Für die Forschung zur Geschichte der St. Johannes-Schützenbruderschaft sind vor allem das Protokoll- und das Kassenbuch von entscheidender Bedeutung. Das Protokollbuch wurde im Gründungsjahr 1891 angelegt. Es beginnt mit der Liste der Gründungsmitglieder von 1891, darüber hinaus wurden die wesentlichen Themen und Ergebnisse der ordentlichen und außerordentlichen Generalversammlungen eingetragen. Soweit nicht anders vermerkt, entstammen die nachfolgenden Zitate dem Protokollbuch. Neben diesen Unterlagen sind auch die Dokumente des Stadtarchivs Menden und der damals erschienene „Westfälische Telegraph“, die spätere „Mendener Zeitung“, wichtige Quellen für die Vereinsgeschichte.
Die erste Eintragung im Protokollbuch geht in der Tat auf das Jahr 1891 zurück. Demnach ist der Verein in diesem Jahre als „Bruderschaftsverein zu Wimbern“ neu gegründet worden. Mündliche Überlieferungen bestätigen übereinstimmend, dass dies in der heute noch existierenden Gaststätte Bürmann am Stakelberg erfolgt ist.

Die Motive, einen Verein dieser Art zu gründen, sind sicher vielfältig gewesen. Zum einen ist hier der Verweis auf den Originalstempel von 1891 angebracht, der das brüderliche Handreichen zeigt und als Symbol des Miteinanders und Zusammenhaltes zu verstehen ist. Zum anderen wird in der bereits genannten zeitgenössischen Quelle aus der „Mendener Zeitung“ das Motiv des Feierns deutlich angesprochen. Es geht den Schützen ganz einfach um Fröhlichsein und geselliges Miteinander. Diese und ähnliche Gründe mögen die 24 Männer im Jahre 1891 bewogen haben, den Verein zu gründen.
Nähere Angaben über den Verlauf der Gründungsversammlung sind dem Protokollbuch nicht zu entnehmen – weder Tag noch Ort, an dem sich die Interessierten trafen, sind dokumentiert. Es liegt allerdings eine genaue Teilnehmerliste vor, die vermuten lässt, dass diese Männer im Jahre 1891 den Mitgliedsbeitrag von 75 Pfennig leisteten. Damit wären die hier aufgeführten 24 Personen als Gründungsmitglieder zu bezeichnen. Hierzu zählen:

- Franz Koerdt, Oberst
- Joseph Nadermann, Hauptmann
- Adolf Hellmig, Offizier
- Eberhardt Risse, Offizier
- Franz Göke, Fähnerich
- Joseph Beringhoff, Adjudant
- Franz Knieper, Rendant
- Kaspar Schüpstuhl Nr. 1
- Clemens Großkettler
- Christian Spiekermann
- Peter Beringhoff
- Kaspar Huckschlag
- Franz Großkettler
- Heinrich Großkettler
- Anton Abraham
- Wilhelm Brinkmann
- Heinrich Huckschlag
- Heinrich Schüpstuhl
- Kaspar Tagg
- Christian Beringhoff
- Wilhelm Gurris
- Franz Schotenröhr
- Anton Göke
- Heinrich Bettermann
Schon im darauf folgenden Jahr konnte der gerade gegründete Verein den Mitgliederbestand auf 70 erheblich ausweiten. Im Jahre 1892 wurden als Mitglieder aufgenommen:
- Wilhelm Witmann
- Bernard Witmann
- Kaspar Schüpstuhl Nr. 2
- Joseph Göke
- Heinrich Sander
- Heinrich Fildhaut
- Christoph Schlünder
- Karl Schröder
- Heinrich Dülberg
- Theodor Fildhaut
- Kaspar Knieper
- Heinrich Stute
- Wilhelm Luig
- Kaspar Risse
- Christoph Schüpstuhl
- Karl Bürmann
- Fritz Neuhaus
- Heinrich Weißenberg
- Herman Schröder
- Karl Korte
- Heinrich Schulte
- Heinrich Maier
- Peter Bettermann
- Heinrich Gurris
- Joseph Gurris
- Joseph Coerdt
- Eberhard Wierleuker
- Kaspar Haus
- Joseph Schüpstuhl
- Eberhard Langes
- Kaspar Koerdt
- Franz Rüschenbaum
- Heinrich Luig
- Wilhelm Hempelmann
- Wilhelm Schüpstuhl
- Joseph Jostmann
- Franz Götter
- Heinrich Beringhoff
- Heinrich Sturzenhecker
- Joseph Schüpstuhl
- Franz Stutte
- Joseph Mölle
- Heinrich Mölle
- Fritz Gräbe
- Heinrich Bilge
- Kaspar Bilge
Aufgrund dieser Mitgliederliste und einiger weiterer Hinweise müssen wir heute annehmen, dass der Wimberner Verein ursprünglich Oesbern mit einschloss (diese Feststellung wird im weiteren Text der Chronik noch des Öfteren belegt werden). Nicht nur wegen der gleichen Bildung der Ortsnamen („berne“ = Born, Quelle, Bächlein) sind die beiden Nachbarorte Wimbern und Oesbern verwandt.
Aus der geschichtlichen Entwicklung wird die enge Bindung der Menschen beider Orte deutlich. Wimberner und Oesberner Kinder gingen bis zum Jahre 1893 zusammen zur Werringser Schule und kannten sich von daher gut. Die Kapellen in Werringsen und Barge, letztere nach der Erweiterung am 19. Dezember 1916 zur Kirche geweiht, waren weitere Verbindungspunkte beider Orte. In den nachfolgenden Jahren kam bei der Feuerwehr und dem Schulverband die Kombination Oesbern/Wimbern wiederum zum Tragen.
Vor dem Hintergrund, dass die Oesberner bei der Vereinsgründung integriert waren, wird die hohe Mitgliederzahl der ersten Jahre verständlich, denn Wimbern hatte damals nur „233 Seelen“, wie in der „Mendener Zeitung“ vom 17. Dezember 1892 nachzulesen ist. Oesbern hat sich dann 1904 selbstständig gemacht und einen eigenen Schützenverein gegründet.

Bereits im Gründungsjahr 1891 veranstaltete der Bruderschaftsverein sein erstes Fest. Am 30. Juli 1891 erschien im „Central-Volksblatt“ eine Anzeige, die für den 2. August zum „Gänseköpfen“ einlud (siehe Abbildung 5). Wo es stattfand, ist allerdings nicht bekannt.

Ein Jahr später wurde der Verein wegen eines Festes erneut aktiv. Im Stadtarchiv Menden liegt darüber hinaus noch der Originalantrag des damaligen Vorstandes, am 19. Juni 1892 ein Fest zu veranstalten. Die Art der Abfassung und die Wortwahl sind neben der Bedeutung für den Schützenverein aber auch ein Dokument für das Obrigkeitsdenken und den Untertanengeist, der in der damaligen Zeit vorherrschte:
Wimbern, den 31.5.1892
An den Herrn Ehrenamtmann von Dücker Hochwohlgeboren
MendenWir beabsichtigen auf den 19. Juni dieses Jahres unser diesjähriges Gänseköpfen1 verbunden mit einer Tanzlustbarkeit zu veranstalten. Es soll bei dieser Gelegenheit von dem Vereine Bier zur Ausschänkung gebracht werden, woselbiges an ein Vereinsmitglied dem Wilh. Brinkmann übertragen. Euer Hochwohlgeboren werden mit der gütigen Bitte ersucht, uns zu diesem Tage die Erlaubnis von des Nachmittags 3 bis 11 Uhr abends, gleichzeitig auch dem Wilh. Brinkmann die Concession zum Ausschänken von Bier auf einen Tag zu erteilen. In Erwartung auf Erfolg zeichnet unterthänigst Fr. Koert.
Vorstand des Vereins

Dieser Ehrenamtmann von Dücker mochte wohl selbst die Festerlaubnis nicht erteilen und wandte sich mit diesem Antrag an den „Königlichen Landrat zu Iserlohn“. In seinem Begleitschreiben fügte er ausdrücklich hinzu:
Brinkmann ist eine nüchterne Person und hat Bestrafung nicht erlitten.
Der mit solch einer Empfehlung ausgestattete Antrag wurde dann positiv beschieden. Dies teilte Herr von Dücker dem Verein schriftlich mit:
An F. Koerdt
Auf das geflissentliche Schreiben vom 31. Mai betreffs Ertheilung der Erlaubnis zum Ausschank von Bier am 19. des Monats durch den Wilhelm Brinkmann dortselbst bei Gelegenheit des Gänseköppens theile ich Ihnen hierdurch mit, daß ich den Ausschank von Bier (nicht von Branntwein) genehmige und gleichzeitig die Erlaubnis zur Feier mit Ball bis 11 Uhr abends ertheile. Es ist jedoch vorher eine Armenabgabe von 6 Mark an die Gemeindekasse Wimbern zu entrichten.

Das zweite Fest des Bruderschaftsvereins fand somit am 19. Juni 1892 bei Brinkmann (heute Schriek, Bachweg 14) statt. Die erste Eintragung des Kassenbuches im Jahre 1893 weist einen für damalige Verhältnisse hohen Eingangsbetrag von 100,25 Mark aus. Vermutlich handelt es sich bei dieser Summe um den Gewinn des Bruderschaftsvereins aus den Jahren 1891 und 1892. Aufzeichnungen über Einnahmen und Ausgaben dieser Jahre liegen allerdings nicht mehr vor.