volksgenosse muß sich darüber im klaren sein, daß die Verdunkelungsübung im Ernstfall ein Dauerzustand sein wird. Alle Vorbereitungen müssen daher allein unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden.
  3. Insbesondere muss für Abblendung der Fenster in jedem Raum (auch an der Rückfront und in den Nebenräumen) gesorgt werden, damit das Leben in der Wohnung in gewohnter Weise weitergehen kann.
  4. Es ist falsch, einen Teil der Zimmer während der Uebung abzuschließen oder die Birnen herauszuschrauben.
  5. Es widerspricht dem Zweck der Uebung, in einem Zimmer eng gedrängt an einem Tisch zu sitzen. Die Abendstunden sollen nicht anders als sonst auch verlaufen.
  6. Die kleinen Unannehmlichkeiten kann und muß jeder im Interesse aller auf sich nehmen.
  7. Jeder muß sich für die Verdunkelung interessieren. Es ist verwerflich, ihr dadurch auszuweichen, daß man sich ins Bett legt.
  8. Es ist auch falsch mit der gesamten Familie ins Wirtshaus zu gehen und erst nach Uebungsschluß zurückzukehren.
  9. Wer sich der Uebung entzieht, betrügt sich selbst und seine Angehörigen. Im Ernstfall würde, weil er sich nicht richtig vorbereitet hat, er selbst und die Allgemeinheit den Schaden haben.
  10. Es wird bei den Verdunkelungsübungen an die Einsicht und Tatbereitschaft aller Männer und Frauen appelliert.

Auch in den folgenden Friedensjahren wurde die Bevölkerung immer wieder zu Verdunkelungsübungen angehalten. Im August 1939 hieß es dazu in einer Aufforderung der „Mendener Zeitung“:

… Vor allem müssen auch die Nachtsarbeitenden und früh beginnenden Betriebe darauf achten, daß kein Lichtstrahl nach außen dringt. Die Fahrzeugführer und Radfahrer haben ihre Fahrzeuge bei Dunkelheit mit notwendigem Abblendmaterial zu versehen. Die Bevölkerung wird darauf hingewiesen, daß den Anordnungen der Amtsträger des Reichsluftschutzbundes Folge zu leisten ist.

Im September 1939 wurde mit Beginn des Krieges der Luftschutz verschärft. Verdunkelung galt als wirksamstes Mittel, mögliche Angriffsziele der Sicht feindlicher Flugzeuge zu entziehen. Im Krieg wurden in der Zeitung die Verdunkelungszeiten konkret vorgeschrieben, ab 1941 für jedes Quartal, später für jeden Tag.

Die Zeitzeugen berichteten, dass auch in Wimbern die Verdunkelung strikt kontrolliert wurde.