Tiefe Spuren

Die Generalversammlungen der Jahre 1901 und 1902 zeichneten sich durch besonders hohe Teilnehmerzahlen aus: 1901 waren es 109 Mitglieder und 1902 erschienen 114 Mitglieder. Wilhelm Bering zu Beringhoff stand 1902 nach insgesamt neun Jahren verdienstvoller Tätigkeit als Oberst nicht mehr für Vorstandsaufgaben zur Verfügung. Im Protokollbuch heißt es dazu:

Da durch besondere Verhältnisse der Herr Oberst Bering nicht anwesend war, …

Neu gewählt wurde der bisherige Rendant Anton Goeke. Neuer Rendant wurde der Lehrer Theodor Voß, der zu der Zeit an der Wimberner Schule unterrichtete.

Gruppenfoto aus dem Jahr 1903
Das älteste Bild des Vereins zeigt Vorstand und König im Jahre 1903/04. Der König regierte zu der Zeit noch ohne Königin. Die Aufnahme wurde bei Bauer Goeke in Wimbern gemacht. Vor der Deelentür die Fahne von 1893; (hintere Reihe, von links): Wilhelm Sturzenhecker (Oesbern), Heinrich Schulte (Werringsen), Franz Knieper (Wimbern), Josef Schüpstuhl (Wimbern), Franz Brune (Brockhausen); (vordere Reihe): Josef Coerdt gen. Nadermann (Wimbern), Anton Goeke (Wimbern/Oberst und Gemeindevorsteher), Heinrich Beringhoff (König), Josef Goeke (Wimbern), Max Stratmann (Bellingsen).

Das erste Foto, das Vereinsmitglieder in Funktion zeigt, stammt aus dem Jahre 1903. Es gibt Aufschluss über die Gestaltung der Vorstandskleidung, über die das Protokollbuch nichts aussagt.

Die Herren des Vorstandes trugen – wie bei Feierlichkeiten üblich – ihren dunklen Anzug. Die Schnitte der einzelnen Anzüge waren recht unterschiedlich, sodass nicht unbedingt von einer Uniform gesprochen werden konnte. Zum Anzug gehörte ein weißes Hemd, bei einigen mit Stehkragen, und eine weiße oder dunkle Fliege.

Auf der Anzugjacke waren Schulterstücke (Epauletten) aufgenäht, die anscheinend bei allen Vorstandsmitgliedern gleich waren. Nur die Zahl der Sterne deutete auf unterschiedliche Funktionen hin. Im Kontrast dazu trug der Oberst Epauletten mit Bouillonfransen. Um die Anzugjacke wurde ein breiter Gürtel (Koppel) geschnallt, von dem seitlich die Quaste bis auf Kniehöhe herunterhing. Der Gürtel bot auch die Befestigungsmöglichkeit für den Degen, der in einer Scheide sicher mitgeführt wurde. Bis auf die Fahnenoffiziere trugen alle Vorstandsmitglieder Gürtel und Degen. Die Fahnenoffiziere hatten stattdessen eine Schärpe, auch mit Quaste. Weitere Ehrenzeichen sind an den Anzugjacken nicht zu erkennen.

Als Kopfbedeckung diente eine einheitliche Schirmmütze, die – so scheint es – mit einem zweifarbigen Band (grün/weiß) zusätzlich geschmückt war.
Den König zeichnete – zumindest zu Beginn der Vereinsgeschichte – eine besondere Kopfbedeckung aus. Auf obiger Abbildung trägt der König einen hellen Hut (Strohhut?), der mit Blumen geschmückt ist, im Jahre 1920 hat er einen Zylinder als Kopfbedeckung.

Die „Uniform“ der Vorstandsmitglieder blieb in den folgenden Jahren im Wesentlichen gleich, wie Bilder bis 1938 belegen. Nur bezüglich der Kopfbedeckung traten im Verlauf der nächsten Jahre Veränderungen auf.

Im Jahre 1905 legte

… Oberst Anton Göeke sein Amt nieder und stellte der Versammlung anheim einen neuen Vorstand zu wählen.

Als Oberst wurde Heinrich Gurris aus Wimbern gewählt. Anton Goeke blieb dem Verein weiterhin eng verbunden. Zum einen stand die Schützenhalle auf seinem Grund, zum anderen gewährte er noch 1912 dem Verein einen weiteren Kredit zur erneuten Dachsanierung, welche natürlich auch für ihn von Nutzen war.

Oberst Heinrich Gurris hielt die Generalversammlungen der folgenden Jahre auf seinem Hof (später Korte, heute Klaus, Feldweg) ab. Seine Amtszeit ist nicht geprägt von spektakulären Entscheidungen und Veränderungen innerhalb des Vereins. Dieser hatte sich nach stürmischen und beschwerlichen Anfangsjahren konsolidiert, eine feststehende Halle war vorhanden, die Schützenfeste liefen gut organisiert und mit Gewinn ab, die Schützenbrüder beteiligten sich am Vereinsleben, und jedes Jahr waren Neuaufnahmen von rund zehn weiteren Vereinsmitgliedern zu verzeichnen.

1911 trat Heinrich Gurris nach sechsjähriger Amtszeit zurück. Ihm folgte Eberhard Sauer als Oberst. Zu diesem Zeitpunkt war ihm vermutlich noch nicht klar, dass er bis 1923 Oberst des Vereins bleiben sollte. Eberhard Sauer stammte aus Barge. Er war Pächter und Verwalter des Beringhofs.

1912 erfolgte eine besonders einschneidende Veränderung für die Trinkgewohnheiten der Schützenbrüder. Hatten die Festbesucher bisher das Bier aus Ein-Viertel-Liter-Gläsern getrunken, muss­ten sie sich nun auf die neu angeschafften Ein-Fünftel-Liter-Gläser umstellen.

Im politischen Bereich hatten sich bis 1912 wichtige Änderungen ergeben. Aufgrund verschiedener europäischer Krisen hatte ein enormes Wettrüsten eingesetzt, und Deutschland sah sich infolge seiner Bündnispolitik eng an der Seite von Österreich und Ungarn. Ihnen gegenüber stand das Bündnis aus Frankreich, England und Russland. Als Deutschland wegen der Bündnistreue zu Österreich (das Land hatte Serbien aufgrund des Attentats von Sarajewo den Krieg erklärt) Anfang August 1914 sowohl Russland als auch Frankreich den Krieg erklärte, stand es im Zweifrontenkrieg, der nicht zu gewinnen war.

Am 13. April 1914 fand die letzte Generalversammlung vor dem Ersten Weltkrieg statt. Das letzte Schützenfest vor dem Krieg wurde am 5. und 6. Juni gefeiert. Die Abrechnung für das Jahr 1914 ergab einen Überschuss von 35,20 Mark. Unter dem Eindruck der bitteren Not des Ersten Weltkrieges sind diese 35 Mark zum Ankauf von Strickgarn

für unsere Krieger, sowie für zwei Hl. Messen für die verstorbenen Mitglieder Franz Goeke und Heinrich Schüpstuhl verwendet worden. Außerdem sind noch zum Ankauf von Wolle für die Krieger unserer Gemeinde 100,- Mark von der Sparkasse Voßwinkel entnommen worden.

Von 1914 bis 1920 ruhte das Vereinsleben, Schützenfeste fanden nicht statt. Der Erste Weltkrieg hinterließ auch in unserer Gemeinde tiefe Spuren. Die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges sind am Glockenturm in Barge zur Erinnerung und Mahnung festgehalten.

Auf Tafeln am Glockenturm in Barge sind die Namen der Weltkriegs-Toten notiert.

Die gefallenen Schützenbruder sind:

  • Josef Plümper
  • Anton Risse
  • Kaspar Risse
  • Wilhelm Sturzenhecker
  • Josef Großkettler
  • Fritz Coerdt
  • Heinrich Neuhaus
  • Wilhelm Dolle
  • Heinrich Hempelmann
  • Wilhelm Gurris
  • Franz Höppe