2004 kam es zu einem Wechsel im Amt des Vorsitzenden, der in fernerer Zukunft rückblickend vermutlich unbemerkt bleiben dürfte: Gerhard Schulte, der als Erster das Amt übernommen und es zehn Jahre lang vorbildlich ausgefüllt hatte, ging. Nicht nur in der Schützenbruderschaft, sondern auch bei der Feuerwehr und im Pfarrgemeinderat hatte er viel Verantwortung getragen. Sein Nachfolger bei den Schützen hieß – Gerhard Schulte. Kein Fehler des Chronisten, sondern ganz einfach Namensvettern aus dem Oesberner Weg und der Wiesenstraße. Eine Eintragung in das Vereinsregister erübrigte sich da eigentlich…
Neues Leben wurde im selben Jahr dem traditionellen Stangenabend eingehaucht. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war – bis auf ein kurzes Intermezzo an der Böschung in Großkettlers Wiese unter dem Kuhweg Mitte der 1960er Jahre – jeweils an der Vogelstange unter dem Wimberner Stühlchen der König ausgeschossen worden. Ede Schmidt hatte dort 1974 als Letzter die Regentschaft errungen.

Seit diesem Vogelschießen aber war die alte Vogelstange in einen 30jährigen Dornröschenschlaf gefallen. Entsprechend zugewachsen war der Platz um die Stange. In Schröders Schmiede wurde eine neue Halterung und Vorrichtung zum Senken und Aufrichten der Stange hergestellt, der Platz wurde mit Genehmigung des Eigentümers Franz Bürmann vom Stakelberg freigeschnitten und mit schweren Bruchsteinen eingefasst. Soweit das Wetter es eben zulässt, stimmen sich die Schützen seitdem wieder am Stühlchen auf die Schützenfestwoche ein – atmosphärisch ist das ein echter Zugewinn. Regelmäßig nehmen über sechzig Schützen am Stangenabend teil.

Zweifellos wichtigste Änderung in diesem an Neuerungen nicht eben armen Jahr war die offizielle Gründung der Jungschützen-Gruppe. Sie fand bereits einige Tage vor dem Stangenabend, am 14. Mai 2004, statt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass zwei junge Schützen, die dem Vorstand in der Gründungsversammlung mit deutlicher Kritik begegneten, später selbst zu den ersten Vorstandsmitgliedern aus Reihen der Jungschützen zählten. Doch davon an anderer Stelle mehr…
Der kleinen Bruderschaft Wimbern ist es bisher noch immer gelungen, einen König zu finden. Wie der Blick in die nähere und fernere Nachbarschaft leider zeigt, darf das heute keineswegs als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, und wir sind stolz und dankbar. Zum bislang allerdings letzten echten Wettkampf um die Königswürde zwischen zwei Bewerbern kam es 2004. Der Chronist berichtet:
Der Rumpf des Vogel erwies sich als äußerst zäh. So stand erst mit dem 296. Schuss der neue Schützenkönig fest. Hubert Goeke ging als strahlender Gewinner nach einem packenden Wettstreit mit Franz Josef Schriek hervor. Zur Königin nahm er sich seine Frau Annette.
Wir wollen nicht vermessen sein und freuen uns jedes Jahr aufs Neue darüber, wenn wir beim typisch Wimberner „König Beerdigen“ bei Nadermanns Hof verkünden können:
Der alte König ist tot, es lebe der neue König.
Aber es wäre schön, wenn auch unsere Kinder noch gelegentlich einen wirklichen Wettstreit und „Schusswechsel“ um den Adler erleben dürften.
Nachdem die St. Johannes-Schützen aus Wickede-Wiehagen bereits im Vorjahr zu einem gemeinsamen Jahresabschluss der drei Wickeder Bruderschaften geladen hatten, taucht diese Veranstaltung 2004 erstmals im Jahresbericht der Wimberner Schützen auf:
Mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Barger Kirche, der vom Präses unserer Bruderschaft Karl-Josef Müller zelebriert wurde, ließen die drei Wickeder Schützenbruderschaften das Jahr 2004 am Sonntag den 19. Dezember ausklingen. Anschließend traf man sich in gemütlicher Runde beim Frühstück in unserer Schützenhalle. Für einige hat dieses Frühstück bis zum späten Nachmittag gedauert.
Im jährlichen Wechsel zwischen Wickede, Wimbern und Echthausen und mit äußerst reger Teilnahme der Vorstände und Ehrenvorstände sind diese Treffen inzwischen zu einer lieb gewonnenen Tradition geworden.
Das Jahr 2005 darf im Rückblick wohl getrost als in unserer Vereinsgeschichte bedeutend tituliert werden.
So wurde der Kalender der Schützenbruderschaft St. Johannes Wimbern um gleich zwei neue Einträge erweitert, während Grundsatzdiskussionen in Versammlungen und Kamerateams durchs Dorf geführt wurden. Aber eins nach dem anderen…
Mit großem Tatendrang trat schon am Neujahrstag 2005 die Arbeitsgemeinschaft „Kosten und Erträge“ zusammen, die eigens zur Untersuchung von Sparmaßnahmen einberufen worden war. Sie bestand aus den beiden Finanzberatern Doris Bilge und Josef Goeke sowie Klaus Albert und Hans Bredendiek. Der Vorstand wurde von Detlef Carrie und Michael Schulte vertreten. Ziel war es, Einsparungen und mögliche Mehreinnahmen aufzuzeigen, um die Jugendarbeit zu intensivieren. Unter anderem wurde empfohlen, den „Tanz in den Mai“, der in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Kinderschützenfest stattfand, nicht mehr auszurichten und nach fünf Jahren den mit der Band „Take Five“ angebotenen Oldie-Abend aus dem Programm zu nehmen.

Es sollte nach Alternativen gesucht werden. Diese sollten sich mit überraschend durchschlagendem Erfolg noch im selben Jahr ergeben.
Auf heftigste Kritik der Generalversammlung hingegen stieß der Vorschlag der Arbeitsgruppe, beim Kirchgang auf die Blasmusik zu verzichten und nur mit Spielmannszug zu marschieren: Festzug zur Kirche ohne Blasmusik – undenkbar. Der offizielle Teil der Versammlung dauerte mehr als drei Stunden, und der Lärmpegel der Wortgefechte in und nach der Versammlung stieg mit jedem Glas Bier.
Wie bereits an anderer Stelle berichtet, wurde es im Jahre 2005 wieder nichts: Auch im dritten Anlauf scheiterte in der Mitgliederversammlung der Antrag, die Schützenbruderschaft für die Mitgliedschaft von Frauen zu öffnen. Erneute stimmte – wie schon in den 1970er und 1990er Jahren – die Mehrzahl der anwesenden Schützenbrüder für die Öffnung, die laut Satzung erforderliche Dreiviertelmehrheit von 76 anwesenden Mitgliedern wurde aber mit 71 Ja-Stimmen einmal mehr knapp verfehlt.

Das hinderte mehrere Dutzend Wimberner Frauen und Freundinnen aus der Nachbarschaft aber nicht daran, fröhlich und in großer Vorfreude auf das Schützenfest noch im selben Jahr einen ersten eigenen Stangenabend zu feiern, dem viele weitere folgen sollten. Auch die Schützenbrüder leisteten „Wiedergutmachung“ für das Votum gegen Frauen in der Bruderschaft, als sie „den Johannas“ wenige Jahre später eine kleine Fahne mit dem Konterfei der Hl. Johanna von Orleans überreichten.

Eine Neuerung, die auf eine Anregung unseres „Küchenchefs“ Gregor Ronzon zurückgeht und sich bis zum heutigen Tag sehr großer Beliebtheit erfreut, ist das Dorffrühstück am Schützenfest-Montag in der Halle. Dabei kommt es in vielen Gesprächen zur Einstimmung auf das Vogelschießen zu lebhaften Spekulationen, wer denn wohl neuer König wird.
Nach ordentlichem Frühstück und der anschließenden – schon traditionell ökumenischen – Morgenandacht geht es dann zum Schießen: seit 2005 auf eine frisch sanierte und baulich den neuesten Bestimmungen angepasste Vogelstange.
Am 1. August ergab sich Gelegenheit, Wimbern dem „Rest der Welt” zu präsentieren, als unser beschauliches Dörfchen dank des „Mittendrin-Teams” vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) Schauplatz und Objekt einer eigenen Reportage wurde. Insbesondere Peter Fildhaut erwies sich im Gespräch mit dem Journalisten Heinrich Buttermann als eloquenter und sachkundiger „Dorfhistoriker“. Der fertiggestellte Film durfte noch am selben Abend im WDR-Fernsehen bewundert werden.





Über das gesamte Jahr hinweg und mit einer kleinen, pfiffigen Plakataktion während des Schützenfestes sammelten die Schützen fleißig Spenden für neue Stühle. So konnten sie Anfang Dezember die beiden Adjutanten Franz-Josef Knieper und Werner Schröder mit einem LKW nach Wendlingen nahe Stuttgart schicken, um 250 nagelneue Stühle für die Schützenhalle abzuholen – und eine Übernachtung gönnten sich die beiden auch noch.
Nach dem Ende des „Tanz in den Mai“ und des Karnevalsfestes suchte der Vorstand nach Alternativen. In der ersten Vorstandsitzung des Jahres 2005 wurde beschlossen, ein ganz neues Dorffest vorzubereiten. Art und Name waren völlig offen. Da der Vorstand nicht weiter kam, wurde ein Ausschuss gebildet, dem Werner Schröder, Rainer Aßheuer, Alex Schüpstuhl, Uwe Jost und Peter Fildhaut angehörten. Das Gremium tagte zum ersten Mal am 16. März. Zu möglichen Einlagen flogen die Phantasien hin und her: vom Bullenreiten, Tauziehen, Tanz der W-Teens (Wintertanz, bekannt vom Karneval), Fackelzug bis hin zu Jägermeister-Girls. Diese Vorbereitungsabende seien wunderbare, lustige Abende gewesen, sagten die Beteiligten später. Bei vielen Vorschlägen, die gemacht wurden, legte Werner Schröder die Stirn in Falten und sagte:
Wenn wir das dem Vorstand vorschlagen, jagt man uns raus.
Kontrovers diskutiert wurde auch über den Namen eines solchen Festes, ehe sich der Vorstand auf „Winterschützenfest“ einigte. Darüber hinaus wurde entschieden, dass alle Vorstandsmitglieder in Uniform erscheinen. Geschossen werden sollte auf einen Holzschneemann.
Schwierig war die Festlegung des Termins, an dem gefeiert werden sollte: Der Ausschuss schlug vor, am 19. November 2005 zu feiern. Wegen der Überschneidung mit anderen Festen einigten sich die Beteiligten schließlich auf den 5. November. Dies war der erste Samstag nach Allerheiligen – und das ist auch heute noch der Termin, an dem alljährlich das Winterschützenfest stattfindet.
Pünktlich zu Beginn des Festes war die Halle mit (Kunst-)Schnee bedeckten Tannen geschmückt. Am Glühweinstand, der den Namen „Wimberner Wärmflasche“ trug, gab es zudem noch Kaffee und Waffeln, darüber hinaus waren weitere Stände mit winterlichen Schmankerln aufgebaut. Die Schützenhalle füllte sich langsam, und im Verlaufe des Abends zeigten auch die Skeptiker im Vorstand freudige Gesichter.

Nach den ersten winterlichen Getränken ging es nach draußen zum Schießstand. Der Holzschneemann, stilecht mit Skiern und Skistöcken, wartete darauf, abgeschossen zu werden. Bereits im Vorfeld hatte der Schützenvorstand die Losung ausgegeben: „Königswürde ohne Bürde“. Damit sollte klargestellt werden, dass die Winterkönigin oder der Winterkönig keinerlei weitere Verpflichtungen im Schützenjahr hat. Das Schneemann-Schießen, das unter Flutlicht stattfand, wurde per Videokamera in die Schützenhalle übertragen.
Am Schießstand herrschte großer Andrang. Ein knisterndes Lagerfeuer sorgte draußen für das wärmende Ambiente. Nach den Ehrenschüssen des Brudermeisters, Bürgermeisters und des amtierenden Schützenkönigs Rainer Aßheuer zeigte sich, dass viele Frauen den ersten Wimberner Schützenschneemann aufs Korn nahmen – alle instruiert von Schießmeister Detlef Carrie. Der Andrang war so groß, dass sich eine lange Schlange bildete. So etwas wünschte sich die Bruderschaft auch beim „richtigen“ Vogelschießen…

Mit dem 91. Schuss holte der 19-jährige Wimberner Jungschütze Marco Stöger unter lautem Beifall der Zuschauer den inzwischen schon sehr lädierten Schneemann aus dem Kugelfang.
Die Live-Band „Die Krachmacher“ ließ es sich nicht nehmen, den geschulterten Winterkönig mit schmetternder Fanfarenmusik abzuholen und ihn in die Halle zu begleiten. Brudermeister Ede Schmidt beglückwünschte den glücklichen Titelträger und überreichte ihm eine Plakette, einen Eimer voller Schnapsfläschchen und 50 Wertmarken.
Im Verlauf des weiteren Abends gab es noch eine sehr schöne, schwunghafte Square-Dance-Darbietung der W-Teens, der Wimberner Mädchen-Tanzgruppe.

Bei der Planung des Winterschützenfestes hatte die Bruderschaft nicht mit so einer großen Resonanz und so einer überwältigenden Stimmung bis tief in die Nacht gerechnet. Der Erlös der Veranstaltung konnte sich sehen lassen, unter anderem auch dank der Mithilfe aller Wimberner Vereine.
Somit wurde schon am Abend beschlossen, das Winterschützenfest in den Terminkalender der nächsten Jahre aufzunehmen – und in allen Folgejahren war es erfolgreich. An Tradition festhalten bedeutet nicht, keine Änderungen zuzulassen. Das Winterschützenfest ist dafür ein sehr gutes Beispiel.

Nachdem die Schützen ihrem hochgeschätzten Präses Pastor Karl-Josef Müller im Vorjahr noch zum 75. Geburtstag gratulieren konnten und bei der Feier seines Jubiläums tatkräftig mitgeholfen hatten, mussten sie ihn bereits am 17. Februar 2006 zu Grabe tragen.
Mit Fug und Recht lässt sich behaupten, dass Pastor Müller als langjähriger Bundespräses eine besondere Beziehung zu den Schützen gepflegt hatte. So ist es auch nur folgerichtig, dass es die Wimberner und Brockhauser Schützen trotz seines „nur” fünf Jahre währenden Pastorats in Barge als selbstverständlich ansahen, bei der Beerdigung ihres Präses gemeinsam mit zwei Mendener Bruderschaften die Sargträger zu stellen. Unter reger Anteilnahme der Menschen aus seiner früheren Gemeinde in Menden trugen die Schützen den Verstorbenen zum Abschied noch einmal in die Krypta von St. Vinzenz. Zuvor hatten sie außerdem gemeinsam Totenwache am Sarg ihres Pastors in der St. Johannes-Baptist-Kirche in Barge gehalten.
Seine Verbundenheit mit dem Schützenwesen, vor allem aber die Herzlichkeit, mit der er sich den Menschen zuwandte, bleiben in Erinnerung
schrieb Reinhold Kirch zurecht im Jahresbericht der Bruderschaft 2006.