Im Herbst 1980 trat Fritz Osterhaus, der die Bruderschaft sechs Jahre lang geführt hatte, von seinem Amt zurück. Während seiner Amtszeit wurde unter anderem der Hallenvorplatz gepflastert, sodass es heute auch bei ungünstigster Wetterlage möglich ist, die Schützenhalle trockenen Fußes zu erreichen. Zum neuen Brudermeister wurde der Vorjahreskönig Alfred Luig gewählt, in dessen Amtszeit das Schützendomizil sein Aussehen grundlegend verändern sollte. Erste Vorschläge zu den geplanten baulichen Veränderungen wurden von den Anwesenden bereits in der Generalversammlung am 22. November 1980 lebhaft diskutiert; dennoch sollten bis zum ersten Spatenstich am 27. August 1982 noch einige Monate ins Land ziehen.
Das lag auch an dem Ergebnis der turbulenten Generalversammlung des Jahres 1981: Trotz des positiven Bescheides der Bauvoranfrage fand der Plan eines Um- beziehungsweise Anbaus der Schützenhalle in einer ersten Abstimmung keine Mehrheit. Auch nachdem über das Für und Wider nochmals heftig und kontrovers debattiert worden war, enthielt sich ein großer Teil der Anwesenden der Stimme. Deshalb sah sich der Vorstand gezwungen, das Votum der Versammlung
als für nicht ausreichend im Sinne einer erfolgreichen Arbeit zu erklären.
Es sei ein Maß an Initiative und Eigenleistung erforderlich, das nur bei vollem Rückhalt der Schützen zu erwarten sei.
Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl niemand der Anwesenden damit gerechnet, dass nach Ablauf eines weiteren Jahres der Rohbau schon fertiggestellt sein würde. Eine der zahlreichen außerordentlichen Generalversammlungen der Vereinsgeschichte am 23. Januar 1982 brachte die notwendige breite Zustimmung der Mitglieder. Bereits am 30. Oktober wurde gemeinsam mit zahlreichen Ehrengästen Richtfest gefeiert.
Für das Schützenjahr 1982 ist noch eine weitere wichtige Veränderung zu erwähnen: Eine Satzungsänderung in der ordentlichen Generalversammlung schuf die Voraussetzung für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit der Bruderschaft. Außerdem setzte in diesem Jahr Hartmut Brutscheid als Schießmeister den Dienst seiner Familie fort: Sein Vater Fritz hatte seit 1978 das Wimberner Vogelschießen durchgeführt. Inzwischen liegt das Schießen – nach einem kurzen Intermezzo von Teutenberg aus Werl – seit 1995 in den bewährten Händen unseres Schützenbruders Friedhelm Pieper.
Rechtzeitig zum Schützenfest 1983 waren die Arbeiten am Hallenanbau abgeschlossen, sodass am 28. Mai zugleich der traditionelle Stangenabend und die Einweihungsfeier des viel gelobten Anbaus stattfanden. Dank des unermüdlichen Einsatzes zahlreicher Schützenbrüder, die fast alle Arbeiten in Eigenleistung erbrachten, blieben die Kosten für den Anbau auf 67.421 Mark beschränkt. Wie schon beim Bau der Schützenhalle in den Jahren 1966 und 1967 hatte sich der Gemeinschaftssinn der Schützen erneut bewährt. Offensichtlich verbindet gemeinsames Arbeiten genauso wie gemeinsames Feiern.
Die erstmals in „Wimberns guter Stube“ stattfindende Generalversammlung des 20. November 1983 brachte zwei wichtige Entscheidungen: Zum einen gründete sich auf Anregung des Brudermeisters Alfred Luig ein Gesangverein: Die Sänger trafen sich noch lange im vierzehntägigen Rhythmus zunächst in der Gastwirtschaft Fildhaut, nach der sie sich den Namen „Sänger vom kühlen Grunde“ gaben, später in der Schützenhalle und schließlich, nach dessen Renovierung, im Barger „Adolf-Sauer-Haus“.
Die zweite Entscheidung im Jahre 1983 bezieht sich auf die musikalische Gestaltung der Wimberner Schützenfeste: Nach langer Zusammenarbeit mit der Schützenkapelle aus dem Nachbarort Oesbern entschieden sich die anwesenden Mitglieder, im darauffolgenden Jahr dem Orchesterverein Hemer Gelegenheit zu geben, seinen ausgezeichneten Ruf unter Beweis zu stellen. Mit einer kurzen Unterbrechung währte dessen musikalische Gestaltung bis 1992. Unserer heute auch schon seit dem Jahre 2004 in Wimbern spielenden Blasmusik vom St. Marien-Blasorchester Menden gehören mehrere Musikerinnen und Musiker an, die bereits im Orchesterverein Hemer dabei waren.
Im März 1984 stellte sich Pastor Schmerbach als neuer Präses während des schon zur liebgewonnenen Gewohnheit gewordenen Altennachmittags vor. Wie humorvoll er auf seine Schäflein zuging, stellte er bei vielen Festlichkeiten, besonders aber als „Schuljunge Oskar“ beim Karneval in der Bütt unter Beweis. Diese Eigenschaft sprach sich schnell auch bis zur Presse durch, die bereits am Tag nach dem Vogelschießen 1984 berichtete:
Pastor Schmerbach hatte den spannenden Wettstreit unter der Vogelstange nach der Andacht eröffnet. Er gab damit als neuer Präses der Bruderschaft seinen gelungenen Einstand. Beim Vogelschießen schätzte man ihn aber noch mehr als brillanten Witze-Erzähler, wobei viele ihm insgeheim wünschten: unserem Pastor mögen seine Anekdoten nie ausgehen.
Die Karnevalsfeier 1985 präsentierte erstmals ein Programm, das fast nur von einheimischen Akteuren gestaltet wurde. Lediglich die „Bachstelzen“, eine Gruppe von Tänzern aus Reihen des Schützenvorstands, die bereits seit 1982 Bühnenerfahrung gesammelt hatte, waren alte Hasen.
Auch das Jahr 1986 verlief sehr harmonisch. Zu vermerken ist lediglich, dass einige Vorstandsmitglieder ihre Treffsicherheit beim Vogelschießen ebenso bewiesen wie Schriftführer Gerhard Coerdt seinen Humor, als er über sie schrieb:
Den Apfel holte sich, wie bereits im Vorjahr, Franz Korte. Wenn der so weitermacht, kann er bald eine Obsthandlung eröffnen… Vizekönig und damit Träger seiner eigenen Stiftung wurde wiederum Caspar Bilge. Ich möchte mal gerne wissen, ob er für sich oder für den Verein die Kette des Vizekönigs gestiftet hat. Hoffentlich geht er nicht eines Tages mit seiner Stiftung stiften.
Dass beim Vogelschießen neben Zielvermögen aber noch andere – nahezu übersinnliche – Dinge eine Rolle spielen, zeigte sich ein Jahr später. Der Chronist berichtet:
Der Montagmorgen begann schon recht eigenartig. Die Leute des Arbeitseinsatzes waren gerade mit ihrer Arbeit fertig, als Paul Kreutzmann mit der Pauke und Hubert Grundmeier mit den Becken zur Vogelstange zogen. Auf einmal war Hubert Grundmeier still. Was er in dieser Stille mit dem Vogel gezwitschert hat, habe ich zwar nicht verstanden, konnte es mir aber ein paar Stunden später denken. Auf jeden Fall kam er ganz verklärt vom Vogel zurück.
Um 12.20 Uhr war Hubert Grundmeier, der 25 Jahre zuvor schon einmal regiert hatte und seinerzeit der erste König aus der Nachtigall war, erneut Schützenkönig in Wimbern. Zu seiner Mitregentin wählte er Margret Backs, sodass der Graben 1988 – wenn auch mit einem Jahr Verspätung – doch noch zu dem Festzug kam, den heftige Niederschläge 1987 verhindert hatten. „Am Tag, als der Regen kam“ wartete eine andere „Grabenkönigin“, Gabi Dümpelmann, mit ihrem König Horst Blome vergeblich auf das Antreten der Schützen.
In der Generalversammlung 1987 schied Willi Schulte, der von 1957 an insgesamt 25 Jahre drei Brudermeistern als Adjutant zur Seite gestanden hatte, aus dem Vorstand aus und wurde auf Beschluss der Mitglieder zum Ehrenadjutanten ernannt.
Von Oktober 1987, als Pastor Schmerbach Barge verließ, bis zum Amtsantritt durch Pastor Rapp im Dezember 1990, war das Pfarrhaus verwaist. Nicht aber die Schützenbruderschaft, die von Pater Kohler und den Mendener Geistlichen, insbesondere von Dechant Müller und Pastor Lingemann, sehr gut betreut wurde.
1988 war ein sehr ereignisreiches Vereinsjahr: So wurden zum Beispiel in reger Eigenleistung Sanierungsarbeiten an der Schützenhalle durchgeführt, die unser Domizil nicht nur optisch stark aufwerteten, sondern auch seine Bausubstanz entscheidend vor Witterungseinflüssen schützen. Auch innerhalb der Halle wurde kräftig gearbeitet, denn eine Erneuerung der Sanitäranlagen war dringend erforderlich. Alle diese Aufgaben wurden rechtzeitig bis zu einem Konzert des Orchestervereins Hemer im April bewältigt.
Das Singen der „Ode an die Freude“ am Schützenfest-Samstag blieb eine Episode. Der im Jahre 1988 vor historischer Kulisse zunächst auf Nadermanns Hof, später vor den zu Wohnungen umgebauten Stallungen des alten Hofes Gurris/Korte gespielte „Große Zapfenstreich“ wurde bis zum Jahre 2011 zu einer festen Einrichtung.
Dieses feierliche Musikstück hat seinen Ursprung bereits im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648), genauer gesagt im Schwedischen Krieg (1630 bis 1635), in dem sich der schwedische König Gustav Adolf und Wallenstein, der die Truppen des habsburgischen Kaisers Ferdinand II. befehligte, gegenüberstanden. Wie in einer so langen kriegerischen Auseinandersetzung nicht anders zu erwarten, sank die Moral der Truppe zusehends. Um diesen Auflösungserscheinungen Einhalt zu gebieten, ließ Wallenstein allabendlich ein Signal blasen, das den Marketendern bedeutete, den Zapfen an den Fässern zu schließen. Wie es zu der Bezeichnung „Zapfenstreich“ kam, erklärt Klemens Pröpper in dem Heft „Das Arnsberger Schützenwesen“ folgendermaßen:
Der Profos (Wachoffizier) und seine Waibel (heute Feldwebel) gingen von Zelt zu Zelt und zogen mit Kreide zwei breite Kreuzstriche oder Streiche über Tonnen (Fässer) und Zapfen, deren vorzeitige Entfernung mit strengen Strafen bedroht war. So hat sich aus dem ersten Kreidestrich über den Zapfen der feste Begriff „Zapfenstreich“ gebildet…
Doch trotz dieser Maßnahme unterlag das Heer Wallensteins 1632 in der Schlacht bei Lützen. Der protestantische Monarch Gustav Adolf jedoch fiel in dieser Schlacht. Wer weiß, ob sich andernfalls in einem verträumten Örtchen namens Wimbern im Jahre 1891 eine katholische Bruderschaft hätte gründen können?
Ein wesentlicher Bestandteil des Zapfenstreiches, der die Flöten- und Trommelsignale ergänzt, wurde übrigens erst im Deutschen Befreiungskrieg gegen das napoleonische Frankreich im Jahre 1813 ergänzt: König Friedrich Wilhelm III. von Preußen hörte, wie im Lager der verbündeten Russen im Anschluss an den Zapfenstreich das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ gesungen wurde. Er zeigte sich von diesem Gesang so beeindruckt, dass er befahl, dieses Abendsignal auch bei den preußischen Truppen einzuführen.
Doch nach diesem kurzen historischen Exkurs zurück zum Schützenfest 1988: Mit den drei Festtagen war der Tatendrang einiger der wackeren Schützen offensichtlich noch nicht erschöpft. Im Jahresbericht ist vermerkt:
Über 30 Schützenbrüder bewiesen am Muckentag, daß sie ihr Pulver noch nicht verschossen hatten. Nach dem Säubern von Halle und Bierfässern überkam sie ein solcher Appetit, daß sie, trotz eines reichhaltigen Mahls, nicht nur die von Caspar Bilge gestifteten Würste, sondern auch den Hut des Hallenwartes Wilfried Lemkemeyer anschnitten. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als ein innerbruderschaftliches Bierwagen- und Kühldroschkenunternehmen seinen Betrieb aufnahm.
Erwähnenswert ist auch noch, dass im August die Feierlichkeiten aus Anlass des 100jährigen Bestehens der befreundeten Nachbarbruderschaft St. Sebastian Brockhausen besucht wurden und dass die Wimberner „Freizeitszene“ im gleichen Jahr um ein weiteres Angebot bereichert wurde: Eine Tischtennis-Interessengemeinschaft trifft sich – allerdings mit einer längeren Unterbrechung – seither einmal wöchentlich in der Schützenhalle.
Die Generalversammlung 1989 überraschte die teilnehmenden Mitglieder: Der amtierende Brudermeister Alfred Luig stellte den Antrag, bereits ein Jahr vor Ablauf seiner Amtszeit von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Nach langer und kontroverser Diskussion wurde seinem Antrag mit großem Bedauern stattgegeben.
Die Nachfolge Alfred Luigs als Brudermeister trat das langjährige Vorstandsmitglied Caspar Bilge an, der sich auch als Conférencier des Wimberner Karnevals bewährt hatte.
Nachdem das äußere Erscheinungsbild unserer Schützenhalle in tatkräftiger Eigenleistung durch zahlreiche Umbaumaßnahmen erheblich aufgewertet worden war, konnte 1990 – dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Großgemeinde Wickede – das Halleninnere in Angriff genommen werden. Die Fenster der Südseite wurden zugemauert und die der Nordwand, auch im Interesse der Anwohner, durch Schall hemmende Verglasung ersetzt.
Erstmals hielt 1990 mit Pastor Peter Fischer ein evangelischer Geistlicher gemeinsam mit dem katholischen Präses der Wimberner Bruderschaft – seinerzeit der unvergessene Pater Alois Kohler – die Morgenandacht am Schützenfest-Montag. Eine inzwischen 25jährige ökumenische Tradition also, die unser heutiger Präses Thomas Metten (seit 2013) und Pastor Dr. Christian Klein von der evangelischen Kirchengemeinde (seit 2010) ebenso fromm wie geistreich und humorvoll fortsetzen.
Zu dieser guten Entwicklung der Ökumene in der Bruderschaft gehört auch eine Änderung ihrer Satzung im Jahre 1991. Der Ökumene tat es übrigens auch keinerlei Abbruch, dass Pastor Fischers Schritt bei den Festzügen als durchaus eigenwilliges Marschieren bezeichnet werden darf – dieser Gang ist es wohl, der gemeint ist, wenn im Sauerländer Platt vom „Schlockern“ die Rede ist.
Meist erleben die Schützen bei ihren Veranstaltungen eine rege Teilnahme aus dem Dorf. Wenn es mit der Resonanz doch einmal daneben geht, findet der Schriftführer dafür noch humorige Worte. So beispielsweise beim Konzert des Hemeraner Orchestervereins, der unsere Schützenfeste jahrelang mit wunderbarer Blasmusik begleitete, im Jahre 1990. Schriftführer Gerhard Coerdt kommentierte später:
Musikalisch war das Frühlingskonzert ein Leckerbissen. Die Zuhörerzahl war jedoch geringer als im Vorjahr – schade… Ich würde sagen, dass dieses Konzert geplatzt und in die Hose gegangen ist. Jetzt weiß ich endlich was ein Platzkonzert ist. Für die nähere Zukunft ist aus dem Vorstand keiner mehr bereit, seine Zeit und Arbeitskraft für ein solches Konzert zur Verfügung zu stellen, denn sie haben Angst, dass daraus ein Kammerkonzert werden könnte, und den Kammerdiener will keiner spielen.
Tatsächlich dauerte es bis 2006, ehe das nächste Konzert in der Wimberner Schützenhalle stattfand.
Apropos Musik in der Schützenhalle: Die Geräuschbelästigung der Nachbarschaft nahm seit dem Bau der Halle 1966/67 kontinuierlich zu. Zum einen, weil die Installation einer Heizung im Jahre 1976 eine ganzjährige Nutzung ermöglichte, zum anderen, weil die Technik zur Beschallung der Halle ganz erhebliche Fortschritte machte. Um also die Schall- und Wärmeisolierung zu verbessern, installierte die Bruderschaft 1990 neue Fenster zur Wiesenstraße hin und ersetzte die Fenster hinter der Theke durch Mauerwerk.
Überhaupt 1990: In gespannter Vorfreude blickte die Bruderschaft ihrem 100jährigen Bestehen entgegen. Baukommission und Festkomitee waren voller Tatendrang. Alles das fasste Gerhard Coerdt später in einem sechsseitigen Jahresbericht zusammen, der als ein Gesamtkunstwerk an hintersinnigem Humor eigentlich durch Abdruck in voller Länge gewürdigt werden müsste. Das würde den Rahmen dieser Chronik aber sprengen, sodass hier nur die Passage zum Vogelschießen zum Besten gegeben werden soll, zumal sich hier viel Schützenprominenz in die Annalen eingetragen hat:
Vizekönig wurde Alfred Luig. Ist es Zufall oder liegt hier ein Tauschgeschäft vor? Das, was Alfred Luig früher war, ist heute Caspar Bilge (Vizekönig in Serie, Anmerkung der Redaktion), und das, was Caspar Bilge früher war, ist heute Alfred Luig. Das Zepter errang der kurzsichtige Hauptmann Peter Bettermann: Er sagte, er hätte auf den Apfel geschossen. Kein blinder Fisch war unser Hallenwart Wilfried Lemkemeyer (genannt Fisch wegen seiner Herkunft von der Waterkant, Anmerkung der Redaktion), er schoß den Apfel ab.
An jeder Ecke sprach man vom Jubelkönig, und viele tippten schon früh auf Josef Goeke. Diese Meinung bekam jedoch schnell einen Dämpfer, denn es ging das Gerücht um: ´Josef musste in den Stall, da eine Kuh kalbte.´ Auch ich fing an, die Sache zu glauben und zu notieren, wenn ich nicht zufällig in das Gesicht unseres Brudermeisters und Gerüchtemachers Caspar Bilge geschaut hätte. Ein Schützenbruder kam ganz aufgeregt und sagte, wie wir den Josef Goeke einfach hätten gehen lassen können, bei der kalbenden Kuh hätten doch bestimmt andere geholfen. Ich weiß nicht, ob sich dieser Schützenbruder Sorgen um den Verein oder um sich gemacht hat, dass er eventuell zur Stange gebeten worden wäre. (Ich will keinen Namen nennen, da es sich um meinen Schwager handelt.) Auf jeden Fall hatte Caspar Bilge mit seinem Gerücht erreicht, dass die kalbende Kuh von Josef Goeke groß in der Presse erschien.
Um 11.05 Uhr kam die Sonne und auch Joesef Goeke wieder, und um 11.13 Uhr machte Josef langsam ernst. Dabei wurde er von seinem Onkel Alfons, der ja bereits Jubelkönigserfahrung hatte, tatkräftig beraten und unterstützt. 12.13 Uhr – bömmes, da lag der Vogel unten – mit dem 180. Schuss wurde Josef Jubelkönig. Alfons Goeke war wie gesagt Jubelkönig beim 75-jährigen Schützenfest. Man kann also sagen, alle Jubeljahre gibt es einen Goekenkönig…
Zum Aufräumen am Dienstag noch folgende Ergänzung:
Damit der Bericht nicht zu lang wird, will ich zum Muckentag nicht mehr viel schreiben. Nur soviel sei erwähnt: Einige zuckten und duckten sich vor dem häuslichen Gewitter. Andere aber juckten sich am Kopf und muckten bzw. schluckten in der Halle, diese hatten am nächsten Tag Beschwerden mit der Galle. Der Wetterbericht vom Mittwoch lautete: Während sich die Duckmäuser langsam von ihrem Tief erholten, kamen die Schluckspechte vom Muckentag nicht hoch.
Ganz schön anstrengend, so ein komplettes Schützenfest…
Der Beginn des Jubiläumsjahres 1991 brachte zunächst keinen Grund zu ausgelassener Freude: Die für den 9. Februar geplante Karnevalsfeier wurde unter dem Eindruck der am 16. Januar ausgebrochenen Kämpfe am Persischen Golf nach Absprache zwischen den beteiligten Vereinen und Akteuren einvernehmlich abgesagt. Damit musste nach den beiden Weltkriegen wieder einmal einer schrecklichen Entwicklung und der schmerzlichen Erkenntnis Rechnung getragen werden, dass sich auch das Vereinsleben einer Schützenbruderschaft nicht in einem gesellschaftlichen und politischen Vakuum abspielt, sondern untrennbar in die Geschehnisse der Zeit eingebunden ist.
Weil kein Karnevalsfest vorzubereiten war, konnte der Umbau im Inneren der Halle bereits im Januar 1991 abgeschlossen werden. Die erste Handzeichnung der neuen Hallendecke und des abgehängten Deckenbereichs über der Theke trug die ebenso versehentliche wie treffende Überschrift „Schützenhalle der Schützenbrudersaft Wimbern“. Der Schießclub gab dem Ganzen einen strahlenden letzten Anstrich.
Im Rahmen des Festaktes zum 100jährigen Jubiläum bezeichneten die Vertreter der Freizeitsportgemeinschaft Wimbern unser Domizil als „die schönste Schützenhalle Deutschlands“.
Zumindest gefühlt ist das für viele Wimberner bis heute so.