Der Boden, auf dem das heutige Heilig-Geist-Kloster steht, ist historischer Boden. Nach Urkunden, die sich im Besitz der Familie Schlünder befinden, stand dort im 13. Jahrhundert ein befestigter Herrensitz, eine Burg der Höllinghofer Herren. Der Grundherr von Rodenberg (=Romberg) führte hier ein Herrenleben. Johann Schlünder aus Menden war einer der Gefolgsmannen des Herren von Rodenberg des 15. Jahrhunderts. Der Romberg ging zusammen mit dem Romberghof als Lehen, später als Besitz in die Güter der Familie Schlünder über. Das Gebäude auf dem Romberg, der Romberghof, der Herrensitz als solcher, wurde später abgerissen, da es nicht mehr bewohnbar war. Dies bezeugen Urkunden aus dem Jahre 1745.
1950 kam ein Grundstück aus dem Besitz des Schlünderhofes durch Kauf zum Baugelände des Provinzhauses. Bei der Grundsteinlegung erreichte die Schwestern ein Glückwunschschreiben von Christine Berentzen, geborene Schlünder, in dem sie ihre Wehmut über die Teilung des stolzen Erbes, aber auch ihre Freude über den Erwerb durch die Steyler Missionsschwestern zum Ausdruck bringt. Noch bedeutsamer war es für die Schwestern, dass der Name des Geistes der Liebe in dieser Gegend durch den „Heilig-Geist-Berg“ bereits geprägt war. Der Legende nach pilgerten die Menschen, die die entfernte Pfarrkirche in Menden nicht erreichen konnten, zu diesem Berg. Von der Höhe des Berges hörten sie die Glocke, die zur Wandlung läutete, dann knieten die Leute nieder und beteten zum Heiligen Geist. Der „Heilig Geist“ befindet sich im Echthauser Wald an der Lichtung „Zu den fünf Buchen“.
Am Abend des 4. Septembers 1954 kamen die jahrelangen Vorbereitungen mit der Aufrichtung eines mächtigen Birkenkreuzes an der Baustelle zum Abschluss. Das Kreuz trug die Inschrift „Wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute vergebens“. Mit Kerzen in der Hand zogen Schwestern und Bewohner des Herz-Mariä-Krankenhauses in langer Prozession zum Bauplatz des neuen Provinzhauses. Dieses Bild war so ungewöhnlich, dass die vorbeikommenden Autofahrer anhielten, um die Prozession zu bewundern.
Die Ordensleitung beauftragte Architekt Franz Vedder und Sohn aus Menden mit der Anfertigung des Baus. Firma Nikodem aus Menden übernahm die Erdarbeiten, die am 7. September 1954 mit dem Ausbaggern der Fundamente begannen. Weitere Firmen, die an dem Bau beteiligt waren, waren Wilhelm Budde aus Iserlohn und Ernst Christians aus Menden. Insgesamt wurden 6000 Kubikmeter Erde bewegt.
Grundsteinlegung am 24. Oktober 1954
In der Bauzeit wurden die Arbeiten durch starke Regenfälle behindert, sodass die Ausschachtungsgrube einem See glich, welcher von der Feuerwehr leer gepumpt werden musste. Am 16. Oktober 1954 wurde schließlich die Bauhütte errichtet, Wasserleitungen und Stromkabel konnten verlegt werden.
Die Grundsteinlegung fand am 24. Oktober 1954 statt. Erzbischof Buddenbrock, selbst Pater des Steyler Missionsordens, aus Lanchow, China, war Offiziant und machte den ersten Hammerschlag. Alle Schwestern waren anwesend, auch aus allen 14 Filialen. Neben den Vertretern der Baufirmen und Behörden waren auch viele Menschen aus der Umgebung erschienen. Nachdem Erzbischof Buddenbrock den Grundstein gelegt hatte, sprach er folgende Worte:
Dieser Stein ist kein lebloser Stein: denn im neuen Missionshaus wird einst neues Leben herrschen. Es wird erfüllt sein von Ordensschwestern und jungen Mädchen, die sich auf den Ordensberuf vorbereiten, die alle gedrängt sind, von der Liebe zu Gott und den Menschen, erfüllt von dem hohen Auftrag, Gottes Geist und Gottes Liebe in die Welt zu tragen und die Menschen für Gott zu gewinnen.
Erzbischof Buddenbrock SVD bei der Grundsteinlegung für das Kloster am 24. Oktober 1954
Danach verlas der Hausgeistliche Pater van Bömmel die Urkunde. Diese wurde zusammen mit Reliquien, Tageszeitungen, zu dieser Zeit gültigen Münzen und einer Granathülse von der Marienau eingemauert.
Nach der Weihe des Grundsteins überbrachte Pfarrer Jodokus Schulte von der Walburgiskirche in Menden seine Glück- und Segenswünsche. Pfarrvikar Arthur Agethen gratulierte für Barge, und auch Bürgermeister Josef Sartorius übermittelte Glückwünsche der Gemeinde Wimbern.
Nach schweren und harten Stunden und Tagen der Bauarbeiten konnte am 27. April 1955 das Richtfest mit einem Dankhochamt auf der Baustelle gefeiert werden. Ein sechs Meter hoher Richtbaum mit Kreuz ragte über dem Dachstuhl empor, der Bau war mit Tannengrün geschmückt. Landrat Dr. Vollmer erklärte in seiner Rede, der Bau des Provinzhauses in Wimbern gereiche dem gesamten Landkreis zur Ehre. Bürgermeister Sartorius hob den Schutz und die Hilfe des Hl. Josef bei den Bauarbeiten hervor.
1955 wurde die Kirche des Heilig-Geist-Klosters gebaut. Dazu hatten die Schwestern „Bausteine“ gesammelt. Sie besuchten dafür vor allem ihre Heimatorte und unternahmen dort Bettelgänge. Dank großzügiger Spenden kam so das Geld für die Kirche zusammen. Während der Besuche war es den Schwestern, aufgrund einer damaligen Konstitution, nicht erlaubt, ihr Vaterhaus zu besuchen. Dies erschwerte vielen Schwestern ihre Bettelgänge. Der Altar und die Kommunionbänke aus grünem Marmor wurden am 7. Februar 1956 geliefert. Heute sind sie in einer kleinen Kapelle im Heilig-Geist-Kloster und in der Hauskapelle des Marienheims in Fröndenberg zu finden.
Am 19. März 1956 begann der Umzug der Kommunität. Ende März wurde das erste Mal in dem neuen Provinzhaus gekocht. Am 6. April 1956 folgte dann die namentliche Trennung der beiden Kommunitäten vom Provinzhaus und vom Herz-Mariä-Krankenhaus nach beruflicher Ausbildung und Aufgabenbereich. Die Kommunitäten fühlten sich zwar als Einheit, allerdings war die Trennung wichtig, damit jede Schwester wusste, wo ihr Zuständigkeitsbereich lag.
In der Chronik der Steyler Missionsschwestern ist unter dem Datum 19. März 1956 folgendes zu lesen:
Mit diesem Tage schließt die gemeinsame Chronik der beiden Kommunitäten. Was Gottes liebevolle Vorsehung dem Herz-Mariä-Krankenhaus und dem Heilig Geist-Kloster an Freuden und Sorgen zugedacht hat in den kommenden Tagen und Jahren, wird nun getrennt niedergeschrieben.
Te Deum laudamus. (deutsch: „Dich Gott loben wir.“)
Chronik der Steyler Missionsschwestern Wimbern, Eintrag vom 19. März 1956
Am gleichen Tag wurde auch die Mangel in Betrieb genommen. In der Wäscherei wurde die gesamte Wäsche des Herz-Mariä-Krankenhauses mitgewaschen, gebügelt oder gemangelt.
Am 2. Mai 1956 erwartete die Kommunität Erzbischof Lorenz Kardinal Jäger aus Paderborn zur Konsekration von Kirche und Altar. Anfangs war diese gefährdet, da sich unter der Kirche noch Räume befanden, diese aber freistehend sein musste. Die Schwestern konnten dem Erzbischof schließlich nachweisen, dass die Pfeiler der Kirche vom Grund aus gebaut waren und die Kirche daher als freistehend betrachtet werden konnte. Die Weihe des Hauses wurde vom Pfarrvikar Arthur Agethen vorgenommen. Die Schwestern zogen dazu in einer Prozession durch das Haus.
Die Schwestern der Wimberner Kommunität verdanken die Glocke einer Initiative des Bürgermeisters Josef Sartorius, welcher allen Bürgerinnen und Bürgern Wimberns einen Aufruf sandte. Er sprach darin von „unseren Schwestern“ und von der „so wichtigen Niederlassung zur Ehre Gottes“ sowie vom „Zeichen der Verbundenheit“, das die Glocke durch die freiwilligen Beiträge darstellen solle. Die Kosten für die Glocke betrugen 1100 Mark, sie hatte ein Gewicht von 150 kg und wurde am 6. Juni 1956 geliefert. Die Glocke trägt die Inschrift „Pax Christi in regno Christi, Ave Maria, Sponsa Immaculata, veni Creator Spiritus“ (deutsch: „Der Friede Christi im Reich Christi; sei gegrüßt, Maria, unbefleckte Braut; komm Heiliger Geist“).
Am 7. Juni wurde die Glocke durch Pfarrer Jodokus Schulte aus Menden geweiht. Am 8. Juni fand die erste Einkleidung und Professfeier im Kloster statt. Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt ist das Produkt von Renovierungsarbeiten im Jahre 1978. Aufgrund der schlechten Heizbarkeit wurde die Decke der Kirche tiefer gezogen und ein gotisches Gewölbe in Holz imitiert. Die Wände wurden isoliert und mit Klinkern verkleidet. Die Glasfenster (Darstellung der Patroninnen) sind das Werk der Schwester Serviane Wollseifen. Der neue Altar wurde am 26. Juli 1978 durch Weihbischof Dr. Paul Nordhues von Paderborn konsekriert.
An der Nord-Ost-Seite der Kirche befindet sich ein großes Sgraffito des Mendener Künstlers Franz Dameris: „die apokalyptische Frau, eine Frau, umkleidet mit der Sonne, der Mond zu ihren Füßen, auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen“. Dies ist ein Sinnbild des Kampfes der Kirche mit dem Drachen (dem Satan). In der Chronik der Steyler Missionsschwestern wird es wie folgt beschrieben:
Unser Missionshaus und seine Bewohnerinnen sind in diesem endzeitlichen Kampf in besonderer Weise hingerissen und müssen sich darin bewähren. Die Frau hält ihr Kind hoch, den Heiland der Welt, als einziges Zeichen, in dem die Menschen erlöst und gerettet werden. Seine Sendung fortzusetzen sind die Menschen in diesem Haus berufen.
Chronik der Steyler Missionsschwestern
Eine Besonderheit befindet sich im Garten des Heilig-Geist-Klosters. Dort steht eine Fatimastatue, die am 22. August 1956 geweiht wurde. Alle Schwestern des Provinzhauses und des Krankenhauses erschienen zu der Abendfeier und vollzogen die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariä.
Das Mutter-Maria-Heim wurde 1964 erbaut und am 2. Februar 1965 eingeweiht. Die Grundsteinlegung fand am 6. November 1963 statt. Dieses Schwestern-Alters- und Erholungsheim soll den heimgekehrten Missionarinnen ein Zuhause sein. Eine immer größer werdende Zahl von älteren Schwestern machte ein Altenheim notwendig.
In der letzten Januarwoche 1965 zogen die ersten 29 Seniorinnen dort ein. Nachdem Anfang November 1972 das Dach von einem Sturm abgedeckt worden war, legte eine Angestellte zwei Wochen später einen Brand im Mutter-Maria-Heim. Sie bekannte sich später als Brandstifterin.
Die architektonische Gestaltung des Heilig-Geist-Klosters weist viele Besonderheiten auf. Baulicher und geistiger Mittelpunkt ist die Kirche. Alle Gänge des Klosters münden in der Kirche oder in ihren Vorräumen. Das weite Abrücken in die Ackerlandschaft schafft die nötige Ruhe von der Straße.
Im Mittelpunkt der Arbeit der Steyler Missionsschwestern stand die Mission. Aus Wimbern zogen zahlreiche Schwestern nach ihrer Ausbildung in viele Länder der Erde. Ziel der Missionsschule war die Ausbildung junger Frauen für den weltweiten missionarischen Dienst, aber auch für Aufgaben in den deutschen Niederlassungen. In der Mission sind die Schwestern im Schuldienst tätig und bemühen sich um religiöse Unterweisungen sowie um das leibliche Wohl der Menschen.
Im Provinzhaus entstand neue Schützenfahne
Frauen, die in den Orden eintraten, erhielten in Wimbern eine Einführung in Gebet und Meditation, theoretischen Unterricht und arbeiteten in der Küche und Bäckerei, in der Wäscherei und in der Hauspflege. Bis in die 80er Jahre lieferte die Bäckerei Brot und Kuchen an das Marienkrankenhaus. Die Näherei im Heilig-Geist-Kloster versorgte nicht nur die Schwestern im eigenen Haus. Im sog. „blauen Nähzimmer“ wurde sämtliche blaue Kleidung für die Provinz, der Bedarf für Profess und Einkleidung sowie Arbeitskleidung für die Schwestern im Haus angefertigt. Im „Weißnähzimmer“ wurde die Stärkewäsche für die Schwestern der Provinz angefertigt.
Des Weiteren wurde hier für das Provinzhaus selber und die Schwestern des Krankenhauses genäht und gestopft. Die Paramentik bekam neben den Aufträgen aus dem eigenen Haus auch Aufträge aus den anderen Filialen, den Missionshäusern, Vereinen und Körperschaften, Pfarreien, anderen Ordensgemeinschaften, aus anderen Ländern (auch von Rom) sowie von den überseeischen Missionen. Das Motiv und die Aufschrift der neuen Schützenfahne von 1970 der St. Johannes-Schützenbruderschaft Wimbern wurden in aufwendiger Handarbeit von den Schwestern gestickt.
Das Heilig-Geist-Kloster hatte in seiner Funktion als Provinzhaus und damit als Missionszentrale seine eigene Missionsprokur. Hier wurde der sachliche Überseeverkehr geregelt, Bittgesuche aus aller Welt liefen hier zusammen, um dann an die zuständigen Hilfswerke weitergeleitet, bearbeitet und geregelt zu werden. Reisen wurden organisiert und finanziert. Missionssendungen wurden zusammengestellt und vorbereitet. Des Weiteren gab es Missionswerkstätten, in denen gebastelt werden konnte. In der hauseigenen Druckerei wurden Broschüren für die eigene Kongregation angefertigt. Die Missionsbuchhandlung „Serviamus“ hatte sowohl einen Standort im Provinzhaus als auch im Herz-Mariä-Krankenhaus einen Ausstellungsschrank für Bücher, Zeitschriften, Kunstkarten und Devotionalien. So konnten den Patienten im Krankenhaus religiöse Bücher angeboten werden.
Neben diesen Tätigkeiten waren die Schwestern ebenfalls in der Umgebung von Wimbern eingesetzt. In Wickede übernahmen sie die Betreuung von Fremdarbeitern und Seelsorgearbeiten, in Echthausen waren sie in der Förderschule eingesetzt, in Menden gaben sie Unterricht am Walburgisgymnasium, und schließlich war eine der Schwestern als Präfektin im Werler Knabenkonvikt angestellt. Weitere Arbeitsfelder der Schwestern waren die Kranken- und Altenpflege, Erziehung und Unterricht, Hauswirtschaft, Studium, Landwirtschaft und Garten. Die Felder um das Kloster wurden anfangs von den Schwestern bearbeitet. Sie leiteten ebenfalls Vorträge und Besinnungstage.
Heute ist es nicht mehr Ziel des Heilig-Geist-Klosters, junge Frauen für den weltweiten missionarischen Dienst und für Aufgaben in den Niederlassungen in Deutschland auszubilden. Heute liegt die Zielsetzung des Hauses auf dem Alten- und Pflegeheim für die eigenen Schwestern. Die Tagesstruktur der Schwestern ist diesem Hauptziel angepasst. Die Tage werden von einer strukturierten, immer gleichen Ordnung bestimmt. So finden die Mahlzeiten immer nach der Messe und den zwei gemeinsamen Gebetszeiten statt. Neben diesem missionarischen Schwerpunkt bemühen sich die Schwestern weiterhin um missionarische Präsenz und Bewusstseinsbildung, sprechen Gebete für die Anliegen der Einen Welt, bieten Einkehr- und Besinnungstage an, führen Exerzitien für die eigenen Schwestern durch und engagieren sich ehrenamtlich in der Pfarrgemeinde.
Seit 2004 ist das Heilig-Geist-Kloster kein Provinzhaus mehr. Dieses wurde aufgrund der Zusammenlegung der Ordensprovinzen nach Mainz verlegt.
Die Steyler Missionsschwestern sind auch heute noch in folgenden Gebieten tätig:
- Amerika: Antigua und Barbuda, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Kuba, Ecuador, Mexiko, Paraguay, Saint Kitts und Nevis, USA, Jamaica
- Europa: Deutschland, England, Irland, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Österreich, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn
- Afrika: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Ghana, Mosambik, Sambia, Südsudan, Südafrika, Togo
- Asien: Indien, Indonesien, Japan, Südkorea, Philippinen, Russland, Taiwan, Ost-Timor
- Australien/Ozeanien: Australien, Fidschi-Inseln, Papua Neuguinea.