Nationale Solidarität

Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, entspannte sich die Lage der durch die Weltwirtschaftskrise stark betroffenen deutschen Wirtschaft bereits wieder. Der Höhepunkt der Massenarbeitslosigkeit war schon 1932 überschritten worden.

Dass der Autobahnbau zur Arbeitsbeschaffung und damit zum Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt haben soll, ist ein von der NS-Propaganda erfundenes Gerücht, aber falsch.

Die Zahl der beim Autobahnbau eingesetzten Arbeiter und Gelder war nur marginal, gemessen an der Masse von Arbeitslosen. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den ersten Jahren der NS-Herrschaft ist vielmehr der schon 1932 begonnenen weltwirtschaftlichen Erholung zu verdanken, nicht dem NS-Regime.

Hitler verstärkte in Deutschland den weltweiten Trend zum Rückgang der Arbeitslosigkeit. Das Regime investierte bis Ende 1934 etwa fünf Milliarden Reichsmark in die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die durch Milliardenkredite finanzierten Rüstungsaufträge reduzierten dabei ebenso die Arbeitslosenquote wie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und des Reichsarbeitsdienstes (RAD) 1935.

Der rasche wirtschaftliche Aufschwung und der deutliche Beschäftigungsanstieg trugen maßgeblich zur weitgehenden Zustimmung der deutschen Bevölkerung und innenpolitischen Etablierung der NS-Herrschaft bei. Neben der Arbeitsbeschaffung stand hauptsächlich die militärische Wiederaufrüstung im Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik.

Der Finanzbedarf für diese teuren Projekte war so hoch, dass es galt, die Sozialkassen zu entlasten. So entstand ein vielfältiges Spendensystem, organisiert im „Winterhilfswerk des deutschen Volkes“, kurz Winterhilfswerk oder WHW genannt. Durch das Winterhilfswerk konnte das NS-Regime die materielle Not großer Teile der Bevölkerung lindern und zur inneren Stabilisierung beitragen. Zugleich zielte die Spendensammlung auf das Zusammengehörigkeitsgefühl einer „Volksgemeinschaft“. Das Spendenaufkommen übertraf ab dem Rechnungsjahr 1939/1940 die Summe, die aus Steuermitteln für öffentliche Fürsorgeverbände aufgebracht wurde. Der Staatshaushalt wurde somit spürbar von Sozialausgaben entlastet.

Die Aufrufe zu Geld- und Sachspenden in der „Mendener Zeitung“ während der NS-Zeit waren ebenso zahlreich wie vielfältig. Neben den Eintopfsonntagen wurde am „Tag der nationalen Solidarität“ zum Spenden aufgerufen, und es erfolgten regelmäßig Haus- und Straßensammlungen, die zu einer den Alltag bestimmenden Erscheinung im NS-Regime wurden.

Hinsichtlich des Spendenaufkommens war es besonders wirksam, wenn der Name des Spenders und die Höhe der Spende öffentlich wurden. Das geschah in Stadt und Amt Menden durch eine Eintragung in das sogenannte „Eiserne Buch“, ein Spendenbuch, mit dem die NS-Volkswohlfahrt bei den einzelnen Haushaltungen sammelte. So schrieb die „Mendener Zeitung“ im Februar 1938:

Das Eiserne Buch kommt

In der kommenden Woche wird das „Eiserne Buch“ wieder Einzug in unsere Hönnestadt halten. Wie im vergangenen Jahr werden auch diesmal die Blockwalter mit dem „Eisernen Buch“ bei jedem Volksgenossen vorsprechen und ihn daran erinnern, daß auch sein Name in diesem Ehrenbuch der Nation stehen muß, damit dermaleinst seine Enkel und Urenkel sehen können, daß auch ihr Vorahne an dem Wiederaufstieg unseres Vaterlandes mitgearbeitet hat. Auch die kleinste Gabe ist willkommen. Darum seid opferbereit, wenn in den nächsten Tagen die Beauftragten des WHW mit dem „Eisernen Buch“ vor eurer Tür stehen.

Zeichne Dich ein in das „Eiserne Buch“ und bringe Dein Opfer

„Mendener Zeitung“ vom 17. Februar 1938

Zu einem späteren Termin wurden anschließend die Sammlungsergebnisse der einzelnen Gemeinden aufgelistet. Hier werden auch die Ergebnisse für Wimbern und Oesbern genannt, allerdings gibt es in einzelnen Jahren auch Sammlungslisten, auf denen Oesbern und Wimbern fehlen.

Es ist heutzutage nicht mehr festzustellen, ob in diesen Jahren in den kleineren Gemeinden des Amtes Menden eventuell nicht gesammelt wurde oder ob die Spendenbereitschaft in den Landgemeinden zu gering war, weil auch der Propagandadruck des Regimes weniger spürbar war.