„Wo ein Will(i)e ist, ist auch ein Weg“

Männer beim Arbeiten
Auftakt der Bauarbeiten im September 1966. Im Bild (vordere Gruppe, von links) Alfons Goeke, N.N., Hubert Bürmann, Josef Coerdt, N.N., Franz Schriek, Franz Korte, Franz Schmidt; (Gruppe hinten links, von links) Franz Goeke, N.N., N.N., Clemens Jahn und Gerhard Coerdt (mit Schubkarre). Wer zur Gruppe hinten rechts gehört, ist nicht bekannt.

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums unserer Schützenhalle erinnert sich das ehemalige Schützen-Vorstandsmitglied Gerhard Coerdt, der als Zeitzeuge den Neubau begleitet und tatkräftig mitgeholfen hat.

„Irgendwann im Jahre 1965 hatte der damalige Brudermeister Franz Korte (Tente I) die Idee, eine neue Schützenhalle zu bauen. Dieser Gedanke kam ihm in seiner Kornkammer beim Getreidemahlen.

Pause
Gemeinsames Mittagessen am Lagerfeuer. Im Bild (von links) Fritz Osterhaus, Rudi Schmidt, N.N., Heinz Brunert, Franz Korte, Clemens Jahn, Willi Schulte, Hubert Zimmermann, Franz Schriek, Alfons Goeke und Franz Schmidt; bei den Kindern in der Bildmitte handelt es sich um (von links) Ingrid Schulte, Thomas Korte und Michael Schulte.

Er unterbrach die Mahlerei und suchte mich auf, um mir seinen Gedanken mitzuteilen. Es war ein Samstagmorgen, und ich befand mich auf unserer Wiese. Wir gingen gemeinsam in seine Kornkammer und diskutierten über seinen Plan. Das waren die ersten Schritte für den Neubau einer Schützenhalle.

Es folgten zahlreiche Vorstandssitzungen. Alle Mitglieder des Vorstandes waren damit einverstanden, eine neue Schützenhalle zu bauen. Wir gründeten einen Bauausschuss und schmiedeten allerlei Pläne, wo und wie die Halle gebaut werden sollte. Wir hatten zwei Möglichkeiten: entweder am Feuerwehrhaus oder in der Wiesenstraße, wo sie dann auch gebaut wurde.

Rohbau
Am 15. November 1966 wurde Richtfest gefeiert, nachdem nur knapp zwei Monate vorher, am 17. September 1966, der erste Spatenstich gemacht wurde.

Da Franz Korte zu der Zeit auch einen Wohnhausneubau durchführte, wurde sein damaliger Architekt Albrecht Winter aus Ense-Parsit mit der Planung und Zeichnung beauftragt.

Der Grundstock für die finanzielle Seite wurde wie folgt beschlossen: Die alte Schützenhalle auf dem Grundstück Schumacher wird für 7000 Mark an den Grundstückseigentümer verkauft. Außerdem verpflichtete sich Caspar Schumacher zum kostenlosen Transport der Baumaterialien. Dieser Verpflichtung ist er nachgekommen.

Arbeiten am Bau
Beinahe täglich wurde an der neuen Halle etwas gemacht – hier befestigt Alfred Luig (rechts) Holz, die Person links ist nicht eindeutig erkennbar.

Ferner wurde beschlossen, dass jeder Schützenbruder 100 Mark spenden sollte. Die Kassierer waren oft und lange unterwegs, denn jeder Spender meinte, man könne noch einen trinken. Außerdem bürgten zehn Vorstandsmitglieder für die Aufnahme eines Darlehens über 20.000 Mark. Dieses Darlehen wurde aber nicht in Anspruch genommen.

Dann kam endlich die Baugenehmigung, und Mitte September 1966 begannen die Bauarbeiten.

Kinder auf der Baustelle
Viel Spaß hatten auch die Kinder beim Spielen auf der Baustelle – deutlich zu erkennen an den fröhlichen Gesichtern von Thomas Korte (links) und Michael Schulte.

Es wurden lange Tage mit Spät- und Nachtschicht. In dieser Zeit trat ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf, welches einmalig war. Auch bei uns hieß es: einer für alle, alle für einen. Mitte November 1966 konnten wir bereits Richtfest feiern.

Besonders erwähnen möchte ich, dass sich der „Bauhof“ im Hause von Willi und Irene Schulte befand. Von dort aus wurde telefoniert (ein Handy gab es ja noch nicht), und wir borgten uns dort fehlendes Handwerkszeug. Willi war zu der Zeit auch Bauherr und ich gab ihm daher den Namen „Bauschultenwilli“.

Während der gesamten Bauzeit wurden wir durch gestiftete Speisen und Getränke versorgt. Viel Unterstützung erhielten wir auch durch unsere Ehefrauen, denn sie übernahmen Arbeiten zu Hause, die eigentlich der Ehemann hätte erledigen müssen. Sogar Arbeiten in und an der Schützenhalle übernahmen sie.

Die neue Schützenhalle, deren Bau insgesamt 50.365 Mark kostete, konnte nach einer Bauzeit von nur sieben Monaten am 30. April 1967 mit einem Frühlingsfest eingeweiht werden. Zur damaligen Zeit waren wir noch Mitglied im Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften,
und alle Vereine aus dem Bezirk Menden nahmen an der Einweihung teil. Da der damalige Pfarrvikar Agethen nicht da war, weihte der ehemalige Dechant Schulte aus Menden die Schützenhalle ein. Mit seiner markanten Stimme sagte er: „Nein, was habt ihr für eine schöne Halle!“

Franz Korte betonte in seiner Ansprache, dass jedem Bürger die Tür der Halle offenstehe. Erster Schützenkönig in der neuen Halle wurde Josef Wälter.

Reinigungsarbeiten am Bau
Tatkräftig unterstützt wurden die Schützen von ihren Frauen – das Foto zeigt eine von ihnen beim Fensterputzen.

Das ganze Bauvorhaben wurde schließlich im Januar 1968 durch einen notariellen Schenkungsvertrag über das Grundstück an der Wiesenstraße beendet.

Ich selbst konnte aber trotz der Bauzeit meine Familie vergrößern.

Es hat sich bestätigt: wo ein Will(i)e ist, ist auch ein Weg!

Allen, die mitgeholfen haben und nicht mehr leben, sage ich Dankeschön und R.I.P.“

Ein Gebäude, davor ein großer Parkplatz