Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann auch in Wimbern die Zeit des „Aufräumens“. Kaspar Großkettler wurde von den Amerikanern wieder als Bürgermeister eingesetzt. Er hatte dieses Amt bereits von 1924 bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 bekleidet. Ihm folgte nach der Kommunalwahl 1948 Josef Sartorius, der später von der Presse als „Löwe von Wimbern“ bezeichnet wurde.
Einige Dinge, die die Nationalsozialisten eingeführt hatten, blieben allerdings erhalten und haben bis in die Gegenwart Bestand. Dazu zählt beispielsweise das Wimberner Wappen, das am 15. April 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen verliehen wurde. Dieses zeigt auf rotem Felde ein silbernes, gestürztes Faßeisen. Das Wappen entspricht einem Siegelstempel des kurkölnischen Gerichtes Menden aus dem 18. Jahrhundert.
Zur Verdeutlichung der damaligen Denkweise und Wortwahl, verbunden mit einem besonderen Pathos, stehen hier die Erläuterungen zur Entstehung und Gestaltung des Wappens im Original. Der nachfolgende Bericht ist am 24. April 1937 in der „Mendener Zeitung“ erschienen.
Wappen für das Amt Menden
Die Geschichte des Amtes und der Gemeinden als Unterlagen für die Wappen
Der Herr Oberpräsident hat mit seinem Erlaß vom 15.4.1937 dem Amte Menden und seinen sieben Gemeinden die Berechtigung zuerkannt, in ihren Dienstsiegeln und überhaupt als äußere Form ein Wappen zu führen. Die seit fast zwei Jahren eingesetzte Erforschung der Geschichte des Amtes Menden war derart schwierig, daß die Lösung der Wappenfrage erst jetzt zu einem guten Ende gebracht werden konnte.
In der preußischen Geschichte erscheint das Amt Menden zum ersten Male im Jahre 1802 und zwar in den Regierungsamtsblättern des Regierungsbezirks Arnsberg. Im Jahre 1802 gehörte das Amt Menden zusammen mit der Stadt Menden zum Herzogtum Westfalen, bis zum Jahre 1850 zum Großherzogtum Hessen und dann wurde es dem preußischen Kreise Iserlohn zugeteilt. Im Jahre 1818 schieden aus dem Amtsverbande die Gemeinden Echthausen, Voßwinkel und Bachum. Alte Akten und Urkunden besagen, daß dieses bei Bildung des Kreises Arnsberg geschehen ist.
Im Jahre 1844, nach dem Erlaß der Landgemeindeordnung wurde die Stadt Menden aus dem Amtsverband ausgegliedert und der Eigenart ihres Gemeinwesens entsprechend zur Stadt erklärt. Seit 1844 ist das Amt in seiner jetzigen Form erhalten geblieben.
Zum Amte gehören die Gemeinden Lendringsen, welche sich aus dem früheren Böingsen gebildet hat, Halingen, Bösperde, Oesbern, Schwitten, Sümmern und Wimbern. Interessieren dürfte die zahlenmäßige Entwicklung des Amtes Menden, das im Jahre 1812 2689 Seelen zählte und im Jahre 1936 11456 Einwohner hatte.
Das Amt Menden war nachweislich in früheren Zeiten der Sitz des Gografen*, der seine Residenz in Sümmern hatte und von dem im Archiv zu Fröndenberg noch Urkunden mit Siegelabdrücken vorhanden sind.
Eine dieser Urkunden aus dem 16. Jahrhundert trägt ein Siegel, das ein umgestürztes Faßeisen darstellt. Zurückgreifend auf die Tradition des Amtes lag es also im Bereich der Möglichkeit dieses, damals vom Gografen benutze Siegel zu verwenden.
Das umgestürzte Faßeisen ließ sich in einer sehr schönen Form heraldisch verwerten und ist jetzt zum Symbol des Amtes Menden geworden. Das Amt Menden hat also nach einer dreihundertjährigen Geschichte ein altes Siegel wieder aufgegriffen und mit seiner Verwendung zum Ausdruck gebracht, daß es sich mit seinen Vorfahren eng verbunden fühlt. Um für ewige Zeiten zum Ausdruck zu bringen, daß die sich jetzt zum Amt Menden gehörenden Gemeinden ebenfalls auf diese Tradition stolz sind, ist in jedem Gemeindewappen auf der unteren Hälfte des Wappenschildes das Zeichen des Gografen eingraviert.
Das umgestürzte Faßeisen erscheint also auf jedem Gemeindewappen als Sinnbild der Zusammengehörigkeit der Gemeinden mit dem Amte. Hierin liegt nicht nur der symbolische Ausdruck der Verbundenheit, sondern die enge Verbundenheit, die zwischen den Gemeinden und dem Amt in Wirklichkeit besteht, hat hier seinen höheren Ausdruck gefunden.
Oesbern
Der Name der Gemeinde Oesbern soll aus dem Worte Osburen hergeleitet worden sein.
Oesbern sowie die Nachbargemeinde Wimbern sind kleine Bauerngemeinden von untergeordneter Bedeutung. Industrie ist fast nicht vorhanden, jedoch haben sich beide Gemeinden, die wohl früher eng miteinander verwachsen gewesen sind, bis auf den heutigen Tag in ihrer ländlichen Eigenart erhalten.
Als Neues Wappen für die Gemeinde Oesbern wurde auf die Wolfsschlucht zurückgegriffen und zwei Wolfsangeln in dem oberen Teil des Wappenschildes angebracht.
Wimbern
Die Gemeinde Wimbern war früher bekannt durch den Knotenpunkt und durch die Bedeutung der damaligen Poststelle bei Schlünder am Graben.Nachweislich haben beide Gemeinden, Oesbern und Wimbern unter dem dreißigjährigen Krieg viel zu leiden gehabt, da Wimbern wegen seiner Lage am Ruhrübergang, der Strecke Menden – Werl, der Tummelplatz feindlicher Kräfte gewesen ist.
Als Wappen der Gemeinde Wimbern wurde ein Mühlenrad gewählt, das im oberen Teil des Wappenschildes seine Anordnung gefunden hat.
„Mendener Zeitung“ vom 24. April 1937
Die weiteren Wappen des Amtes Menden
Bösperde
Halingen
Lendringsen
Oesbern
Schwitten
Sümmern
In die Amtszeit von Josef Sartorius als Bürgermeister fiel unter anderem der Ausbau der Wirtschaftswege und die Ausweisung von Bauland.
Mit der Erschließung des Baugebietes „Nachtigall“ bekam die Bevölkerungsstruktur und das dörfliche Leben einen neuen Impuls. Zwar hatte schon in früheren Zeiten, etwa bis 1890, ein Haus oberhalb des heutigen Bolzplatzes gestanden, im Prinzip wurde aber auf dem ehemaligen Gelände des Freiherrn von Boeselager eine neue Siedlung geschaffen.
1949/50 begannen die ersten Bauarbeiten, und zwar für das Haus Weische (Nachtigall 3), zuerst fertiggestellt wurde allerdings das gegenüberliegende Gemeindehaus (Nachtigall 2 beziehungsweise 4). Danach entstanden die weiteren Häuser, insgesamt wird dieser Siedlungsteil heute als „Alte Nachtigall“ bezeichnet. Von 1951 bis 1982 befand sich im Hause Weische die Gaststätte „Zur Waldeslust“. Die angegliederte Gartenwirtschaft war ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. Von 1954 bis 1966 führte das Haus Weische auch einen Lebensmittelladen.
Wesentlich älter war und ist die Gastwirtschaft Fildhaut „Zum kühlen Grund“, in der laut Protokollbuch der Schützenbruderschaft St. Johannes Wimbern schon 1923 eine Generalversammlung abgehalten wurde. Als die Familie Fildhaut im Jahre 1922 das Haus von Beringhoff kaufte, befand sich darin schon ein Lebensmittelladen, der übernommen und weitergeführt wurde. Überhaupt erfüllte das Haus Fildhaut mehrere Dienstleistungen.
Von 1927 bis 1963 hatte Familie Fildhaut zahlreiche Sommergäste, die aus dem Ruhrgebiet kamen und im schönen Wimbern Urlaub machten. Zur Spitzenzeit waren es mal 32 Dauergäste, die alle im Hause die Vollpension einnahmen, aber teilweise sogar auf benachbarten Höfen untergebracht werden mussten.
Von 1935 bis 1972 betrieb man auf dem jetzigen Parkplatz eine „Total“-Tankstelle, bei der man auf eine Klingel drücken mußte, damit der alte Fildhaut, genannt „Ö“ oder sein Sohn „Gastrat“ zum Auftanken kamen.
Schon zu Beginn der 1960er Jahre kam es bezüglich Bauland zu weiteren Nachfragen. Vor allem das Herz-Mariä-Krankenhaus und das Wickeder Eisen- und Stahlwerk suchten geeignetes Bauland für ihre Mitarbeiter.
Zu der Zeit verfolgte Bürgermeister Sartorius das Ziel, Baugelände für die „eigene Industrie“ bereitzuhalten. Wie vehement er sich dafür einsetzte, zeigt ein Leserbrief, den Josef Sartorius am 1. Februar 1960 in der „Westfalenpost“ schrieb.
Wimbern hat Land, Wickede hat Geld und Baulustige in Scharen. Wir Wimberaner verkaufen unsere Erstgeburt nicht für ein Linsengericht. … Daß wir für Wickeder Baulustige das Bauland stellen sollen, ist uns doch gewiß nicht zumutbar. Unsere Aufgabe ist es, für unsere eigene Industrie Baugelände zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Fachkräfte im Ort seßhaft machen kann.
Leserbrief vom Josef Sartoius in der „Westfalenpost“ vom 1. Februar 1960
Mit der Industrie in Wimbern wurde es nichts, wie man heute weiß, aber Bauplätze wurden auf Beschluß des Wimberner Gemeinderates östlich der alten Nachtigall ausgewiesen.
1970 waren hier die ersten Baustraßen fertig, und der Bau der neuen Siedlung begann.
Das Jahr 1969 brachte durch die kommunale Neuordnung für Wimbern die wichtigste Veränderung überhaupt. Wimbern war immer mit Menden verbunden. Seit der Preußenzeit gehörte das Amt Menden mit Wimbern zum Kreis Iserlohn.
Ab dem 1. Juli 1969 gehört Wimbern zur Gemeinde Wickede (Ruhr) und damit zum Kreis Soest. Gegen diese Neuordnung hatten sich die Wimberner, an ihrer Spitze Josef Sartorius, nach Kräften gewehrt, ging doch so ein Stück Selbständigkeit verloren.
Beim Verfassungsgericht des Landes Nordrhein-Westfalen wurde gegen diese Maßnahme sogar Verfassungsbeschwerde eingelegt. Man warf dem Gesetzgeber
… Ermessensmißbrauch vor, weil er den Willen der Wimberner Bevölkerung ohne Notwendigkeit mißachtet hat.
„Mendener Zeitung“ vom 28. Juni 1969
In der letzten Sitzung des Wimberner Gemeinderates, am 26. Juni 1969, an der auch Amtsdirektor Vaßen aus Menden teilnahm, wurden Dankesworte für die bisherige Zusammenarbeit gewechselt. Die „Mendener Zeitung“ berichtete hierüber am 28. Juni 1969: Wimberns
Gemeindeväter nahmen wehmütig Abschied vom Amt Menden.
„Mendener Zeitung“ vom 28. Juni 1969