„Kunst am Bauch“ – Königsorden erzählen Geschichten

Jeweils ein Jahr lang repräsentieren die Königspaare unsere Bruderschaft und unser Dorf. Ein Jahr lang bringen sie ihre Ideen, ihre Zeit und auch Geld ein. Ein Jahr lang stehen sie im Mittelpunkt des Vereins und des dörflichen Lebens. Sie erfahren besondere Wertschätzung auf den Schützenfesten, Neujahrsempfängen und Schnadegängen der Gemeinde. In Wimbern endet die Regentschaft mit dem Schützenfest-Sonntag, jenem Tag also, der wie kein zweiter im Zeichen des Königspaares steht. Es hört also auf, wenn es am schönsten ist!

Doch was bleibt – außer einem Eintrag in die Annalen der Bruderschaft – über dieses Jahr hinaus?

Das Jahr als König und Königin Sauerländer Schützen bleibt unvergessen und das nicht nur in den Erinnerungen des Königspaares selbst. Sogar über die eigene Lebensspanne hinaus setzen die Königsorden dieser Zeit ein kleines, bleibendes Denkmal. Der älteste Orden an der bereits 1893 urkundlich erwähnten Kette der Wimberner Bruderschaft stammt immerhin aus dem Jahre 1895. In einer damaligen Schützenversammlung wird protokolliert:

Der König bekommt M 12,- Prämie aus der Vereinskasse, hat aber dafür eine silberne Gedenkmünze, welche einen Wert von mindestens M 3,- haben muß, an den Schützenvogel zu heften.

War es früher üblich, dass auf diese „Gedenkmünze“ der Name des Königs und das Jahr der Regentschaft graviert wurden, so sagen die Erinnerungsstücke heute etwas mehr über die Personen oder ihre Ideale, ihre Familien oder Hobbys, das Dorf oder Ereignisse aus. (Wilfried Lemkemeyer/Josefa Schriek und Klaus Ramb/Ulrike Weische wählten noch den klassischen Ansatz einer vorgefertigten Medaille.) Die Kette gewinnt damit nicht nur an ideellem und auch materiellem Wert, sondern sie trägt kleine zeitgeschichtliche Dokumente.
Als Reminiszenz an die Majestäten sollen die in den Plaketten festgehaltenen Gedanken hier noch einmal wachgerufen werden.

Die älteste Königsplakette der Wimberner Schützenbruderschaft stammt aus dem Jahre 1895. Damals regierte Wilhelm Gurris aus Werringsen.

Familiäre und dörfliche Traditionen symbolisieren wie wenige andere Zeichen die Familien- und Ortswappen. Diesen Bezug wählte für seinen Orden zum Beispiel das Königspaar, das uns 1991 in das 100jährige Jubiläum führte: Josef und Gisela Goeke ließen das Goeke´sche Familienwappen in Silber schmieden. Zwei gekreuzte Schwerter über Burgzinnen zeigen den Stolz auf die Familiengeschichte, die in Wimbern bis in das 13. Jahrhundert dokumentiert ist, als der Hof Goeke in den Isenberger Vogteirollen erwähnt wird.

Auch an die Regentschaft von Dennis und Sabrina Fechner (2012/13) erinnert die Miniatur des Familienwappens:

Unter rotem Schildhaupt, darin drei silberne sechsstrahlige Sterne nebeneinander, in Silber ein goldbewehrter roter Löwe, mit beiden Pranken drei goldene Pfeile haltend. Auf dem goldenen Bügelhelm mit goldenem Halskleinod ein wachsender goldbewehrter roter Löwe mit den drei Pfeilen wie im Schild,

so die heraldische Beschreibung des Ordens an der großen Schützenkette. Fechners knüpfen also an eine auf das Jahr 1695 zurückgehende Familientradition an. Auf jenes Jahr geht die Geburt des ältesten, urkundlich nachgewiesenen „Vorfahr im Mannesstamm“, Johannes Friedrich Fechner, zurück. Seine Wiege stand allerdings nicht in Wimbern, sondern in Züllichau im Regierungsbezirk Frankfurt/Oder. Von der Oder über Ostwestfalen hat dann ein Zweig der Familie den Weg an die Ruhr gefunden, um hier Wurzeln zu schlagen.

Das Wimberner Ortswappen ist mehrfach an der großen Königskette zu finden: Als erste verwendeten es Alfred Luig und Irene Schulte (1979/80). Auch Dieter Feuerhack und Marion Comblain (1992/93) und Hermann und Ilona Sporenberg (1996/97) gaben ihrer Verbundenheit mit dem Dorf durch eine Abbildung des Wimberner Wappens Ausdruck. Am 15. April 1937 wurde der ehemals eigenständigen Gemeinde Wimbern das Wappen verliehen. Die offizielle Beschreibung lautet:

Wappenschild Silber und Rot geteilt; oben ein halbes rotes Mühlrad mit neun schwarzen Schaufeln, unten ein gestürztes (auf den Kopf gestelltes) Faßeisen.

Das Mühlrad weist zudem hin auf die alte Mühlentradition am Mühlenbach (Graber Bach). Das untere Feld entspricht dem Wappen des alten Amtes Menden, wobei das gestürzte Fasseisen einem alten Gerichtssiegel des Kurkölnischen Gerichts Menden aus dem 18. Jahrhundert entnommen ist. Die Farben Rot und Silber stehen für Westfalen.

Ein anderes Symbol, auf das sich die Wimberner Schützen berufen, wählten Gerry Schulte und Annette Coerdt 1994/95, als sie den Originalstempel des „Bruderschaftsvereins“ aus dem Jahre 1891 plastisch anfertigen ließen. Der einzige überlieferte Abdruck des Stempels mit der Aufschrift „BRUDER-VEREIN WIMBERN gegr. 1891“ und einem stilisierten Handreichen befindet sich auf der ersten Innenseite des Protokollbuchs.

Mehrfach an der Kette aufzufinden sind auch Abbilder von Schutzpatronen. So bekannten sich Bernd und Christa Beringhoff 1995/96 mit den Figuren des Hl. Johannes (Schützenbruderschaft) und des Hl. Florian (Feuerwehr) zu gleich zwei wichtigen Organisationen im Dorf.

Der Hl. Florian prangt auch auf dem Orden von Udo und Chris Mundt. Als passionierter Segler mit Hochseeerfahrung ist der Wimberner Schützenkönig von 2009/10, Udo Mundt, „Sturm erprobt“. Neben dem Segeln – ein eigenes Boot liegt am windreichen Ijsselmeer in den Niederlanden – widmet er seine Zeit der Freiwilligen Feuerwehr. Dort trug er als Wimberner Zugführer Verantwortung. Was liegt da näher, als die beiden Leidenschaften – symbolisiert in einem Segelboot und dem Schutzpatron der Feuerwehrleute – miteinander zu verbinden?

Für ein anderes religiöses und zugleich ortstypisches Bildnis entschieden sich Hubert und Annette Goeke. Ihr Erinnerungszeichen ist das Wegekreuz am Stammhaus der Familie auf dem Hof Goeke. Errichtet wurde es von Vorfahren des Schützenkönigs des Jahres 2004/05 im Dezember 1822. Am Fuß des Kreuzes im Übrigen ist als Ausdruck besonderer Marienverehrung eine Madonnenfigur eingelassen. Ein knappes Dutzend Bildstöcke und Wegekreuze finden sich in Wimbern auch heute noch.

Andere Gedenkmünzen „verewigen“ geschichtliche Marksteine der Schützenbruderschaft: Martin und Rosemarie Kirch zum Beispiel ließen 1997/98 die Silhouette der neuen Wimberner Schützenhalle auf ihren Orden schmieden. Schon erstaunlich, dass dieses für das Dorfleben so zentrale Gebäude an der Wiesenstraße erst 30 Jahre nach seinem Bau und bisher auch nur dieses eine Mal den Weg auf eine Plakette gefunden hat.

Paul und Maria Schüpstuhl erinnern an ihre Regentschaft 1998/99 mit einem stilisierten Schützenadler auf einer Vogelstange, wie sie – ebenfalls auf dem Orden angedeutet – am Bachlauf am Fuß des Wimberner Stühlchens steht. Dort fand – mit einer Unterbrechung in den 1960er Jahren als in die Böschung auf Großkettlers Wiese geschossen wurde – nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1974 das Vogelschießen statt.

Nicht weit davon entfernt, auf der heutigen Hofstelle Schriek, damals Brinkmann, fand am 19. Mai 1892 die vermutlich erste Festveranstaltung des Wimberner Bruderschaftsvereins statt. Eine dorf- und vereinsgeschichtliche Begebenheit, auf die Udo Wiggeshoff und Sandra Schriek über hundert Jahre später (1999/2000) zurückweisen.

Einem anderen Hof, seinem Geburtshaus, ein Denkmal „en Miniatur“ gesetzt hat Peter Fildhaut. Der heutige Ortsheimatpfleger stiftete mit seiner Ehefrau Bärbel 2007/08 eine Plakette mit „Nadermanns Hof“. Auf der Suche nach einem gleichermaßen für den Ort und die Bruderschaft prägenden Motiv, das auch noch einen starken persönlichen Bezug hat, musste die Wahl der beiden fast zwangsläufig auf das historische Gebäude in der Wiesenstraße fallen: Zum Ersten hatte Peter in diesem Haus gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Elisabeth im Jahre 1949 das Licht der Welt erblickt. Zum Zweiten ist das alte westfälische Fachwerkhaus eines der letzten seiner Art, die ehe­dem das Bild des gesamten Dorfes stark geprägt haben. Drittens schließlich bildete der Hof jahrelang die prachtvolle Kulisse für den Zapfenstreich auf dem Wimberner Schützenfest und ist bis heute „letzte Ruhestätte“ der Wimberner Königspaare nach deren Ablösung. Unter den Trauergesängen der Schützen – „Es waren zwei Königskinder“ – und unter reger Anteilnahme der Festgäste werden an Nadermanns Hof die scheidenden Königspaare „beerdigt“.

Überhaupt dürfen die Familien Fildhaut und Nadermann (heute Coerdt) quasi als Synonyme für die Wimberner Dorfgeschichte gelten: Beide Namen finden in ihrer frühen Form „Vilthoit“ und „Nordermann“ bereits Erwähnung in Wimberner Steuerlisten aus dem Jahre 1536. Nordermann übrigens musste damals zwei Groschen Steuer entrichten, Vilthoit nur einen.

Nur zweierlei fehlte dem Wimberner Schützenbruder Michael Schulte 2010, um dem lädierten Schützenadler und einem weiteren ziellosen Verbrauch von Munition ein Ende zu setzen: Das Erste – die Zustimmung seiner Ehefrau und designierten Königin Manuela – war schnell gewonnen. Als Zweites aber war es ihm wichtig, dass nicht nur Mutter Irene, sondern auch Vater Willi am Schützenplatz zugegen sein sollte. Schnellstens herbeigeholt ließ es sich der Papa nicht nehmen, schnurstracks unter die Vogelstange zu treten und seinen Ältesten in dessen Absicht zu unterstützen.

Eine Vater-Sohn-Geschichte, wie sie so wohl nur bei Schützenfesten geschrieben wird.

Kurzerhand räumte der Schützenvorstand Bruder Gerry das Recht ein, das Signal für die letzten Schüsse zu geben, sodass sich mit Willi, Michael und ihm schließlich ein Familientrio mit insgesamt über sechzig Jahren Vorstandszugehörigkeit unter der Vogelstange einfand. Diese kleine Begebenheit hat Michael und Manuela Schulte zur Gestaltung ihres Königsordens inspiriert. Er erinnert daran, wie eng die Schützenfeste des Sauerlandes mit familiären Traditionen verwoben sind: Der Orden zeigt links die Silhouetten dreier Schützen beim Zielen auf den Vogel. Ein stilisierter Familienstammbaum auf der rechten Seite trägt die Jahreszahlen, als jeweils ein Schulte die Königswürde errang.

Die Königsplaketten der Gegenwart erzählen Geschichten über Personen oder ihre Ideale, ihre Familien oder Hobbys, das Dorf oder besondere Ereignisse. Foto: Ralf Litera

Die silberne Plakette von Dirk Grundmeier und Regis Backs symbolisiert die intensive dörfliche Bindung der „Milleniumsmajestäten“ des Jahres 2000/01. Unter der Königskrone trägt sie auf der einen Seite eine Nachtigall, jenen stimmgewaltigen Singvogel also, der Dirks Heimatsiedlung den Namen gegeben hat. Auf der anderen Seite ist ein von Blumen umrankter Spaten abgebildet. Ein solchermaßen geschmücktes Werkzeug wurde früher zu inzwischen fast in Vergessenheit geratenen Festen „Am Graben“ aufgestellt: Ein Hinweis auf den Standort des Elternhauses von Regis zwischen Kloster und Ruhrbrücke.

Die Wimberner Ortsgrenzen geben dem Orden von Michael Dümpelmann und Janina Jost seine Form. Als Michael 2008 Janina zur Königin wählte, zählten die beiden mit ihren gerade 27 beziehungsweise 18 „Lenzen“ zu den ganz jungen Königspaaren der Vereinsgeschichte. Die Standorte ihrer Elternhäuser deuten zwei kleine eingefasste Steine an. Janina und Michael – er einer der Mitbegründer der Jungschützen – beriefen das „junge Wimbern“ in ihren Hofstaat und gravierten dies auch in ihre Erinnerungsplakette.
Den „Grenzgedanken“ aufgegriffen hat auch Michaels jüngerer Bruder Christian sechs Jahre später.

Die von ihm gewählte Form folgt allerdings nicht den Wimberner Ortsgrenzen, sondern der Grenze des Kreises Soest. Zwei Punkte „im Süden“ geben zu verstehen: Wimbern und Günne haben als Heimatorte der Majestäten Christian Dümpelmann und Iris Rosenthal etwas miteinander zu tun. Die Jungschützengruppen der beiden Vereine besuchen sich regelmäßig gegenseitig.

Als erstem Wimberner überhaupt ist Christian Dümpelmann das doppelte Kunststück gelungen, sowohl die Jungschützen als auch die „alten“ Schützen zu regieren. Als Jungschützenkönig (2010) wie auch als „Seniormonarch“ stand ihm Iris als Königin zur Seite. 2003 gehörte „Dümpel“ mit viel Begeisterung zu den Gründungsmitgliedern der Wimberner Jung­schützen und entwickelte sich zu einer ihrer tragenden Kräfte. Seine bis heute enge Verbundenheit mit den Youngstern der Bruderschaft symbolisiert deren Standarte auf seinem Königsorden. Iris` Leidenschaft hingegen gehört der Musik. Als Saxophonistin spielt sie seit Kindesbeinen im Fanfarenzug in ihrem Heimatort Günne. Auch dieses Hobby findet seinen Ausdruck auf der gemeinsam entworfenen Erinnerungsplakette.
Ein weiteres Puzzleteil – und das darf durchaus wörtlich genommen werden – haben Andreas („Cheesy“) und Mira Giese der großen Wimberner Königskette angeheftet: Sie hatten die einmalige Idee, gemeinsam mit den zeitgleich regierenden Königspaaren aus Echthausen (Jochen und Julia Bauerdick) und Wickede-Wiehagen (Markus und Stefanie Wrede) besondere Verbundenheit zu zeigen. Drei ineinander greifende Puzzleteile geben der Freundschaft der befreundeten Königspaare wie auch der Gemeinsamkeit der drei Bruderschaften besonderen Ausdruck. In einem Ordens-Triptychon ließen die Wickeder Königspaare von 2011/12 wissen: „Schützen feiern gemeinsam!“

Nachdem der amtierende Schützenkönig Franz Korte mit einer Ähre für den Landwirt und seine damalige Königin Sabine Klopotowski mit einem Ring als Goldschmiedin bereits 1988/89 berufliche Bezüge hergestellt hatten, taten es ihnen Werner und Meggi Schröder gleich: Seit fast 200 Jahren und in sechs Generationen übte die Familie Schröder in Wimbern das Schmiedehandwerk aus, als Werner 2001 den Vogel abschoss. Amboss, Hammer, Zange und Esse zieren die Erinnerungsplakette, die Werner und Meggi als Königspaar stifteten. Begonnen hat diese besondere Tradition übrigens nicht in der heutigen Schmiede neben dem Fachwerkhaus Ecke Mendener Straße/Arnsberger Straße, sondern einige Meter entfernt auf der Hofstelle unterhalb der alten Schule.

„Keine Gasflasche!”, antwortete Franz-Josef Knieper zwar mit dem ihm eigenen Humor auf die Frage, welches Motiv sein Königsorden tragen soll. Eigentlich ein ganz naheliegender Gedanke, schließlich verdient der Wimberner Schützenkönig seine Brötchen mit Industriegasen. Ein berufliches beziehungsweise betriebliches Symbol wählten aber auch Kniepers: Nach eingehender Beratung mit Königin Ulla knüpften die beiden an die familiäre Tradition an, die Großvater Fritz vor über 80 Jahren begründete: 1924 war in Wimbern der örtliche Milchtransport ausgeschrieben worden, Fritz Knieper – übrigens gerade ein Jahr Mitglied des Schützenvorstands – erhielt den Zuschlag. So ziert heute die Erinnerungsmedaille seines Enkels – auch er als Adjutant im Vorstand – ein Pferdefuhrwerk, allerdings nicht mit Gasflaschen, sondern mit den seinerzeit üblichen Milchkannen. Die Bauern stellten diese Kannen auf hohen Milchböcken ab, von denen der Kutscher sie auf seinen Wagen heben konnte. Im Wimberner Bachweg stand ein solcher Milchbock noch bis weit in die 1970er Jahre hinein gegenüber dem Hof Schriek. Die Milch wurde dann zur Wimberner Molkerei (heute Fehling Fahrzeugteile an der Werler Straße) in der Nähe der Ruhrbrücke gefahren.

Der eigentliche Speditionsbetrieb wurde 1945 vom Großvater gegründet und ab 1971 vom Vater Josef weiter geführt. Die Vertriebsstelle für technische Gase kam erst 1964 dazu. Der “alte Fritz” blieb dem Schützenvorstand volle vier Jahrzehnte treu. Eine Dauer, die vor und nach ihm kein Schützenbruder erreicht hat.

Nicht den Beruf, sondern das Hobby stellen andere Könige in den Mittelpunkt.

So ziert den Königsorden von Udo Ramb, der 2002/03 mit seiner Frau Monika regierte und der nicht nur bei den Wimberner Schützen, sondern auch im Vorstand eines Anglervereins Verantwortung übernommen hatte, ein Fisch.

Dass es auch in den ältesten Schützentraditionen immer noch Neues geben kann, bewies das Königspaar 2003/2004, Matthias und Simone Luig. Mit einer gehörigen Portion Humor und einem Schuss Selbstironie stifteten sie erstmals in der Geschichte der Wimberner Schützen eine Erinnerungsplakette mit einer Karikatur. Und das kam so: Auf der Suche nach einem originellen und persönlichen Geschenk zum Königsball der gekrönten Häupter erinnerte sich der Hofstaat an deren besondere Leidenschaften: das Motorradfahren (Matthias) und das Reiten (Simone). So wurden die Regenten kurzerhand mit den Insignien ihrer Macht auf Pferd und Motorbike sitzend verewigt. Das humorige Motiv fand bei den beiden so regen Anklang, dass es heute ihre Königsplakette ziert.

Michael und Bettina Schubert bewiesen, dass Beruf und Hobbys auch zusammen auf einen Königsorden passen: Bei ihm fallen zunächst die Jahreszahlen 1963/2013 auf. Ihr Königsjahr hatten die beiden sich ausgesucht, weil vor genau 50 Jahren Bruno Plohmann, der Vater der Schützenkönigin, Regent der Wimberner Schützen war. Michael hatte seinem Schwiegervater versprochen, 50 Jahre später die Königswürde zu erringen und Brunos Tochter zur Königin zu machen.

Prägendes Element des Königsordens ist ein sogenanntes Planetengetriebe. Zum einen symbolisiert es den Beruf des Schützenkönigs, er ist Ingenieur für Planeten- und Sondergetriebe. Zum anderen macht es bildlich, dass ein Schützenjahr nur dann zum Erfolg wird, wenn Familie, Freunde und natürlich auch der Hofstaat gut miteinander „verzahnt“ sind.

Beim Königspaar wie seinem Orden dreht sich buchstäblich alles um Wimbern. Im Zentrum des Getriebes, der sogenannten „Sonne“, prangt das Wimberner Ortswappen. Auf den umliegenden Zahnrädern, den „Planeten“, sind als weitere Symbole angeordnet: eine Nachtigall (Namensgeberin der Nachbarschaft), der Stadtturm von Menden (Michael ist in Nieder-Barge aufgewachsen), ein Fingerring (besonderes Faible der Königin) und Kegel (gemeinsames Hobby des Königspaares). Das letzte Zahnrad schließlich zieren Handschellen als Erinnerung an einen Missgriff der Bundespolizei, der Michael Schubert in seinem Königsjahr tatsächlich eine kurzzeitige „Festnahme“ in Handschellen und verspätete Heimkehr einbrachte. Alle Hofstaatpaare nahmen am kurz darauf stattfindenden Königsball in Handschellen teil – eine ganz besondere Geste der „Verbundenheit“ mit ihrem Königspaar…

Noch unter der Vogelstange – das Gewehr rauchte nach dem Königsschuss noch buchstäblich – entstand die Idee zur Plakette von Rainer Aßheuer: „Mach was draus”, bat er die Goldschmiedin Sabine Schulte und überreichte ihr die Hülse, aus der er soeben den entscheidenden letzten Schuss abgefeuert hatte.

Besagte Patrone steht im Zentrum des dreieckigen Ordens, die „Kugel” – natürlich nicht das Original, das dem Adler den Garaus gemacht hat – hat sich bereits von der Hülse gelöst und fliegt auf den Vogel zu. Dieser Orden also feiert eben den Moment, in dem der Adler fällt, den Schuss, der aus dem Schützenbruder für ein Jahr einen König macht.