Die Generalversammlungen unserer Bruderschaft sind regelmäßig gut besucht. Am 19. März 2011 war die Teilnahme mit über 120 Vereinsmitgliedern aber Rekord verdächtig. Dieser Umstand war sicherlich vor allem der Tatsache geschuldet, dass an diesem Abend Brudermeister Edmund Schmidt nach einer geradezu unglaublich langen Zeit von 39 Jahren als Vorstandskollege ausschied. Mit einer emotionalen Ansprache verabschiedete sich Ede aus seinem Amt, die Versammlung reagierte mit stehenden Ovationen.
Der Vorstand nahm dies zum Anlass, der Bruderschaft die Berufung eines Ehrenvorstands vorzuschlagen. In der Ehrenordnung heißt es:
Zur Würdigung besonderer Verdienste um das Schützenwesen in Wimbern kann die St. Johannes Schützenbruderschaft Wimbern 1891 e.V. Mitglieder in den Ehrenvorstand berufen. Neben der Anerkennung der Verdienste soll der Ehrenbeweis die Bindung verdienstvoller Schützenbrüder an den Verein auch über das Vorstandsamt hinaus zum Ausdruck bringen.
Von dieser Möglichkeit machte die Generalversammlung 2011 regen Gebrauch und berief auf Vorschlag des Vorstands neben Ede Schmidt zehn weitere frühere Vorstandsmitglieder in den Ehrenvorstand. Es waren dies Peter Bettermann, Caspar Bilge, Gerhard Coerdt, Hubert Grundmeier, Clemens Jahn, Franz Korte, Alfred Luig, Gerd Schulte (Oesberner Weg), Willi Schulte und Heinz Schumacher. Auf über 250 äußerst aktive Jahre Vorstandsarbeit kamen diese elf Schützenbrüder. Später folgten ihnen Hubert Goeke (2013) und Martin Kirch (2014), deren Wirken ebenfalls mit der Berufung in den Ehrenvorstand gewürdigt wurde.
Ede Schmidts Nachfolge als Brudermeister trat 2011 Gerhard „Gerry“ Schulte an. Sein vorheriges Amt als Vorsitzender bekleidet seitdem Hubert Linhoff aus Brockhausen. Sie werden dabei von einem Team unterstützt, das, wie aus dem Protokoll der Generalversammlung 2011 ersichtlich ist, besonders auf die Ausgewogenheit zwischen Jung und Alt setzt. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde in der Versammlung auch eine von Christian Meier erstellte neue Internetseite der St. Johannes-Bruderschaft (www.wimbern.info), die inzwischen von Reinhold Kirch betreut wird.
Hubert und Gerry erwarben sich bald den zweifelhaften Ruf, nur „Regenfeste zu können“: Kein einziger trockener Festzug war der Bruderschaft in ihren ersten beiden Amtsjahren vergönnt.
Schon seit einigen Jahren ist das Jahresabschlusstreffen des Vorstandes mit Partnerinnen streng genommen ein Jahresanfangstreffen. Wegen der Termindichte „zwischen den Jahren“ passt es besser in die Kalender, wenn es nach Neujahr stattfindet. 2012 nahmen erstmals auch die Mitglieder des neu eingerichteten Ehrenvorstandes zusammen mit ihren Frauen an dieser Veranstaltung teil. In Wimberns Ortsgrenzen ist eine solche Feier mit über 50 Teilnehmern in einem gemeinsamen Raum und in gediegener Atmosphäre nur im Kaminzimmer der Schützenhalle möglich.
Ein kompletter Innenanstrich sowie die Umgestaltung der Wände im Thekenbereich und eine Vielzahl weiterer, kleinerer Maßnahmen nahmen im Frühjahr 2012 insgesamt vier Wochen in Anspruch. Das Innere der Halle erstrahlte also in neuem Glanz, als die drei Wickeder Bruderschaften auf Einladung ihrer Könige Andreas Giese (Wimbern), Markus Wrede (Wickede) und Jochen Bauerdick (Echthausen) eine Sternwanderung in Wimberns guter Stube abschlossen. Bei bestem Wanderwetter bewiesen die Schützen einmal mehr ihren guten Zusammenhalt in der Großgemeinde. Die Wimberner Delegation hatte die Wanderer aus Wickede und Echthausen mit dem Dorfgetränk, der „Wimbeere“, bei „Hux-Mühle“ herzlich begrüßt.
Das Schützenfest 2012 verlief gewohnt harmonisch, bescherte der Bruderschaft jedoch den spätesten und wohl auch spektakulärsten Königsschuss seit Menschengedenken. Er fand noch am selben Tag den Weg ins WDR-Fernsehen (siehe Seite 252). Der guten Ordnung und Chronistenpflicht halber an dieser Stelle lediglich ein kurzer Auszug aus dem Jahresbericht des Schriftführers Michael Schulte:
Schließlich holte sich Dennis (Fechner) nicht nur die Königswürde, sondern anschließend in der vollbesetzten Schützenhalle unter den Augen von Fernsehkameras auch den Ehesegen der eigens herbeigeeilten Standesbeamtin Regis Backs. Als frisch vermähltes Ehepaar Sabrina und Dennis Fechner erlebten die beiden dann einen ausgelassenen Schützenfestmontag, der so wohl in die Annalen der Bruderschaft eingehen wird.
Den wackeren Wimbernern sind vier Könige pro Jahr (Kinder-, Jungschützen-, Schützen- und Winterschützenkönig) offensichtlich noch immer nicht genug: Seit 2012 schießen sie nach getaner Arbeit am Schützenfest-Dienstag mit einem Luftgewehr des SSC auch noch einen „Muckenkönig“ aus. Mal abwarten, wann in Wimbern die nächste Gelegenheit zum Vogelschießen gefunden wird…
In der Generalversammlung 2013 setzte sich fort, was in Wimbern schon eine kleine Tradition ist: Die Schützen befassten sich mit einem politischen Thema. Der Jahresbericht weist dazu aus:
Zum Abschluss der Sitzung kam es unter dem Punkt „Verschiedenes“ zu einer teils sehr kontrovers geführten Diskussion um die Erklärung der Gemeinde Wickede anlässlich der geplanten Kundgebung der als verfassungswidrig eingestuften Organisation „Pro NRW“ zur Zentralen Unterbringungseinheit für Asylbewerber im ehemaligen Marienkrankenhaus Wimbern. Der Verein „Dorf Wimbern“ sah darin die Befürchtungen des Ortes Wimbern nicht ausreichend repräsentiert und erwog eine eigene, ergänzende Erklärung. Mit knapper Mehrheit entschied sich die Versammlung dafür, diese weitere Erklärung mit zu ratifizieren.
Zum Hintergrund: Als Folge der Finanzierungsreform im Gesundheitswesen hatte, wie so viele andere auch, das Wimberner Krankenhaus zum 31. Dezember 2011 aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb eingestellt. Zugleich wurden für tausende Flüchtlinge aus aller Welt Unterkünfte im Asylverfahren gesucht.
So kam es, dass die Bezirksregierung in Arnsberg die weitgehend intakte Immobilie als Flüchtlingsunterkunft einrichtete. Dies löste, nicht zuletzt wegen der geplanten hohen Zahl von 500 Menschen, in Wimbern mit seinen gut 800 Einwohnern Fragen und Sorgen aus. Der kurz zuvor im Wesentlichen zur Vorbereitung eines Dorfjubiläums gegründete Verein „Dorf Wimbern“ nahm sich dieser Sorgen an und sah sie in einer Wickeder Erklärung „Das Leben ist bunt“ nicht ausreichend berücksichtigt. Er stellte ihr eine „Wimberner Erklärung“ zur Seite. Sie unterstützt einerseits die Resolution „Das Leben ist bunt“. Andererseits ergänzt sie den Hinweis:
Am 31. Januar 2013 lebten hier 832 Menschen. Mit der geplanten Zentralen Unterbringungseinheit für Asylbegehrende (ZUE) wächst die Bevölkerungszahl innerhalb von wenigen Wochen um mehr als 60 Prozent. Wir fragen uns, wie ein Dorf wie Wimbern mit einer solchen Bevölkerungsexplosion fertig werden soll.
Inzwischen kann ein weitgehend ruhiges Nebeneinander der Wimberner Bevölkerung mit den Flüchtlingen im ehemaligen Krankenhaus festgestellt werden. Hier und da ist es auch ein zaghaftes Miteinander, das zum Beispiel beim gemeinsamen Fußballspiel auf dem Bolzplatz beobachtet werden kann. Ihren Beitrag zum interkulturellen Dialog, dies muss so offen konstatiert werden, hat die Schützenbruderschaft bisher nicht wirklich gefunden.
Doch ansonsten schaffen die Wimberner Schützen (außer Paraden) fast alles…