Verlässliche Strukturen für Wimberner Schützenwesen
Der amtierende Schützenkönig Franz Korte hat sich mit der Bedeutung des Schützenwesens in Wimbern und in seiner Familie beschäftigt. Er schreibt:
Am Beispiel unserer Familie möchte ich versuchen, sozusagen mit einem Spaziergang durch mehrere Generationen, euch etwas zu erzählen über die Bedeutung von Schützenfest und Schützenwesen in Wimbern.
Meine Erinnerung reicht natürlich nicht zurück in die Vorkriegszeit, aber ich weiß aus Erzählungen, dass auch in dieser Zeit schon das Schützenfest für uns eine wichtige Bedeutung hatte.
So war meine Oma, Maria Korte, schon vor dem Krieg zweimal(!) Schützenkönigin: 1926 mit Caspar Schumacher und 1936 mit Christoph Schüpstuhl. Leider kann ich zu dieser Zeit keine besonderen Erinnerungen beitragen.
In der frühen Nachkriegszeit wurde dann mein Vater bereits 1949 Schützenkönig. Das Besondere damals war, dass der Vogel noch nicht mit Gewehren abgeschossen werden durfte, sondern tatsächlich mit Steinen auf eine Konstruktion aus Bändern und Birnen geworfen wurde, die den Vogel hielt.
Fröhliche Gesichter am Schützenfest-Montag 1949. Das Bild zeigt (von links) Franz Schmidt, Franz Korte sen. (König), Hermann Ritzenhoff, Franz Schüpstuhl (?) und Alfons Goeke.
Mein Vater, damals gerade 20 Jahre alt geworden, hat mir selber erzählt, dass er in dem Jahr auf dem Rückweg von der Morgenmesse am Feldrand einen Stein mitgenommen hat und mit einem einzigen Wurf diese Konstruktion offensichtlich so getroffen hat, dass der Vogel komplett aus der Verankerung fiel. Er soll damals einen engen Familienangehörigen gefragt haben: „Bitte, kannst du den Vogel nicht wieder aufhängen?“ Aber das ging auch zur damaligen Zeit schon nicht. Er hat dann aber trotzdem, so wie erzählt wird, ein gutes Königsjahr gehabt, mit Ursula Schriek.
Genau zwei Jahre später, 1951, hat dann mein Großvater, ebenfalls Franz heißend, gezeigt, dass auch er sich zur Königswürde berufen fühlte und hat es dann seinem Sohn nachgetan. Zur Königin nahm er unsere Nachbarin Käthe Bilge, die bis heute mit 97 Jahren das Wimberner Dorf- und Schützengeschehen aktiv begleitet. Hier zeigte sich schon damals die enge Verbundenheit unserer Häuser, die bis heute freundschaftlich währt.
1957 dann wurde meine Mutter Inge Schützenkönigin. Sie hatte im Mai 1957 geheiratet und ganze 10 Tage später hat Fritz Osterhaus den Vogel abgeschossen und sie zur Königin genommen. Damals waren die Zeiten noch etwas anders als heute und so wurde dann das Hochzeitskleid in einer schnellen Aktion umgeändert und passend gemacht als Königinnenkleid. Die Tochter von Fritz Osterhaus ist heute, als alte Jungendfreundin von mir, mit ihrem Mann Hans, Mitglied in unserem Hofstaat, und insofern schließt sich auch hier einmal mehr der Kreis.
Mein Vater wurde dann Mitglied des Schützenvorstandes und während seiner Zeit als Brudermeister wurde dann 1966/1967 die neue Schützenhalle gebaut. Meine Mutter hat die Vorstandszeit meines Vaters aktiv begleitet – wir hatten zu der Zeit noch einen Tierbestand u.a. mit Milchkühen, die versorgt werden mussten, und das Ganze auch während der Festtage. Ohne ihre selbstlose Mithilfe wäre mein Vater nicht so einsatzbereit gewesen. Darüber hinaus stand sie auch bereit, wenn beim Abholen des Brudermeisters am Samstag ein Vorstandskollege mit Epauletten auf seiner Vorstandsjacke kam, die falsch herum aufgenäht waren. Diese Kleinigkeiten wurden dann vor dem eigentlichen Festzug und Kirchgang noch kurzerhand korrigiert.
1977 begann dann meine eigene „Schützenkarriere“. Während der Generalversammlung in diesem Jahr gab es starke Veränderungen, weil viele der altgedienten Vorstandsmitglieder ausschieden und ebenso viele neue Leute nachrücken durften.
Die Besetzung dieser vielen neuen Positionen war nicht ganz einfach, und irgendwann wurden dann auch sehr junge Leute vorgeschlagen. Ich war damals erst 19 Jahre alt und meine Vereinsplanung war eigentlich eine andere. Um aber diese Situation zu entspannen, bin ich dann in nur einem Wahlgang mit meinem Freund Franz-Josef Fischer gemeinsam gewählt worden – auch das war wohl nicht üblich – aber danach konnte es dann weitergehen.
Brudermeister war zu dieser Zeit übrigens Fritz Osterhaus, von dem ich eben schon berichtet habe. 1988 habe ich dann, während meiner Vorstandszeit, als damals 30-jähriger, zum ersten Mal den Vogel abgeschossen und ich hatte ein wunderbares Jahr mit meiner Königin Sabine Klopotowski, die dann später die Frau meines Vetters Gerry (den ich sicherlich nicht näher vorstellen muss) wurde. Beim Muckentag in diesem Jahr war dann zum ersten Mal mein Sohn Max dabei und hatte viel Freude daran, von lustigen Schützenbrüdern auf einer Rollkarre durch die Halle geschoben zu werden – wahrscheinlich ist damals schon die Grundlage für seine Schützenbegeisterung gelegt worden.
Drei Jahre später durfte ich dann als stellvertretender Brudermeister gemeinsam mit meinem Freund Caspar Bilge unseren Verein zum 100-jährigen Bestehen repräsentieren.
Jetzt gibt es eine kleine Pause bis zum Jahr 2003. In diesem Jahr wurde die Wimberner Jungschützengruppe gegründet, und das geht ganz maßgeblich auch auf die Aktivitäten von Max zurück. Er hatte in der Nachbarschaft – auch über seine Freunde – gesehen, dass dort ein aktives Jungschützenleben stattfand und nach einigen Gesprächen mit unserem Vorstand hat man sich dann dazu entschlossen, eine solche Gruppe zu gründen. Heute, 12 Jahre später, sind diese Jungschützen ein absolut wichtiger, belebender und unverzichtbarer Bestandteil unseres Schützenwesens.
Nur mein zweiter Sohn Johannes hat sich anfangs mit dem Schützenfest und dem Schützenverein sehr schwer getan, im Klartext heißt das: Er wollte einfach nichts davon wissen.
Die Kehrtwende kam im Jahr 2007. In diesem Jahr feierte meine Mutter mit ihrem damaligen König Fritz Osterhaus das 50-jährige Königsjubiläum. Aus diesem Grunde machten die beiden auch den Festzug am Sonntagnachmittag mit. Nach einigem Hin und Her gelang es mir, Johannes dazu zu bewegen, den Festzug anzusehen und Oma zuzuwinken.
Das Kinderkönigspaar Alexander und Katharina Knapp gratuliert Franz Korte nach dem Königsschuss am 1. Juni 2015.
Nach dem Festzug sind wir dann noch kurz zum Festplatz gegangen, um uns von Inge zu verabschieden. In dem allgemeinen Sonntagnachmittagstrubel gebe ich zu, Johannes aus den Augen verloren zu haben. Nach zwei Stunden ist mir sein Fehlen aufgefallen und ich war zunächst böse, dass er uns verlassen hatte, ohne sich abzumelden.
Bei einem Rundgang über den Festplatz habe ich ihn dann inmitten der Jungschützengruppe gefunden, mit einer Schützenmütze auf dem Kopf und mir begeistert zurufend: „Papa, ich bin dabei!“ Das war der Beginn einer großen Schützenfestliebe und wenn man heute einmal wissen will, wie lange eine Veranstaltung in der Wimberner Schützenhalle gedauert hat, dann braucht man nur Johannes zu fragen, denn er schließt i.d.R. die Halle ab.
Max ist mittlerweile auch im Schützenvorstand tätig und setzt unsere Familientradition fort.
Als es im vergangenen Jahr um den Königsschuss ging, habe ich mit meinen Söhnen gesprochen, ob einer von den beiden Lust hätte, das zu machen. Nachdem beide verneint hatten, haben wir dann gemeinsam entschieden, dass ich es noch ein zweites Mal versuche. Als auch Birgit dafür „grünes Licht“ gegeben hat, habe ich nicht lange gezögert und wir haben es dann gemeinsam gemacht. Das war schon ein tolles Gefühl, mit beiden Söhnen unter der Stange zu stehen.
Abschließend kann ich euch sagen, dass wir das mit Begeisterung tun und dass wir sehr froh und glücklich sind, eine solche Bruderschaft wie die unsere zu repräsentieren und zu vertreten.
Ich glaube, in dieser kurzen Schilderung ist deutlich geworden, wie wichtig ein solches Band ist, das in einem Dorf wie Wimbern Familien, Freunde, Vereine und viele Menschen zusammenhält. Gerade in einer so schnelllebigen Zeit ist es nach meiner Meinung sehr wichtig, Fixpunkte und verlässliche Strukturen zu erhalten, die einem auch einmal Orientierung, Hilfe und Unterstützung sein können.
Birgit und ich freuen uns, in diesem Jubiläumsjahr euer Königspaar sein zu dürfen, mit einem tollen Hofstaat an der Seite und in der Tradition unserer Vorfahren. Wir möchten mit euch generationsübergreifend Gemeinschaft und Gemeinsamkeit leben.
Auf ein tolles Jubiläumsfest 2016 und alles, was danach kommt! Es macht Spaß, und es lohnt sich!
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