Michael Dümpelmann und die „Daumen-Affäre“

Das Vogelschießen am Schützenfest-Montag ist einer der Höhepunkte des alljährlichen Festes. An das Jahr 2008, als Michael Dümpelmann den Vogel von der Stange holte und Peter Fildhaut als Regenten ablöste, kann sich Johannes Korte noch gut erinnern – nicht zuletzt, weil vor dem Königsschuss so manche Absprache erforderlich war. Er schreibt:

Am frühen Morgen beim Vogelschießen an der Halle Schützenfest-Montag 2008 ahnt Dümpi noch nicht, welch große Würde er am Ende des Schießens haben wird, er wird Wimbern als König regieren.

Entgegen allen Erwartungen ist an diesem Morgen aber schon eines sehr erstaunlich und anders als üblich, Dümpi ist pünktlich wie alle anderen an der Halle. Die meisten wähnten ihn noch im Bett und rechneten nicht so früh mit dem Erscheinen Dümpis.

Pünktlich und mit Deutschland-Trikot bekleidet tauchte Michael Dümpelmann am Schützenfest-Montag 2008 unter der Vogelstange auf.

Gut erholt vom Sonntag und bester Laune weilt er aber schon im Kreis der Dorfgemeinschaft an der Schützenhalle – im Deutschland-Trikot. Bei schönstem Kaiserwetter nimmt das Fest den üblichen Verlauf eines Schützenfest-Montags – die Blasmusik spielt, das Bier fließt, gute Gespräche und eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Mit zunehmender Dauer des Vogelschießens rücken allerdings zwei andere Schützen in den Fokus des Geschehens, die Schulten Brüder. Aufgrund der Tatsache, dass das Wetter mitspielte und dem Schützenvolk reichlich Sonne schenkte, ist den Besuchern noch nicht in den Sinn gekommen, dass nur deswegen das Schießen in die Länge gezogen wird. Es gibt keinen konkreten Königsanwärter.

Daraufhin machen sich Gerry und Michael auf den Weg über den Platz. Letztlich bleibt offen, wie Dümpi in den Blick der beiden kommt. Es kann nicht gänzlich geklärt werden, vielleicht hat ihn seine Körpergröße gepaart mit dem Deutschland-Trikot verraten. Bei kühlem Bier kommen die drei schnell ins Gespräch. Michael Schulte jedenfalls ist sich schnell sicher, dass Dümpi innerhalb zwei Minuten eine Königin an seiner Seite haben wird. Ohne weitere Hintergedanken und Ambitionen versicherte Dümpi Michael, dass die Königinnensuche höchstens zwei Sekunden dauern wird.

Janina Jost fieberte beim Vogelschießen 2008 mit – zuvor hatte sie Michael Dümpelmann zugesichert, seine Königin zu werden, falls er den Vogel herunterholt.

In dem Moment lässt Dümpi kurz seinen Blick schweifen und findet sie direkt, Janina Jost. Auf die Frage, ob sie Königin werden wird, falls er den Vogel runter holt, kommt die direkte Bestätigung – mit Dümpi macht sie es sofort. Eine Königin ist also gefunden.

Ist nun also die Bahn frei, um dem Vogel den letzten Rest zu verpassen? Möchte Dümpi überhaupt die Königswürde erringen? Schließlich hat er bis zu diesem Zeitpunkt nicht einen Schuss auf den Holzadler losgelassen. Die Erleichterung jedenfalls über Janinas Antwort ist Gerry und Michael anzusehen. Bald werden sie Dümpi soweit haben, und ein König ist gefunden.

Doch da haben sie die Rechnung ohne „Eltern“ und Wolfgang Sartorius, Dümpis Großvater, gemacht. Bevor er sich also ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt, König zu werden, müsse erst das „Okay“ von diesen erteilt werden.

Folglich schritten die beiden Schulten zur Tat. Im Schatten, durch Bäume geschützt, und auf einer rustikalen Schützenfestbank sitzend, finden sie Wolfgang. Nach einem kurzen Gespräch gibt dieser sofort grünes Licht für seinen Enkel.

Dann geht die Reise von Gerry und Michael weiter, gesucht und gefunden wird Gabi Dümpelmann. Auch Gabi hat nichts gegen das geplante (ungeplante) Vorhaben Dümpis, sie gibt ihr „Okay“ – währenddessen schießt Dümpi das erste Mal auf den Vogel im Kugelfang, das Fest nimmt seinen gewohnt fröhlichen Lauf.

Mit großer Freude wird nun erneut Dümpi angesteuert und aufgesucht. Nach kurzen Erklärungen, dass jetzt nichts mehr im Weg steht, erläutert der „Auserwählte“ das fehlende Signal von Heinz.

Ein weiteres Mal machen sich die beiden Schulten, vermutlich schon von Seitenstichen geplagt, auf, um Heinz zu suchen – Dümpi schießt weiter mit „Bruder“ auf den Vogel.

Dann nähert sich die Dramatik dem Höhepunkt, Heinz geht ans rot-weiße Flatterband, der Abtrennung des Schützenstandes, und nimmt Blickkontakt zu Dümpi auf. Das gesamte Schützenvolk ist gespannt. Was passiert? Wird Heinz auch grünes Licht geben? Eine Spannung liegt
in der Luft. Dann passiert es. Ohne ein Wort zu sagen, reckt Heinz den Daumen nach oben!

Der Jubel und die Begeisterung unter den Schützenfestgästen sind jetzt schon groß. Der Weg ist frei, Dümpi „darf“ den Vogel aus dem Kugelfang holen. Froh darüber, alle entsprechenden Gespräche erfolgreich geführt zu haben, erleichtern sich die Mienen des Schützenvorstandes.

Doch Dümpi sieht das wieder mal ganz anders. Kurz bevor alle den letzten Schuss erwarten, hat er keine Lust mehr. Ging alles zu schnell für Dümpi? Waren alle Gespräche umsonst? Bleibt der Vogel hängen?

Ein Grund für diesen Sinneswandel ist unter anderem auch, dass Dümpi den natürlichen Bedürfnissen des Menschen nachgehen will, er muss zur Toilette. Doch das, was Dümpi kann, hat Detlef Carrie als langjähriger Schützenbruder auch auf dem Kerbholz. Nach einer kurzen Diskussion der beiden, sind sich beide einig, noch ein Schuss, und dann ist Schießpause.

Das Königspaar 2008/09, Michael Dümpelmann und Janina Jost.

Gesagt, getan. Dümpi und Dümpel schießen gemeinsam auf den Holzvogel, dann fliegen die letzten Fetzen aus dem Kugelfang und es steht fest, dass Dümpi neuer König ist. Welche der beiden Kugeln den Vogel letztendlich getroffen hat, sollte wahrscheinlich besser nicht weiter nachgeforscht werden. Dümpi ist neuer König, Janina seine Königin. Wimbern feiert ein tolles Fest, einen spektakulären Schützenfest-Montag und Dümpi erreicht die Toilette an diesem denkwürdigen Tag erst zwei Stunden später.