Das Schützenfest vom 30. und 31. Mai 1897 wäre aufgrund des normalen Verlaufs gar nicht eigens erwähnt worden, hätte nicht die „Mendener Zeitung“ am 1. Juni 1897 auf so eindrucksvolle Art und Weise auf Bekanntheit und Beliebtheit der Wimberner Feste bei der Mendener Bevölkerung aufmerksam gemacht:
Unser am Sonntag und Montag stattgehabtes Schützenfest reihte sich seinen Vorgängern früherer Jahre würdig an. Wie früher, so hatte auch diesmal Menden einen beträchtlichen Teil zu den uns Besuchenden gestellt. Das Fest verlief in der animiertesten Weise.
Wie schon anhand der zuletzt beschriebenen Feste erkennbar ist, wurde der Termin noch nicht dauerhaft für ein bestimmtes Wochenende im Jahr geplant, sondern in der Generalversammlung, die meist im April vorher stattfand, jeweils neu festgelegt. In der Regel fand das Schützenfest dann in der Zeit von Anfang Juni bis Mitte Juli statt. Eine gewisse Tendenz auf ein relativ frühes Schützenfest ist aber deutlich zu erkennen.
Auffällig in den folgenden Jahren ist auch, dass die Musikvergabe häufig wechselte:
- 1893 bis 1895: Malkowsky, Arnsberg
- 1896 bis 1899: Wetschewald, Menden
- 1900 bis 1902: Wickeder Feuerwehrkapelle
- 1903 bis 1906: Malkowsky, Arnsberg
- 1907 bis 1908: Wickeder Feuerwehrkapelle
- 1909: Malkowsky, Arnsberg
- 1910: Kapelle Schmelzer, Wickede
Die außerordentliche Generalversammlung im Februar 1898 war nur dem Thema Hallenbau vorbehalten.
Bislang fand das Fest unter dem Zelt statt, das die Wimberner Schützen in all den Jahren aus Voßwinkel geliehen hatten. Obwohl der Verein noch sehr jung war, kam der Wunsch nach einer eigenen „feststehenden Halle“ auf.
Jener Heinrich Beringhoff, der sich 1893 auf dem Brett in der Wimberner Schule verewigt hatte, legte hierzu einen Plan vor und erstellte den Kostenvoranschlag. Er belief sich auf die damals gewaltige Summe von 2660,92 Mark. Dieser Preis muss in Relation zum jährlichen Überschuss (zumeist der Festgewinn) gesehen werden. In den Jahren vorher lag der Gewinn nur einmal über 100 Mark, 1895 hatte der Verein sogar ein geringfügiges Minus erwirtschaftet. Da bedurfte es schon einiges Mutes, sich auf eine solch teure Anschaffung einzulassen.
Die Entschlossenheit und die Weitsicht der damaligen Schützenbrüder ist mit dem Handeln der Schützenbrüder in den Jahren 1966 und 1967 zu vergleichen, als es um den Bau der zweiten Halle an der Wiesenstraße ging. Ohne Widerspruch wurde in der damaligen Generalversammlung von 1898 dem Bauvorhaben zugestimmt. Drei Plätze standen zur Abstimmung:
- das Grundstück an der Vogelrute (heute 150 m westlich von Korte, Feldweg 40),
- beim Vorsteher Goeke (heute Schumacher, Arnsberger Str. 57),
- bei der Witwe Fildhaut auf dem Hof (heute Fildhaut, Arnsberger Str. 48).
Mit überwältigender Mehrheit entschied sich die Generalversammlung für den Hof bei der Witwe Fildhaut als Bauplatz. Gebaut wurde die Halle aber beim Vorsteher Goeke. Es ist heute nicht mehr zu klären, welche Gesichtspunkte für den anderen Standort ausschlaggebend waren und wie die abweichende Entscheidung zustande kam. Weder das Protokollbuch noch das Kassenbuch machen diesbezüglich irgendeine Aussage. Tatsache aber ist, dass die Halle unverzüglich gebaut wurde. Die Baukosten beliefen sich auf 2475,96 Mark und lagen damit unter denen des Kostenvoranschlages.
Glücklicherweise fiel der Gewinn im Jahre 1898 ungewöhnlich hoch aus (315,14 Mark), sodass, zusammen mit den Rücklagen aus den vorherigen Jahren, ein Teil der Baukosten bezahlt werden konnte. Es blieb aber immer noch ein Fehlbetrag von 1536,42 Mark. Diese Summe liehen sich die Schützen vom Landwirt und Ortsvorsteher Anton Goeke zu einem Zinssatz von 3,5 Prozent. Die Zinsen tauchen im jährlichen Kassenbericht bis 1914 ordnungsgemäß auf (1899: 53,76 Mark; 1904: 30,10 Mark; 1909: 16,38 Mark und 1914: 17,50 Mark).
Der jährliche Gewinn wurde vom Schützenverein zur Schuldentilgung eingesetzt. Noch im Jahre 1912, also immerhin 14 Jahre nach dem Bau der Halle, belief sich der Schuldschein auf 500 Mark.
Wie dieser restliche Fehlbetrag dann weiter behandelt wurde, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Nach 1914 tauchen die Schulden weder als Rückzahlung noch als Schenkung oder sonst irgendwie auf. Im Gegenteil: Nach 1912 weist der Kassenbestand Überschüsse aus, die festverzinslich bei der Sparkasse Voßwinkel und später auch bei der Kreditbank Menden angelegt wurden.
Dass der Verein so lange mit diesen Schuldscheinen belastet war, lag natürlich auch daran, dass die Festgewinne in einigen Jahren recht dürftig waren (1899: 38,37 Mark; 1900: 40,15 Mark). Die Gründe dafür sind vor allem darin zu suchen, dass die Schützenbrüder von Anfang an in ihren Generalversammlungen beschlossen, nahezu alle Arbeiten für das Schützenfest und die Halle gegen Entgelt zu vergeben, um sich auf das Feiern zu konzentrieren. Dabei handelte es sich vor allem um Arbeiten, die von den Mitgliedern hätten selbst geleistet werden können – und später auch wurden. Vergeben wurde beispielsweise das „Einfrieden des Festplatzes“. Darunter verstanden die Schützen, die Grenzen des Festplatzes einzuzäunen und mit Birkenbüschen abzustecken, damit der Zutritt nur am Eingang mit Kartenhäuschen erfolgen konnte. Für dieses Einfrieden wurden 10 bis 20 Mark gezahlt.
Auch das „Aufschlagen der Tische und Bänke“ wurde gegen Bezahlung vergeben (rund 18 Mark). Unter dem ‚Aufschlagen‘ ist zu verstehen, dass die Beine für Tische und Bänke wie Zaunpfähle fest in den Untergrund geschlagen wurden und darauf die Bretter als Tischplatte oder als Sitzbank ‚aufgeschlagen‘ wurden. Zudem wurden Fußbodenbretter verlegt. All diese Arbeiten hatten nur für die Festtage Wert und Bestand. Danach wurde abgebaut und im nächsten Jahr neu aufgeschlagen.
In der Zeit zwischen den Schützenfesten in Wimbern wurde die nach vorne offene Halle für die Lagerung von Stroh und das Unterstellen landwirtschaftlicher Geräte genutzt. Natürlich war Landwirt Anton Goeke der größte Nutznießer der Halle – immerhin stand sie auf seinem Grund.
Doch auch andere Wimberner Familien wie Beringhoff und Schüpstuhl lagerten dort ihr Stroh ein – und auch so mancher wandernder Handwerksbursche wird sicher im trockenen Stroh ein kostenloses Schlafplätzchen gefunden haben.
Doch trotz der relativ hohen Schulden investierte der Verein auch in der Zeit seit 1898 in die eigene Halle:
- 1906 wurde beschlossen, „an der Festhalle einen Raum als Speisesaal anzubauen“
- 1909 wurde ein Schornstein an den Küchenraum der Halle gebaut
- 1910 wurde das Dach, mit dessen Undichtigkeit häufig gekämpft wurde, neu asphaltiert.