Neben dem Wahlspruch der Schützen „Glaube, Sitte, Heimat“ hat sich die St. Johannes-Schützenbruderschaft seit jeher auch das soziale Engagement insbesondere in unserem Dorf auf ihre Fahne geschrieben. Immer hat sich die Bruderschaft als integrative, verbindende Kraft im dörflichen und gemeindlichen Leben verstanden und sich auch den tagesaktuellen Themen gestellt.
Eines dieser Themen stellt der vorgesehene Weiterbau der Autobahn 46 dar, dessen Planungen bis in die frühen 1970er Jahre zurückreichen. Als Anfang der 1990er Jahre die sogenannte Luerwaldlösung in den Fokus geriet, gründete sich in Wimbern zunächst eine Bürgerinitiative gegen den Bau der A 46, der bei diesem geplanten Trassenverlauf Wimbern im Bereich des „Wimberner Stühlchens“ erheblich belastet hätte. Bereits 1994 ging aus dieser Bürgerinitiative das „Wickeder Forum“ hervor. Entsprechend dem seinerzeit verbreiteten Wahlspruch „Global denken, lokal handeln“ wollten die Mitglieder nicht nur das Thema „Autobahn“ bewegen, sondern sich ohne parteipolitische Bindungen auch anderen kommunalen Fragen zuwenden.
In den Jahren danach war das Thema Autobahn dann lange aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, ohne aber von den Verantwortlichen ad acta gelegt worden zu sein. Bis heute ist dieses Projekt Bestandteil im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans.
Im Jahre 2007, genauer im Februar jenes Jahres, erfuhr dann jedoch die Diskussion eine neue, ungeahnte Dynamik. Im Bürgerhaus in Wickede, so ließen die Planer verlauten, werde eine – durchaus unübliche – Informationsveranstaltung zum aktuellen Planungsstand stattfinden. Diese Ankündigung rief der Region und damit insbesondere auch den Wimberner Bürgern die Problematik wieder ins Bewusstsein.
An der Veranstaltung nahmen etwa 500 interessierte und besorgte Bürger aus Wickede, aber auch aus umliegenden Kommunen teil, so auch zahlreiche Bewohner Wimberns. Viele von ihnen waren nicht nur als betroffene Anwohner, sondern auch als Vertreter der ortsansässigen Vereine, mithin auch der Schützenbruderschaft, gekommen. Die damalige Informationsveranstaltung nahm dann einen Verlauf, der alle Anwesenden, besonders aber die Wimberner Besucher, erschreckt zurückließ, wurde doch von einer damals neuen Trassenvariante berichtet, die den südlichsten Wickeder Ortsteil mittig durchschneiden sollte, die Variante 15. Besonders befremdlich war dabei der Tenor der damaligen Veranstaltung. Nur widerstrebend wurden damals von Ministeriumsvertretern und Verantwortlichen der Straßenbaubehörde Straßen NRW Fragen zum Thema zugelassen und beantwortet.
In einer nachfolgenden Vorstandssitzung der St. Johannes-Schützenbruderschaft wurde dann das Thema ausführlich erörtert. Dabei kam der Vorstand in seiner damaligen Besetzung zu dem einhelligen Ergebnis, dass den Planungen klar entgegenzutreten sei, eben um seine soziale Verantwortung für unser Dorf und unseren Lebensraum wahrzunehmen. Als aufgrund der allenthalben spürbaren Verunsicherung und Entrüstung vom damaligen Bürgermeister Hermann Arndt der Vorschlag unterbreitet wurde, in der Schützenhalle eine weitere solche Infoveranstaltung abzuhalten, entschloss sich der Vorstand der Schützen, die vereinseigene Halle dafür nicht zur Verfügung zu stellen. Dies sorgte in der Folge für einige Missstimmung zwischen den Wimberner Schützen und dem Wickeder Rathaus.
Der Vorstand entschloss sich dann, das brisante Thema in die Jahreshauptversammlung im März aufzunehmen. Unser Schützenbruder und Vorstandskollege Peter Fildhaut wandte sich stellvertretend für den gesamten Vorstand in einer Ansprache vor dem Beginn der eigentlichen Sitzung an die Mitglieder und erläuterte eindrucksvoll unser Verständnis des Begriffs „Heimat“, einer der drei Leitsätze auf unserer Fahne. Fildhaut sagte darüber hinaus:
Das Wort Heimat verweist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum, … bedeutet Identifikation … sie ist die Gesamtheit der Lebensumstände, in denen ein Mensch aufwächst und lebt.
Weiter formulierte Fildhaut den nach Ansicht des Vorstandes daraus resultierenden Auftrag, unsere Sorge und Position sowie Absicht und Forderung. So gelte es, die räumliche und soziale Einheit unseres Dorfes zu erhalten, welche durch die geplante Trassenführung massiv beeinträchtigt werden würde. Eine solche Aggression gegen unser Dorf
… rechtfertige jedwede legale Form des Widerstandes …
sodass die Bruderschaft gemäß ihrer satzungsmäßigen Verpflichtung alle ihr zu Gebote stehenden Mittel ausschöpfen werde, um die Durchschneidung unseres Dorfes zu verhindern. Gleichzeitig
… fordere sie alle Träger eines politischen Mandats, die ihr freundschaftlich verbundenen Vereine und Organisationen, vor allem aber jeden einzelnen ihrer Schützenbrüder auf, sich nach Kräften am Schutz der dörflichen Einheit zu beteiligen …
Diese Willenserklärung wurde von der Versammlung bei lediglich acht Enthaltungen mit deutlicher Mehrheit verabschiedet.
Kurze Zeit später fand auf Einladung der Schützen eine Besprechung zwischen Vertretern aller Wimberner Vereine sowie interessierten Bürgern statt, aus der noch am gleichen Abend die Wimberner Interessenvertretung gegen den Bau der A 46 durch Wimbern (WIG) hervorging. Diese kümmert sich bis heute darum, den auf das Engagement der Schützen zurückgehenden Auftrag voranzutreiben, unser Dorf vor dem Moloch Autobahn zu bewahren.
Nicht zuletzt ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass zur Vorbereitung des aktuellen Bundesverkehrswegeplans erstmals auch eine Alternative zur Autobahn geprüft wurde. Dieser erste Referentenentwurf wurde am 16. März 2016 vorgestellt. Daraus geht hervor, dass keine Autobahn mehr in Wimbern realisiert werden soll. Eine Bewertung des stattdessen geplanten Ausbaus der B 7 war bis Redaktionsschluss nicht möglich.
Das Beispiel A 46 macht deutlich, dass sich die Bruderschaft immer wieder auch sozialer Themen angenommen hat, selbst oder gerade dann, wenn ein solches Engagement nicht frei von Problemen und Konflikten war. Als größter Verein des Dorfes sahen wir uns immer wieder in der Pflicht, den Bedürfnissen Wimberns und seiner Bewohner Gehör zu verschaffen. Wir versprechen, dass dies auch in Zukunft so sein wird.