Mit dem Vieh unter einem Dach

Ein gemaltes Bild
Der Hof Goeke in Wimbern – erbaut 1732, abgerissen 1966.

Was hat die Menschen in Wimbern in den vergangenen Jahrhunderten bewegt? Der überschaubare Zeitraum beginnt um 1200.

Wimbern gehörte zur Pfarrei St. Vinzenz und zum Amt Menden. Kirchlich hat Menden immer zur Erzdiözese Köln gehört. Der Erzbischof von Köln war auch Kurfürst und als Herzog von Westfalen Landesherr. Als Vertreter des Landesherrn für das kurkölnische Westfalen residierte in Arnsberg ein Marschall oder Landdrost. In Menden gab es einen Amtsdrosten.

Jahrhundertelang änderte sich an der Lebensweise der Menschen und der Technik der Landwirtschaft wenig. Man lebte in niederdeutschen Hallenhäusern aus Eichenfachwerk mit dem Vieh und dem Gesinde unter einem Dach (Knechte schliefen über den Pferden auf der „Hille“, Mägde über der Kammer des Bauernpaares).

Jeder Hof war praktisch eine selbständige Wirtschaftseinheit, die vorwiegend nur für den eigenen Bedarf produzierte. Der größte Teil der Wimberner Flur war Gemeineigentum (Hude), ebenso der Wald.

Das Leben ging seinen gewohnten Gang. Es gab eine festgefügte hierarchische Ordnung. Knechte und Mägde (dazu gehörten auch unverheiratete Kinder der Bauern), Bauer und Bäuerin, Grundherrschaft und Pfarrkirche, alle hatten ihre überkommene Funktion. Unterbrochen war der Alltag durch den Sonntag und das Jahr durch die kirchlichen Feste, Feste der kirchlichen Bruderschaften und möglicherweise der Schützenvereinigungen. Die Menschen waren abhängig von der Natur und den Naturgewalten weitgehend hilflos ausgeliefert: Missernten, Seuchen, Feuersbrunst.

Im 14. und 15. Jahrhundert herrschte im hiesigen Raum Feme- und Faustrecht. Um 1420 gab es eine Fehde zwischen den Fürstenbergern zu Höllinghofen und dem Herzog von Kleve-Mark. Diese Fehde hat auch Wimbern arg mitgenommen. In einem zeitgenössischen Dokument ist (gekürzt übersetzt) gesagt: Der Herzog von Kleve und Graf von der Mark schickte seine Reiter, die das ganze Dorf Höllinghofen abbrannten. Gleichzeitig brannte das Dorf Voßwinkel mit der Kirche bis auf den Grund ab. Ferner wurden Wimbern und andere (Fürstenberger) Güter verbrannt und zerstört.

Eine sehr schwere Zeit für die Bewohner von Wimbern war der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). Nicht genug, dass kriegerische Ereignisse besonders in den Jahren 1632-1636 den Bewohnern von Stadt und Amt Menden hart zugesetzt haben. In den Jahren 1628-31 gab es im Amt Menden schreckliche Hexenprozesse. Aus den im Pfarrarchiv St. Vinzenz in Menden noch vorhandenen Hexenprozess-Protokollen sind uns Einzelheiten darüber bekannt. Danach sind damals über 80 Frauen und Männer (unschuldig) gefoltert, verurteilt und verbrannt worden.

Ein altes Fachwerkhaus
Der Hof Schlünder (ehemals Korte, zuletzt Klaus) in Wimbern – erbaut 1730, abgerissen 1985.

Welche Angst und Sorge mag die Bewohner von Wimbern in dieser Zeit umgetrieben haben? Konnte doch jeder durch unter Folter erpresste Aussagen als Hexe oder Hexer beschuldigt werden. War jemand erst einmal angeklagt, gab es fast keine Rettung mehr.

Auch zwei Wimberner sind als Hexer enthauptet und verbrannt worden: Blesien Billi, der Frone (Schiedsmann, Herold) und Franz Hellmich. Nachdem ihnen am 29. Oktober 1628 unter Folter ein Geständnis abgepresst worden war, konnten beide aus dem Teufelsturm in Menden (an der Stadtmauer) ausbrechen und über die Haar nach Hilbach (Hilbeck bei Werl) fliehen, wo Billis Tochter beim Schulten Pröpsting wohnte. Sie kamen aber nach einigen Tagen freiwillig zurück, um ihre Familien vor Repressalien zu schützen. Am 2. Dezember 1628 wurden beide hingerichtet. Es lässt sich nachweisen, dass der Name Billi/Billie die alte Form des heutigen Namens Bilge ist. Um 1850 werden beide Formen noch nebeneinander benutzt. Blesien Billi (Bilge) stammte also vom Wimberner Hof Nr. 18, von dem der Name Bilge nach 1829 durch Einheirat auf den Hof Nr. 10 übergegangen ist. Franz Hellmich wird vom Hof Nr. 14 gekommen sein.

In den Jahren 1613 und 1632 wütete in Menden die Pest. Sicher hat diese für Wimbern auch Angst und Schrecken, wenn nicht gar vielfach den Schwarzen Tod bedeutet.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg brauchte es einige Generationen bis die Schäden und Folgen des Krieges überwunden waren. Nach 1700 scheint wieder ein gewisser Wohlstand aufgekommen zu sein. Um 1730 wurden in Wimbern und Umgebung viele Bauernhäuser erneuert. Die Abbildungen 6 und 7 zeigen solche typischen Fachwerkhäuser.

Allerdings dauerte die ruhige Zeit nicht allzulange. Der Siebenjährige Krieg (1756-63) brachte wieder Schrecken, Abgaben und Einquartierungen für unsere Gegend.