Dass sich Wimberner Könige in der langen Geschichte der Bruderschaft immer wieder einiges haben einfallen lassen, um unseren Festen einen besonderen Rahmen zu geben, davon können sicher viele unserer Mitglieder und Gäste berichten. Ein Ereignis dürfte dabei allerdings alles bis dahin da gewesene in den Schatten gestellt haben: Eine Hochzeit unter der Vogelstange!

Im Jahre 2012 begann das Vogelschießen an der Schützenhalle wie viele zuvor. Nach einem sehr gut besuchten Dorffrühstück fanden sich Schützenbrüder und Besucher zur Morgenandacht ein, um danach dem Federvieh im Kugelfang erste Blessuren beizubringen. Wie üblich gaben die Honoratioren ihre obligatorischen Schüsse auf den Adler ab, ohne jedoch allzu genau zu zielen. In der Folge entwickelte sich der Wettstreit um die Königswürde eigentlich wie immer. Mit zunehmender Dauer wurden die Sprüche lauter, der Vogel gerupfter, die Aspiranten weniger und der Kugelhagel deutlich zaghafter.
Soweit, so normal.
Dann aber nahm das Geschehen einen Verlauf, der so sicher einmalig in der Geschichte nicht nur unserer Bruderschaft war. Zwar wurde Dennis Fechner immer wieder mal unter der Stange gesichtet, aber besonders erwähnenswert wäre das allein sicher nicht. Allmählich jedoch verdichtete sich der Eindruck, dass da etwas im Gange war.

Schließlich sickerte auch bei den anwesenden Festgästen durch, dass Dennis echte Ambitionen hatte. Diese waren aber, und das wussten zunächst nur wenige, an eine Bedingung seiner Lebensgefährtin Sabrina Lüngen geknüpft. Auf die zaghafte Frage von Dennis, ob er denn wohl den Vogel abschießen dürfe, hatte diese ganz unverblümt geantwortet:
Du kannst das Ding gerne runterholen, aber erst heiraten wir.

Ob Sabrina sich über die unmittelbar einsetzenden Folgen im Klaren war, ist nicht überliefert. Weil aber Dennis ein Mann der Tat ist, setzte plötzlich unter der Vogelstange hektische Betriebsamkeit bei allen Beteiligten ein. Kurzerhand wurde das Vogelschießen unterbrochen, damit wichtige Trauungsformalitäten in die Wege geleitet werden konnten. Schließlich holte sich Dennis nicht nur die Königswürde, sondern anschließend in der vollbesetzten Schützenhalle unter den Augen der versammelten Festgäste und von Fernsehkameras begleitet, auch den Ehesegen der eigens aus Wickede herbeigeeilten Standesbeamtin Regis Backs.

Bis heute ist die Hochzeit unter der Vogelstange ein herausragendes Stück Wimberner Schützenfestgeschichte und sorgte seinerzeit dafür, dass die Bruderschaft tagelanges Gesprächsthema auch in der heimischen Medienlandschaft war. Dass die Trauung überhaupt stattfinden konnte, belegt in besonderem Maße die Offenheit und Improvisationsbereitschaft der Wimberner Schützen, die so ein vielbeachtetes Beispiel dafür gaben, dass die Schützen heutiger Tage nicht allein überkommenen Traditionen verhaftet sind.